• 01.10.2025, 12:23:05
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Neuer Bericht belegt erstmals das Ausmaß von „Littering“ in Österreich

Für 66 Prozent der Bevölkerung wird nicht genug gegen das achtlose Wegwerfen von Müll unternommen.

Präsentation des 1. Österreichischen Littering Reports beim
Pressegespräch in Wien.
Wien (OTS) - 

Das Problem des „Littering“ – also des achtlosen Wegwerfens von Abfällen – ist in Österreich größer als bisher belegt. Der heute vorgestellte 1. Österreichische Littering-Report kombiniert erstmals repräsentative Umfrageergebnisse mit einer landesweiten Datenerhebung und zeigt: Jährlich landen rund 15.000 Tonnen Abfälle auf Straßen, öffentlichen Plätzen und in der Natur und müssen von Gemeinden und Freiwilligen eingesammelt werden. „Der neue Bericht enthält solide Handlungsempfehlungen und soll es Entscheidungsträger:innen ermöglichen, evidenzbasierte Maßnahmen gegen Littering zu setzen“, sagte ÖSTERREICH SAMMELT-Sprecher Andreas Pertl bei der Präsentation in Wien.

Der 1. Österreichische Littering-Report ist die erste Publikation, die das Ausmaß des achtlosen Wegwerfens von Abfällen in Österreich systematisch dokumentiert. Er verbindet die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage mit einer umfassenden Datenerhebung bei den Gemeinden zu Art und Menge der gelitterten Abfälle im öffentlichen Raum. Damit liegt eine fundierte Basis vor, auf die Gemeinden, Politik und Wirtschaft bei der Planung von Maßnahmen zurückgreifen können.

Konkret wurde dokumentiert, dass jährlich rund 15.000 Tonnen Abfälle per Hand eingesammelt werden – überwiegend durch kommunale Reinigungen, ergänzt durch ehrenamtliche Flurreinigungsaktionen. Diese Menge entspricht dem jährlichen Abfallaufkommen einer 30.000-Personen-Gemeinde. Am häufigsten betroffen sind Städte, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, Veranstaltungen stattfinden und öffentliche Flächen intensiv genutzt werden.

„Die Entleerung öffentlicher Restmüllbehälter und die manuelle Straßenreinigung – also das Aufsammeln von gelittertem Abfall – kostet den Städten und Gemeinden jedes Jahr rund 200 Millionen Euro“, berichtet Ferdinand Koch, Geschäftsführer der VÖA – Vereinigung öffentlicher Abfallwirtschaftsbetriebe. „Das sind Mittel, die wir eigentlich sehr gut an anderer Stelle einsetzen könnten.“

Michael Bartmann, Bundeskoordinator der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, betont: „Der Report belegt nun erstmals in Zahlen, dass Littering ein ernstzunehmendes Problem ist. Klar ist: Für ein sauberes und lebenswertes Umfeld unserer Bevölkerung müssen bestehende Maßnahmen weitergeführt, aber auch neue Ansätze gesucht werden, um Littering so weit wie möglich zu reduzieren.“

Wie häufig bestimmte Produkte gelittert werden

Von den untersuchten Produkten landen Zigarettenstummel am häufigsten in der Umwelt – laut Datenerhebung werden rund 183 Millionen Stück pro Jahr weggeräumt. Dahinter folgen Sackerl und Folien (ca. 62 Mio.), Getränkebecher (13 Mio.) und Lebensmittelverpackungen (11 Mio.). Es handelt sich um Hochrechnungen aus den dokumentierten Littering-Mengen – die Dunkelziffern sind weitaus höher. Eine Schätzung des Umweltbundesamts geht davon aus, dass jährlich mindestens drei Milliarden Zigarettenstummel unsachgemäß entsorgt werden.

Im Bereich der Kunststoffflaschen wurde mit 1. Jänner 2025 ein Pfandsystem eingeführt, um Littering zu reduzieren, denn diese Gebinde zählten bislang ebenfalls zu den am häufigsten gelitterten Kunststoffverpackungen.

„Die Österreichischen Gemeinden, aber auch die Wirtschaft engagieren sich schon seit Jahren, Littering zu reduzieren und die Bevölkerung dahingehend zu sensibilisieren. Der neue Report zeigt aber deutlich, dass es weiterhin großen Handlungsbedarf gibt, um Vermüllung noch weiter zu reduzieren und unser aller Umfeld sauber und lebenswert zu halten“, sagt Andreas Pertl, Geschäftsführer der Verpackungskoordinierungsstelle und Sprecher der Initiative von ÖSTERREICH SAMMELT.

Wie die Bevölkerung Littering sieht

Eine repräsentative Befragung von 2.096 Personen durch das Market Institut im Auftrag von ÖSTERREICH SAMMELT verdeutlicht zugleich, dass Littering auch für die Bevölkerung keineswegs ein Randthema ist. Mehr als acht von zehn Menschen in Österreich (84 Prozent) ärgern sich „sehr“ oder „etwas“ über Müll auf Straßen oder in der Natur. Knapp ein Drittel (31 Prozent) hat den Eindruck, dass die Vermüllung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Gleichzeitig geben 49 Prozent an, selbst schon einmal Abfälle achtlos entsorgt zu haben – meist Kaugummis (46 Prozent), Zigarettenstummel (39 Prozent) oder Essensreste (35 Prozent). Während für das eigene Littering-Verhalten vorwiegend praktische Gründe und Unachtsamkeit genannt werden, wird über andere vor allem gesagt, sie seien zu faul oder gleichgültig (je 72 Prozent) und entsorgen deshalb ihre Abfälle nicht ordnungsgemäß. Zwei Drittel (66 Prozent) der Bevölkerung finden, dass nicht genügend gegen Littering unternommen wird. Wirksame Maßnahmen sind aus ihrer Sicht insbesondere mehr Aufklärung, höhere Geldstrafen und die Verpflichtung, dass Verursacher:innen selbst bei der Reinigung mithelfen müssen.

Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse von Datenerhebung und Umfrage machen deutlich, an welchen Stellen Maßnahmen ansetzen sollten. Auf dieser Basis formuliert der Report vier konkrete Empfehlungen, wie Gemeinden, Politik und Gesellschaft dem Littering-Problem begegnen können.

„Aufklärung bleibt der wichtigste Hebel – besonders bei jungen Zielgruppen, die früh für richtige Entsorgung sensibilisiert werden müssen. Ebenso braucht es attraktive Mehrwegalternativen, eine konsequente Optimierung der Entsorgungsinfrastruktur und die Ausschöpfung bestehender Strafmöglichkeiten. All diese Maßnahmen zusammen können das Littering-Problem wirksam eindämmen“, so Andreas Pertl.


Johannes Pressl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes:

„Für die Gemeinden ist der Littering-Report eine wertvolle Grundlage. Er zeigt erstmals in Zahlen, welche Mengen an Abfällen wir Jahr für Jahr beseitigen müssen und welche Kosten dadurch entstehen. Diese Daten helfen uns, das Problem sichtbar zu machen und gemeinsam mit Bund, Ländern und der Bevölkerung gezielt Lösungen zu entwickeln. Klar ist: Saubere Orte sind ein zentrales Anliegen der Gemeinden – und dafür braucht es verlässliche Fakten und die Unterstützung aller.“

Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes:

„Die Städte sind besonders betroffen: Wo viele Menschen leben und öffentlicher Raum intensiv genutzt wird, entstehen auch mehr Abfälle. Der Littering-Report liefert uns erstmals eine fundierte Datengrundlage, um diese Belastung auch belegbar zu machen. Für die Städte ist das ein wichtiger Schritt, um Maßnahmen gezielt zu planen und die öffentliche Diskussion auf eine sachliche Basis zu stellen.“


Hinweis für Medien: Andreas Pertl, Michael Bartmann und Ferdinand Koch stehen für Interviews zur Verfügung

Zum Littering-Report:

Dieser Report ist Teil der Letztverbraucherinformation zu Einwegkunststoffprodukten gemäß § 20 (1) Verpackungsverordnung und wird aus den durch die österreichischen Wirtschaftsbetriebe aufgebrachten Zuschlägen bzw. Kostenersätzen finanziert.

Über ÖSTERREICH SAMMELT

Die Initiative ÖSTERREICH SAMMELT informiert über alle Themen rund um das Vermeiden, Trennen, Sammeln und Recyceln von Verpackungen und schafft Bewusstsein, um das achtlose Wegwerfen von Abfällen in unserer Umwelt zu verhindern. Organisatorin von ÖSTERREICH SAMMELT ist die Verpackungskoordinierungsstelle (kurz VKS), ein Tochterunternehmen des Umweltbundesamtes (UBA) im Wirkungsbereich des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK).

Träger der Initiative sind die in Österreich genehmigten Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen:

  • ARA – Altstoff Recycling Austria AG

  • Austria Glas Recycling GmbH

  • Bonus Holsystem für Verpackungen GmbH & Co. KG

  • European Recycling Platform (ERP) Austria GmbH

  • Interzero Circular Solutions Europe GmbH

  • Reclay Systems GmbH

Presseunterlagen

Unter diesem Link können der 1. Österreichischer Littering Report sowie weiteres Pressematerial heruntergeladen werden:

Rückfragen & Kontakt

Florian Lems
Telefon: 0699-11613887
E-Mail: presse@oesterreich-sammelt.at
Website: https://www.oesterreich-sammelt.at

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