• 01.10.2025, 12:06:37
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Fact-Checking-Konferenz: Der Wert von Fakten

APA-Event beleuchtete, wie faktische Berichterstattung heute gelingen kann – APA-CR Scholl: Demokratie braucht das Einstehen für das Recht auf Fakten

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Wien (OTS) - 

Die dritte Auflage der von der APA – Austria Presse Agentur veranstalteten Fachtagung „The Future of Fact Checking" widmete sich gestern, Dienstag, umfassend den Fragen, wie, wo und warum Fakten vermittelt werden können und sollen. Die hochkarätig besetzten Panels und Vorträge im Wiener Tech Gate wurden von ORF-Redakteur Stefan Lenglinger moderiert.

Demokratien seien verwundbar, konstatierte etwa APA-Chefredakteurin Maria Scholl in ihren Begrüßungsworten: „Der Begriff ‚alternative Fakten‘ ist gut gealtert und wir sind umstellt von ihnen wie von einer Mauer.“ Die Profession des Faktencheckens sei eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass für eine funktionierende Demokratie alle an einer faktenbasierten Erzählung teilhaben müssen. Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa zeichnete per Videobotschaft ein düsteres Bild und warnte: Ohne Fakten verliere man nicht nur Journalismus und Demokratie, sondern zudem die geteilte Realität; derzeit sei eine „Schlacht um Fakten“ im Gange.

Kabarettist Thomas Maurer gab in seiner Keynote einen unterhaltsamen Einblick in seine Erfahrungen mit Deep Fakes, Verschwörungstheorien und diversen Social-Media-Plattformen. Zu dortigen Umgangskultur stellte er die Frage, welche Vorstellung eigentlich unheimlicher sei: „Dass das alles nicht mehr echte Menschen sind oder dass echte Menschen sowas schreiben?“

Neben Maurer widmeten sich in der anschließende Panelrunde Jana Meixner, Autorin bei Medizin transparent, Regisseur Friedrich Moser, der zuletzt den Dokumentarfilm „How to Build a Truth Engine“ veröffentlichte und Lea Pichler, Projektmanagerin von FÄKT, einer Social-Media-Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Frage, wie Fakten vermittelt werden können. Die Herausforderungen seien heute gerade für Jugendliche groß, vor allem weil sich das Gehirn noch in der Entwicklung befinde, hielt etwa Pichler fest. Storytelling sei essenziell, um die eigenen Inhalte auch zu vermitteln: „Eine falsche Geschichte kann man nicht mit Fakten widerlegen, sondern nur mit einer besseren Geschichte“, betonte Meixner. Moser hob die Wichtigkeit europäischer Alternativen und Plattformen hervor: „Es wird uns nicht gelingen, die US-Konzerne zu regulieren.“

Zum Start des Nachmittags präsentierte Florian Schmidt, Leiter des APA-Faktencheck-Teams, Tipps und Einblicke aus seiner praktischen Arbeit: Einerseits die Bilder-Rückwärtssuche, mit der Bilder und Videosequenzen auf ihre Herkunft geprüft werden können, anderseits die intelligente Browser-Suche mittels Verwendung von Operatoren. Weiters gab er einen Überblick über die Schulungen und Awareness-Initiativen von APA-Faktencheck.

Im zweiten Panel des Tages diskutierten Christoph Köttl, Journalist bei der New York Times, Stephan Mündges, Koordinator des European Fact Checking Standards Network (EFCSN) und Mariam Tsitsikashvili, Faktencheckerin beim Think-Tank GRASS in Georgien unter anderem die globalen Arbeitsbedingungen für Faktenchecker:innen. Tsitsikashvili bot dabei Einblicke in die Arbeitsrealitäten in einem Land, das in den letzten Jahren stark in eine autoritäre Richtung abgerutscht ist: „Jeder einzelne Fakt, den wir zu einem politisch sensiblen Thema publizieren, ist ein Sicherheitsrisiko und kann potenziell zu Anzeigen und Gefängnisstrafen führen.“ Die Situation in den USA sei im journalistischen Alltag für ihn noch stabil, berichtete Köttl, doch: „Das Klima und wie Politiker:innen hier über die Presse und Journalist:innen sprechen, macht aber traurig, frustriert und erschöpft uns.“ Auch Mündges bewertete die gegenwärtige Situation pessimistisch und sieht etwa alarmierende Entwicklungen bei den Tech-Giganten. Doch er verwies auch auf positive Entwicklungen und sieht die Aufgabe von Journalismus darin, „qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, auf die die Menschen zurückgreifen können.“

Im abschließenden Panel der Fachtagung debattierten Buchautorin und Kolumnistin Ingrid Brodnig, Christo Buschek, Investigativ-Journalist bei Der Spiegel und Senior Fellow der Mozilla Foundation, Rechtswissenschaftler Matthias Kettemann und die Leiterin des ORF-Verification-Teams Helene Voglreiter darüber, ob Fact Checking überhaupt Sinn mache. Für Voglreiter stellt sich die Gegenfrage: „Was ist die Alternative?“ Ohne Faktenchecks würde nur die Falschmeldung stehen bleiben, was handfeste Auswirkungen in der Realität habe. „Paradoxerweise kann das Diskutieren über Desinformation auch dazu führen, dass sie erfolgreicher ist, als sie sein müsste. Deshalb ist die Medienkompetenz auch so wichtig“, ergänzte Kettemann. In punkto Regulierungen sah Brodnig die EU zwar einerseits auf dem Papier auf einem guten Weg, die neuen Regeln, die unter anderem im Digital Services Act festgeschrieben seien, müssten aber erst mit Leben erfüllt werden. Für die Zukunft hielt Buschek fest, dass sich Technologien und Werkzeuge des Faktenchecks zwar ändern würden, die dahinterstehenden Grundprinzipien und Werte aber unverändert bleiben – daran gelte es festzuhalten.

Das Event wurde von der Austrian Development Agency, dem Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport, der Österreichischen Nationalbank, der Stadt Wien und der Vienna Insurance Group unterstützt.

Die Veranstaltung zum Nachsehen in Video und Bild ist verfügbar unter: https://apa.at/blog/the-future-of-fact-checking-2025-nachlese/

Am Vorabend der Konferenz fand als Pre-Event ein Filmscreening von „How to Build a Truth Engine“, der sich mit dem Kampf gegen Fake News befasst, mit Regisseur Friedrich Moser im Burgkino statt.

Weitere Bilder in der APA-Fotogalerie

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