- 01.10.2025, 12:04:04
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Volkshilfe: 10 Jahre Fluchtbewegung, 10 Jahre „Voices for refugees“ am Wiener Heldenplatz
Fenninger erinnert an die Großkundgebung und das Konzert mit 200.000 Teilnehmer*innen. Seither wurden viele Erfolgsgeschichten geschrieben.

Die große Fluchtbewegung nach Europa ist zehn Jahre her. Die Bilder von erschöpften Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, die 2015 in Österreich ankamen, sind uns allen in Erinnerung geblieben. Viele Menschen packten ihre Autos mit Wasser, Decken und Lebensmittel voll und fuhren an die Grenzen, um zu helfen. Auf den Bahnhöfen entwickelte sich sehr rasch eine zivilgesellschaftliche Infrastruktur. Für den Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, „kann sich dieses starke Zeichen der Menschlichkeit, diese enorme Solidarität und Hilfsbereitschaft jederzeit wiederholen. Das war eine Sternstunde der Zivilgesellschaft.“
Voices for refugees
Um die damalige positive Willkommensstimmung zu verstärken veranstaltete die Volkshilfe gemeinsam mit Veranstaltungsmanager Ewald Tatar und vielen Unterstützer*innen am 3. Oktober 2015 am Wiener Heldenplatz die Abschlusskundgebung einer von vielen solidarischen Initiativen und Vereinen aus ganz Österreich getragenen großen Demonstration – „Voices for Refugees“. Die Toten Hosen, Konstantin Wecker, Soap&Skin, Salah Ammo, Zucchero, Seiler und Speer, Bilderbuch, Maschek, Thomas Stipsits, Conchita und noch viele mehr traten auf. Es war eine der größten Kundgebungen der Zweiten Republik.
Erfolgsgeschichten
Viele der schutzsuchenden Menschen, die damals in Österreich blieben haben Arbeit gefunden, einige auch bei der Volkshilfe. Raghda Alkabalan kam 2015 mit ihrem minderjährigen Sohn aus Syrien nach Österreich und war in einem Wohnprojekt untergebracht. Sie war die einzige Frau unter mehr als 40 Männern, bemühte sich täglich, so schnell als möglich Deutsch zu lernen. Heute ist sie eine der wichtigsten Stützen als Dolmetscherin für geflüchtete Menschen in Oberösterreich und österreichische Staatsbürgerin. Wasiullah Naseri ist 2015 aus Afghanistan gekommen. Er hat eine Ausbildung zum Heimhelfer gemacht und arbeitet jetzt in einem Wohnprojekt der Volkshilfe als Betreuer. Er ist Österreicher, verheiratet, hat Kinder und ist glücklich, wie er selbst sagt. Abas Noori hat in den letzten zehn Jahren nicht nur eine Lehre als Restaurantfachmann abgeschlossen, er ist auch diplomierter Sozialpädagoge, stolzer Österreicher und arbeitet als Flüchtlingsbetreuer in einem Wohnpark. Tarek Naamo kam als BWL-Bachelor aus Damaskus/Syrien und ist heute sowohl Staatsbürger als auch Betreuer in mehreren Projekten wie „Integration durch Arbeit“ und „Starthilfe zur Integration“. Einige Beispiele von vielen, die für eine gelungene Integration stehen.
Heute prägen rassistische Narrative Sozialpolitik-Debatte
In den vergangenen zehn Jahren haben sich Österreich und Europa verändert. Schutzsuchende Menschen werden pauschal als „Illegale“ gebrandmarkt, Rechte und rechtsextreme Parteien verwenden Migrant*innen als Sündenbock für alle gesellschaftlichen Problemstellungen, die Festung Europa wird errichtet. „Wir erleben gerade wieder Zeiten, in denen rassistische Narrative den sozialpolitischen Diskurs durchdringen. Es wird unterstellt, dass Geflüchtete arbeitsunwillig sind und Sozialsysteme ausnutzen“, hält Fenninger mit großer Sorge fest. Er verweist darauf, dass Forschung und Praxis der sozialen Arbeit ein anderes Bild zeigen: „Geflüchtete haben es oft schwer mit dem Arbeitsmarkteinstieg und sind deshalb zu Beginn auf Sozialhilfe angewiesen. Der Grund liegt nicht in mangelnder Motivation, sondern darin, dass die von uns geforderte Integration inklusive Sprachförderung ab dem ersten Tag lange nicht realisiert wurde“, stellt Fenninger abschließend fest.
Rückfragen & Kontakt
Volkshilfe Österreich
Ulrike Schöflinger
Telefon: 0676 83 402 247
E-Mail: ulrike.schoeflinger@volkshilfe.at
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