• 01.10.2025, 09:16:02
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Rückegassen in Wäldern erholen sich nur langsam - Bodengesundheit nach fast zwei Jahrzehnten weiterhin beeinträchtigt

Forschende empfehlen, die befahrene Fläche so klein wie möglich zu halten und ein festes Netz an Rückegassen zu verwenden.

Wien (OTS) - 

Auch nach fast 20 Jahren sind die Folgen von Forstmaschinen noch messbar: Eine aktuelle Studie in Soil Biology and Biochemistry zeigt, dass sich Bodenstruktur und Regenwurmpopulationen in verdichteten Rückegassen – den Fahrspuren von Holzerntemaschinen – nur teilweise erholen. Zwar ist die oberste Bodenschicht nach knapp zwei Jahrzehnten wieder weitgehend intakt, darunter verlaufen die natürlichen Erholungsprozesse jedoch deutlich langsamer.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Befahrung von Waldböden auf ein Minimum zu reduzieren und auf dauerhaft festgelegte Rückegassen zu konzentrieren“, sagt Erstautor Maximilien Behringer, Doktorand an der BOKU University.

Für die Untersuchung arbeiteten Forschende der BOKU, der Agroscope Reckenholz (Schweiz) und der KU Leuven (Belgien) zusammen. Sie verglichen Rückegassen unterschiedlichen Alters – frisch befahren und 18 Jahre alt – mit unbefahrenen Waldflächen in der Flyschzone des Wienerwalds. Flysch ist eine Gruppe oft tonreicher Sedimentgesteine, die sich in Österreich vom Bregenzerwald bis in den Wienerwald erstreckt. Die daraus entstehenden Böden gelten als besonders empfindlich: Unter dem Druck von schweren Erntemaschinen wie Harvester und Forwarder werden sie leicht verdichtet.

Diese Verdichtung verändert zahlreiche zentrale Bodeneigenschaften. Sie beeinträchtigt nicht nur die Bodenstruktur (die räumliche Anordnung der Bodenbestandteile), sondern auch die Lebensraumfunktion für Tiere wie Regenwürmer. Ist der Boden einmal verdichtet, kann er wichtige Aufgaben im Ökosystem – etwa Wasseraufnahme, Gasaustausch oder das Bereitstellen von Lebensraum für Wurzeln und andere Bodenorganismen – nur noch stark eingeschränkt erfüllen.

Um diese Effekte sichtbar zu machen, nutzten die Forschenden zwei Ansätze: Sie erfassten die Regenwurmpopulationen vor Ort und die Bodenstruktur mithilfe von dreidimensionaler Röntgentomographie an Proben, die vorsichtig aus dem Boden entnommen wurden. Die Ergebnisse zeigen drastische Folgen direkt nach der Befahrung: Auf den Rückegassen waren fast keine Regenwürmer mehr zu finden, und die Bodenstruktur war stark verändert. In 5 Zentimetern Tiefe blieb nur etwa ein Viertel der groben Poren, die in den Röntgenaufnahmen sichtbar sind, erhalten. In 15 Zentimetern Tiefe war es sogar weniger als ein Sechstel. Diese groben Poren sind besonders wichtig für die Wassereinsickerung und die Belüftung des Bodens. Zudem veränderte sich die Ausrichtung der Poren: Aus einem ursprünglich gut vernetzten, ungerichteten System wurde eine horizontal ausgerichtete, nahezu undurchlässige Schicht. Dadurch bleibt dem Bodenleben im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg.

In den Bodenflächen, die sich 18 Jahre von der Befahrung erholen konnten, zeigte sich ein gemischtes Bild: Die obersten 5 Zentimeter hatten sich weitgehend erholt, doch in 15 Zentimetern Tiefe waren die negativen Veränderungen noch klar nachweisbar. Interessanterweise waren in den 18 Jahre alten Rückegassen sogar mehr Regenwürmer zu finden als auf den unbefahrenen Kontrollflächen. Grund dafür ist, dass die verdichtete tiefere Schicht Wasser staut und so für höhere Feuchtigkeit sorgt. Gleichzeitig sammelt sich in den eingetieften Fahrspuren mehr Laub an – eine Nahrungsquelle für Regenwürmer. Lediglich die Anzahl tiefgrabender Regenwurmarten blieb reduziert.

„In alten Rückegassen bildet sich zwar eine biologisch sehr aktive Schicht direkt unter der Oberfläche, doch die tieferen Schichten bleiben verdichtet und beeinflussen den Oberboden weiterhin“, so Behringer. „Das macht deutlich, wie lange die Effekte der Befahrung nachwirken.“ Deshalb empfehlen die Forschenden, die befahrene Fläche so klein wie möglich zu halten, ein festes Netz an Rückegassen zu verwenden und bei nassen Bedingungen besonders vorsichtig zu sein. Wo möglich, sollte der Ernteeinsatz auf Zeiten mit trockenen Bodenverhältnissen verschoben oder auf bodenschonende Seilgeräte zurückgegriffen werden. Nur so lassen sich langfristige Schäden vermeiden, die Bodengesundheit erhalten und die Produktivität sowie ökologischen Funktionen der Wälder sichern.

Zur Studie:

A long road to soil health restoration: earthworms and soil structure show partial recovery in 18-year-old forest skid trails
https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2025.109953

Gefördert durch den Österreichischen Waldfonds mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Förderungsnummer 101724.

Fotos:
©BOKU / Max Behringer
https://bokubox.boku.ac.at/#c381ff24260ece257a4ef53469138b04

Wissenschaftlicher Kontakt:

DI Maximilian Behringer
Institut für Waldökologie sowie
Institut für Alpine Naturgefahren
BOKU University
E-Mail: maximilian.behringer(at)boku.ac.at
Tel.: +43 1 47654 91200

Rückfragen & Kontakt

BOKU University
Bettina Fernsebner-Kokert, BA
Telefon: +43 66488586531
E-Mail: bettina.fernsebner@boku.ac.at

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