- 30.09.2025, 12:09:32
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Leuchtturmprojekt für frauenspezifische Suchtbehandlung und integrierte Versorgung in Wien
Gesundheitsgreisslerei ausgebaut – einzigartiges Projekt in ganz Österreich
Wien setzt einen weiteren Meilenstein in der Suchthilfe: Die Gesundheitsgreisslerei in Favoriten wurde nach einem Ausbau neu eröffnet. Die Einrichtung ist österreichweit einzigartig, da sie sich ausschließlich an suchtkranke Frauen richtet. Mit einem multiprofessionellen Team aus Psychotherapie, Psychologie, Medizin, Sozialarbeit und Kunsttherapie bietet sie ein gendersensibles Setting, das auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen eingeht.
„Die Perspektive auf die Medizin wurde überwiegend aus einer männlichen Wahrnehmung eingenommen. Das ist problematisch, weil ein geschlechterspezifischer Zugang für die physische und psychische Gesundheit unumgänglich ist. Die Stadt Wien arbeitet hier konsequent dagegen an und schafft mit der neu eröffneten Gesundheitsgreisslerei - neben den Frauengesundheitszentrum - einen weiteren Grundpfeiler.
Suchterkrankungen sind nach wie vor tabuisiert und mit vielen Vorurteilen behaftet. Besonders Frauen haben oft Angst, ihre Probleme offen anzusprechen – aus Scham, aus Sorge vor Stigmatisierung oder vor dem Verlust des Sorgerechts. Die Gesundheitsgreisslerei bietet ein geschütztes Umfeld, in dem Frauen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Wien geht hier österreichweit voran“, betonte Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Katrin Gaal.
„Wer nutzt die Angebote und wie funktioniert das eigentlich?“
Seit ihrer Erst-Eröffnung Ende 2020 haben rund 500 Frauen die Angebote genutzt, der Bedarf ist groß: Bereits drei Monate nach dem Start war die Einrichtung nahezu voll ausgelastet. Dr.in Barbara Schreder-Gegenhuber, Geschäftsführerin des SHH und Leiterin der Einrichtung fasst das Angebot so zusammen: „Das Konzept verbindet unsere Expertise in der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen mit einem feministischen, frauenspezifischen Ansatz, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und bewährten Methoden basiert. So entsteht ein stabiler Rückzugs- und Schutzraum, in dem Frauen eine individuell abgestimmte Behandlung und Betreuung erhalten.“
Auf die Frage hin, wer das Angebot nutzen kann und wie das funktioniert, erklärt Dr.in Schreder-Gegenhuber: „Unser Angebot ist für alkohol- sowie drogenabhängige Frauen ab 18 Jahren konzipiert. Wir bieten ambulante multiprofessionelle Betreuung und Behandlung, bei der Patientinnen wöchentliche bis zweiwöchentliche Termine in Anspruch nehmen, bis hin zur hochfrequenten Ganztägig ambulanten Therapie mit täglichem Angebot.“ Die Abklärung des Bedarfs sowie Zuweisung im Bereich Alkohol erfolgt über das Regionale Kompetenzzentrum der Suchthilfe Wien, bei Problemen mit illegalisierten Substanzen kann frau sich direkt an die Gesundheitsgreisslerei wenden. In einem unverbindlichen Erstgespräch wird abgeklärt, welches Angebot passend ist.
Integrierte Versorgung als Wiener Weg
„Mit der Gesundheitsgreisslerei zeigen wir, wie moderne Suchthilfe funktioniert: integriert, niederschwellig und bedarfsgerecht. Sie ist Teil des wienweiten Programms Alkohol. Leben können. und ein wichtiger Baustein für die Versorgung suchtkranker Menschen in unserer Stadt“, erklärte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Mehr als 13.600 Personen wurden in den letzten 10 Jahren im Rahmen des Programms Alkohol. Leben können beraten, behandelt und betreut. Das Erfolgsprogramm wird gemeinsam finanziert von der Pensionsversicherung Österreich, der Österreichischen Gesundheitskasse und der Stadt Wien. Begleitende Studien zeigen deutliche Verbesserungen: Bei rund 40 Prozent der Teilnehmenden verbesserte sich der Gesundheitszustand, bei 53 Prozent das Konsumverhalten.
„Integrierte Versorgung bedeutet, dass nicht die Krankheit, sondern die Person im Mittelpunkt steht. Verschiedene Einrichtungen arbeiten eng zusammen, um medizinische, psychische und soziale Bedürfnisse gleichermaßen zu berücksichtigen. Damit erhöhen wir die Qualität der Versorgung und erleichtern den Zugang zu Hilfe“, so Lochner.
Bezirksvorsteher Marcus Franz unterstrich die Bedeutung für Favoriten: „Mit dieser Einrichtung im Herzen unseres Bezirks setzen wir ein starkes Zeichen gegen Stigmatisierung und erleichtern betroffenen Frauen den Weg zu Hilfe und Therapie.“
Hintergrundinfos und Entstehung
Die Gesundheitsgreisslerei wird vom Schweizer Haus Hadersdorf (SHH) betrieben, einer seit 1998 anerkannten gemeinnützigen Einrichtung, die auf Therapieangebote bei Abhängigkeitserkrankungen spezialisiert ist. Die Idee der Gesundheitsgreisslerei entstand aus der langjährigen praktischen Erfahrung in der Arbeit mit suchtkranken Frauen. In bestehenden Versorgungssystemen werden oftmals die Bedürfnisse der Zielgruppe nicht und nicht ausreichend abgedeckt. Neben dem Faktor Sicherheit umfasst das Konzept der Gesundheitsgreisslerei auch, dass im Rahmen der Behandlung sensible Themen wie Stigmatisierung, Gewalt oder Trauma offen angesprochen werden können.
Das Schweizer Haus Hadersdorf ist Teil des Wiener Sucht- und Drogenhilfenetzwerks.
Rückfragen & Kontakt
Büro Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál
Stephan Grundei
Pressesprecher
Tel.: 0676/8118 98057
E-Mail: stephan.grundei@wien.gv.at
Tatjana Gabrielli
Psychosoziale Dienste in Wien - Leitung Kommunikation
Büro des Koordinators für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der
Stadt Wien
Telefon: +43 676/8118-87308
E-Mail: tatjana.gabrielli@psd-wien.at
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