• 30.09.2025, 08:00:03
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Illegale Jagd auf Wachteln im Burgenland aufgedeckt

BirdLife Österreich fordert Jagdstopp auf Wachtel

wien (OTS) - 

Die Jagd auf die europaweit gefährdete Wachtel ist in Österreich nur im Burgenland erlaubt. Eine aktuelle mehrtägige Recherche im Bezirk Neusiedl/See durch BirdLife Österreich zeigt den massiven Einsatz illegaler elektronischer Klangattrappen bei der Jagd. Die dokumentierte Verbreitung dieser illegalen Praxis, selbst direkt angrenzend an den Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel, lässt laut BirdLife befürchten, dass die meisten Wachteln im Burgenland mittels rechtswidriger Methoden gejagt werden. Daher fordert die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich ein sofortiges Ende der Bejagung und eine konsequente Reform der Jagdaufsicht.

Nachdem BirdLife Österreich in den letzten Jahren vielfach Hinweise auf den Einsatz illegaler Klangattrappen im Bezirk Neusiedl am See erreicht haben, hat die Vogelschutzorganisation heuer erstmals gezielt die Verbreitung dieser Praxis untersucht. In der ersten Septemberhälfte waren BirdLife-Teams in mehreren Nächten vor Ort unterwegs, um die Situation zu dokumentieren. Dabei konnten insgesamt zwölf aktive Lockgeräte für die Wachtel in fünf Jagdrevieren festgestellt werden. An den Folgetagen dokumentierten die Teams an denselben Standorten aktive Jagd. „Das ist ein klarer Beleg, dass die Geräte gezielt für die Bejagung der im Bestand stark rückläufigen Wachteln eingesetzt wurden“, so Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.

Verstöße gegen Jagdrecht und Vogelschutz

Elektronische Klangattrappen sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie ebenso wie nach den österreichischen Jagdgesetzen strikt verboten, da sie es ermöglichen, Vögel in großen Mengen anzulocken und zu töten. „Diese Geräte spielen nachts unablässig Vogelrufe ab, wodurch ziehende Vögel zur Rast in der Nähe des vermeintlichen Artgenossen bewogen werden“, so der Experte Hohenegger: „Sobald es wieder hell ist, werden die Tiere vom scheinbar sicheren Rastplatz aufgescheucht und erschossen. Eine illegale Jagdpraxis, die gestoppt gehört!“

Die Wachtel – kleinster Hühnervogel Europas im Rückzug

Die Wachtel, der mit nur etwa 100 Gramm mit Abstand kleinste heimische Hühnervogel, hat in Österreich in den letzten 25 Jahren etwa die Hälfte ihres Bestands verloren ( minus 56 % von 1998 bis 2024 laut österreichischem Brutvogelmonitoring). Sie steht auch auf der Europäischen Roten Liste als „potenziell gefährdet“. Aufgrund der europaweit abnehmenden Bestände und der recht hohen Abschusszahlen stuft die EU-Kommission die Jagd auf die Wachtel als „wahrscheinlich nicht nachhaltig“ ein und empfiehlt eine Einstellung, bis ein geregeltes Jagdmanagement etabliert ist. Das Burgenland ist das einzige Bundesland Österreichs, in dem die Wachtel noch gejagt werden darf.

Auffällige Abschusszahlen

Ein Blick in die offiziellen Jagdstatistiken unterstreicht die Brisanz: Zwischen 2021 und 2023 wurden im Burgenland – vor allem in den Bezirken Neusiedl, Oberpullendorf und Güssing – jährlich etwa 500 bis 700 Wachteln erlegt, obwohl die Jagdzeit nur den September umfasst. „Die recht hohen Abschusszahlen machen vor dem Hintergrund unserer Rechercheergebnisse Sinn. Anhand der Stichprobe müssen wir davon ausgehen, dass pro Jahr im Burgenland mehrere hundert Male Klangattrappen eingesetzt werden und die allermeisten Wachteln mithilfe dieser verbotenen Methode getötet werden“, rechnet Hohenegger vor.

Forderungen von BirdLife Österreich

Die dokumentierten Verstöße lassen erkennen, dass die an sich legale Wachteljagd in manchen Gebieten durchwegs mit dem Einsatz illegaler Klangattrappen verbunden ist. BirdLife Österreich fordert daher einen sofortigen Jagdstopp auf diese Art, auch in Einklang mit der Einschätzung der EU-Kommission.

Dringend erforderlich ist außerdem eine Reform des Jagdaufsichtssystems, das in Bezug auf die Wachteljagd weitgehend versagt hat und jahrelang nicht in der Lage war, dieser Praxis wirksam vorzubeugen. „Dass es Reviernachbarn oder befreundeten Jagdaufseher:innen schwerfällt, sich gegenseitig zu kontrollieren und sanktionieren, ist menschlich verständlich. Dass die Politik dieses mangelhafte Aufsichtssystem bis heute nicht für reformwürdig hält, ist das eigentliche Problem!“, so Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.

Neben der nicht abreißenden Serie von Abschüssen streng geschützter Greifvogelarten selbst in der Nationalparkregion unterstreicht auch die Situation um die Wachteljagd die Notwendigkeit unabhängiger, revierfremder Jagdaufseher:innen, um den Einsatz illegaler Methoden wirksam zu verhindern.

Nur durch klare gesetzliche Rahmenbedingungen und deren konsequente Kontrolle durch unabhängige Aufsichtsorgane kann sichergestellt werden, dass die Jagd in Österreich gesetzeskonform und weidgerecht ausgeübt wird.

Rückfragen & Kontakt

BirdLife Österreich
Dr. Susanne Schreiner
Telefon: +43 (0) 699 181 555 65
E-Mail: susanne.schreiner@birdlife.at

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