• 29.09.2025, 10:30:36
  • /
  • OTS0064

Verschollenes Sigmund Freud-Porträt von Wilhelm V. Krausz aufgefunden

Vermutlich NS-Raubgut: Das Bild galt als verschollen, befindet sich tatsächlich im Jüdischen Museum Wien - dort war nicht bekannt, dass es sich um das Original handelt.

Sigmund Freud, Porträt von Wilhelm Victor Krausz, 1936, im Besitz
des Jüdischen Museums Wien
Wien (OTS) - 

Die Recherchen für die Sonderausstellung „Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts“ im Sigmund Freud Museum führten zu einer sensationellen Entdeckung: Das im Jüdischen Museum Wien gezeigte Freud-Porträt des Wiener Künstlers Wilhelm Victor Krausz ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Originalgemälde von 1936. Alexander Freud erwarb das Bild noch im Entstehungsjahr und musste es 1938 auf der Flucht vor dem NS-Regime in Wien zurücklassen.

Die Geschichte des Originals

1936 malte Krausz den damals schon weltberühmten Sigmund Freud in seinem Sommerdomizil in Grinzing. Neben dem „Original“, das Freuds Bruder erstand, fertigte der bekannte Wiener Porträtist noch zwei Atelierskopien an. Nach dem „Anschluss” 1938 flüchtete Alexander Freud über die Schweiz nach Großbritannien und emigrierte 1940 nach Toronto, Kanada, wo er 1943 verstarb. In den Nachkriegsjahren blieb die intensive Suche nach den verlorenen Familienstücken erfolglos, letzte Spuren finden sich auf einem Gestapo-Bescheid für die Beschlagnahmung des gesamten Mobiliars von Alexander Freud aus dem Jahr 1940.

Neueste Entdeckung

Erstmals wurde das Bildnis 2006 im Wiener Auktionshaus im Kinsky aus einer „österreichischen Privatsammlung” in die USA verkauft. 2019 wurde es im selben Auktionshaus ein weiteres Mal angeboten und von den Freunden des Jüdischen Museums für seine ständige Sammlung angekauft. Trotz sorgfältiger Überprüfung konnte damals nicht festgestellt werden, dass es sich bei dem Werk um Raubkunst bzw. das Original handelt. Das Kuratorinnenteam des Sigmund Freud Museums stieß 2025 im Zuge der Recherchen zur Ausstellung „Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts“ auf eine der Öffentlichkeit bisher nicht zugängliche Fotografie von der Wohnung Alexander Freuds. Darauf ist das originale Porträt zu sehen, das mit dem Gemälde im Jüdischen Museum übereinzustimmen scheint.

Monika Pessler, Direktorin des Sigmund Freud Museums: „Private Fotografien aus einem Album von Alexander Freuds Sohn Harry zeigen das Porträt in Alexanders Wohnung, das zahlreiche Übereinstimmungen mit dem Bild im Jüdischen Museum Wien aufweist. Das lässt den Schluss zu, dass die Bilder ident sind. Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, Sammlungen und Bestände immer wieder aufs Neue zu erforschen, um historische Tatsachen bewusst zu machen oder auch zu hinterfragen.“

Bernhard Brandstätter, Leiter der Abteilung Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum Wien, wurde als Experte hinzugezogen und kommt auch zum Schluss, dass es sich nach eingehendem Vergleich der Fotografie mit dem Gemälde im Jüdischen Museum Wien nur um ein und dasselbe Bildnis handeln kann.

Diesen neuen Erkenntnissen entsprechend wandte sich die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Barbara Staudinger, gemeinsam mit dem Sigmund Freud Museum mit einer Anfrage an das Auktionshaus im Kinsky in der Hoffnung, mehr über die Provenienz des Gemäldes herauszufinden. In einem weiteren Schritt wird der Fall der Wiener Restitutionskommission übergeben werden.

„Die Provenienzgeschichte der Sammlungsobjekte ist für das Jüdische Museum Wien von zentraler Bedeutung. Dank kontinuierlicher Forschung kommen auch heute noch neue Erkenntnisse ans Licht, denn es ist nicht nur unsere Pflicht, sondern auch unser ausdrücklicher Wunsch, geraubtes Eigentum zu restituieren“, so Barbara Staudinger.

Das originale Freud-Bildnis ist als Leihgabe ab 24. Oktober in der Sonderausstellung im Sigmund Freud Museum zu sehen.

Der Fall Freud: Ausstellungsrecherchen & Archivfunde

Mit der Sonderausstellung „Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts“ beleuchtet das Sigmund Freud Museum die letzten Monate der Familie Freud im nationalsozialistischen Wien und erzählt die Geschehnisse in den Jahren danach. Neben dem Verbleib des Krausz-Bildes konnten bei den Recherchearbeiten weitere zentrale Fragen der Freud-Forschung geklärt werden. Bisher unbekannte Dokumente und Archivfunde bezeugen den Umgang des NS-Regimes mit Sigmund Freud und seinen Geschwistern: Erpressung, Raub und Ermordungen wurden minutiös geplant durchgeführt.

Die Sonderausstellung „Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts“ wird am 23. Oktober 2025 eröffnet.

Das Pressegespräch zur Ausstellung findet am 22. Oktober um 10 Uhr im Sigmund Freud Museum statt. Die Kuratorinnen der Ausstellung, die Direktorin des Sigmund Freud Museums Monika Pessler sowie die Direktorin des Jüdischen Museums Barbara Staudinger und Dr. Brandstätter vom Dorotheum Wien, stehen bei diesem Pressetermin zur Verfügung.

Pressekonferenz "Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts"

Datum: 22.10.2025, 10:00 Uhr

Art: Pressetermine

Ort: Sigmund Freud Museum
Berggasse 19
1090 Wien
Österreich

Rückfragen & Kontakt

Sigmund Freud Privatstiftung
Anna Narodoslawsky
Telefon: 01-3191596-21
E-Mail: a.narodoslawsky@freud-museum.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel