- 26.09.2025, 12:07:32
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Ein starkes Netz: Caritas und Politik feiern 35 Jahre Psychosoziales Zentrum Wiener Neustadt
35 Jahre für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Wiener Neustadt. Schwertner: „Psychische Gesundheit ist eine Frage der Gerechtigkeit und darf kein Tabuthema bleiben.“
Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Belastungen in Österreich. Laut Statistik Austria sind rund 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens betroffen. Dennoch bleibt der Zugang zu adäquater Versorgung für viele Menschen erschwert. „Das Psychosoziale Zentrum war vor 35 Jahren eine konkrete, niederschwellige Antwort auf eine Versorgungslücke – und es ist bis heute ein unverzichtbarer Baustein in der psychosozialen Landschaft geblieben“, sagte Caritasdirektor Klaus Schwertner anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten im Beisein zahlreicher politischer Vertreterinnen und Vertretern von Land und Stadt am Freitag. In seiner Rede verwies er auf eine Erhebung des Berufsverbands Österreichischer Psychologinnen und Psychologen aus dem Jahr 2020, die deutlich macht, dass sich eine große Zahl Betroffener notwendige Behandlungen oft nicht leisten kann. „Kostenlose, sozialpsychiatrische Angebote wie das Psychosoziale Zentrum der Caritas sind daher enorm wichtig. Gerade in einer Zeit, in der psychische Gesundheit zunehmend unter Druck gerät, braucht es Angebote, die für alle zugänglich sind – unabhängig von Einkommen oder sozialem Status. Gemeinsam mit starken Partnern an unserer Seite wollen wir diesem Auftrag auch in Zukunft gerecht werden. Die große Nachfrage zeigt: Der Bedarf ist weiterhin vorhanden.“
14.460 Klienten-Kontakte im Jahr: Steigende Nachfrage nach Unterstützung
Mit aktuell drei Clubs reagiert die Caritas in Wiener Neustadt auf den wachsenden Bedarf. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 80 Klientinnen und Klienten betreut – so viele wie noch nie zuvor. Die durchschnittliche, tägliche Besucherzahl lag bei rund 60 Personen. Insgesamt wurden im Vorjahr insgesamt 14.460 Kontakte verzeichnet. Auch das laufende Jahr 2025 zeigt eine deutlich steigende Nutzung: Mit 91 betreuten Klientinnen und Klienten stößt das bestehende Angebot zunehmend an personelle und räumliche Grenzen. „Die Clubs des Psychosozialen Zentrums bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen einen sicheren Raum für Stabilisierung und Lebensqualität. Sie bieten Tagesstruktur, sinnvolle Beschäftigung und Unterstützung im Alltag – das gibt Halt und Orientierung. Durch regelmäßige Betreuung tragen wir dazu bei, Rückfällen und Klinikaufenthalten vorzubeugen. Damit leistet das Psychosoziale Zentrum einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung zahlreicher Lebensbiografien“, betonte Schwertner.
Neben den drei psychosozialen Clubs bietet das PSZ auch Wohnangebote mit unterschiedlichem Betreuungsbedarf. Dazu zählen sieben teilbetreute Wohngemeinschaften mit insgesamt 26 Plätzen sowie zwei vollbetreute Wohngruppen mit 20 Plätzen. Ergänzt wird das Angebot durch 38 Tagesstättenplätze und 13 Tagesbetreuungsplätze im Wohnen. Der ganzheitliche Ansatz – vom betreuten Wohnen über Tagesstruktur – ermöglicht individuelle und lebensnahe Unterstützung.
„Niemanden alleinlassen“: Dank an Unterstützer und Fördergeber
„Nahezu vier von zehn Menschen in Österreich erleben im Laufe ihres Lebens eine psychische Erkrankung – und doch ist das Thema noch immer mit Scham behaftet. „Wenn wir uns ein Bein brechen, suchen wir selbstverständlich medizinische Hilfe. Doch Erkrankungen der Psyche werden oft verschwiegen“, so Schwertner. Er appelliert: „Niemand soll mit seelischem Leid allein bleiben. Es braucht nicht nur konkrete Hilfe, sondern auch mehr Sichtbarkeit und Offenheit im Umgang mit psychischer Gesundheit“, betont Schwertner. Diese Unterstützung sei nur dank eines starken Netzwerks möglich – mit dem Land Niederösterreich, der Stadtgemeinde und vielen engagierten Partnerinnen und Partnern. Die Jubiläumsfeier sei daher auch Anlass, zurückzublicken und Danke zu sagen: für 35 Jahre gelebte Solidarität mit Menschen, die lange unsichtbar blieben.
Klaus Schneeberger, Bürgermeister Wiener Neustadt:
"Das Psychosoziale Zentrum ist ein wesentlicher Bestandteil des städtischen Miteinanders. Mein Dank gilt allen, die sich hier einbringen und seit vielen Jahren für die Menschen da sind. Als Bürgermeister freut es mich sehr, dass wir uns bei so sensiblen Aufgaben auf kompetente Partner verlassen können. Ich gratuliere sehr herzlich zum Jubiläum und wünsche allen Verantwortlichen weiterhin viel Kraft beim Erfüllen dieser für unsere Gesellschaft so wichtigen Aufgaben."
Vizebürgermeister Gerhard Ullrich in Vertretung von Landesrat Susanne Rosenkranz:
„35 Jahre Psychosoziales Zentrum – das ist ein Jubiläum, das weit mehr bedeutet als bloß eine Zahl. Seit über drei Jahrzehnten finden hier Menschen in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung, Begleitung und neue Perspektiven.
Dieses Haus ist ein Ort der Stabilität, der Menschlichkeit und der Hoffnung. Gerade in einer Zeit, in der psychische Erkrankungen zunehmen und noch immer mit Vorurteilen behaftet sind, leistet das Psychosoziale Zentrum in Wiener Neustadt unverzichtbare Arbeit – für Betroffene, deren Familien und für die gesamte Gesellschaft.
Unser gemeinsames Ziel muss es sein, diese wichtige Einrichtung auch in Zukunft finanziell, personell und gesellschaftlich abzusichern, damit sie weiterhin vielen Menschen Halt geben kann.“
Klubobmann Kurt Hackl, in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner:
„Jeder Mensch braucht die offenen Augen eines anderen, um sich selbst sehen zu können – und genau das lebt das Psychosoziale Zentrum seit 35 Jahren. Diese Einrichtung schenkt Menschen nicht nur Betreuung, sondern vor allem Gemeinschaft, Orientierung und neue Perspektiven. Dieses Jubiläum ist deshalb nicht nur Rückblick, sondern auch Auftrag für die Zukunft. Niederösterreich versteht sich als soziale Modellregion: Bei uns ist es egal ob alt oder jung, ob mit Handicap oder ohne – wir sind für alle Landsleute da und arbeiten gemeinsam an der besten Zukunft. Denn was hier entsteht, ist Hoffnung – für die Gegenwart genauso wie für die kommenden Jahrzehnte“, so Klubobmann Kurt Hackl, der in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner anwesend war.
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Ulrike Fleschhut
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