- 25.09.2025, 11:09:04
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Dreharbeiten für „Universum History“-Doku „Vom Paradies in die Hölle“ über Schwarze Menschen im NS-Regime abgeschlossen
Jermain Raffington und Stefanie Daubek realisieren Koproduktion von Dots&Circles, ORF und BR/ARTE
„Vom Paradies in die Hölle“ erzählt erstmals die außergewöhnliche Überlebensgeschichte des Lionel Romney, eines afro-karibischen Seemanns, der 1944 ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurde. Jahrzehnte nach dem Krieg vertraute er seine Erlebnisse seiner Tochter Mary an. Ihre Spurensuche – von der Karibik über Italien bis nach Österreich – spannt den dramaturgischen Bogen einer neuen „Universum History“-Dokumentation, die derzeit unter der Regie von Jermain Raffington und Stefanie Daubek als Koproduktion von Dots&Circles, ORF und BR/ARTE realisiert wird. Heute gehen die Dreharbeiten zu Ende, geplanter ORF-Sendetermin ist Jänner 2026 im Rahmen des Programmschwerpunkts zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Lionel Romney, 1912 in Santo Domingo geboren, wächst in Sint Maarten in der Karibik auf. Als junger Mann heuert er voller Tatendrang und Abenteuerlust auf einem Frachtschiff an und verlässt seine Heimat. Doch sein Traum von Freiheit wird für Lionel zur tragischen Odyssee: Sein Frachter gerät in die Wirren des Zweiten Weltkriegs, wird im Mittelmeer beschossen und geht unter. Die Besatzung wird gerettet, Lionel landet in italienischer Gefangenschaft, wird jahrelang in Lagern interniert und schließlich ins KZ Mauthausen deportiert, wo er nach elf Monaten Haft die Befreiung miterlebt.
Lionel Romneys Geschichte steht jedoch nicht isoliert. Sie verweist in einem historisch komplexen Geflecht auf die Tatsache, dass Schwarze Menschen im nationalsozialistischen Europa immer wieder zwischen Instrumentalisierung und Auslöschung standen. Ihre Lebensrealitäten waren geprägt von den langen Schatten des Kolonialismus, der Präsentation in Völkerschauen, ihrer Vereinnahmung für Propaganda und gleichzeitig ihrer Stigmatisierung als „rassisch minderwertig“. Begleitet von Expertinnen und Experten wird das bislang kaum aufgearbeitete Kapitel erstmals umfassend beleuchtet.
Archivmaterial, Interviews und künstlerische Reenactments verweben sich zu einem vielschichtigen Erzählfluss. Die fiktionalen Szenen entstehen im Salzburger Take2Studio. Reduzierte, symbolhafte Bühnenbilder, choreografiertes Licht und 2D-Animationen eröffnen eine visuelle Ebene, die die Vergangenheit neu erfahrbar macht.
Hinter dem Projekt steht ein internationales Team unter der Co-Regie von Stefanie Daubek und Jermain Raffington. Daubek bringt ihre langjährige Erfahrung als Produzentin und Regisseurin von Dokumentationen ein, während Raffington als afro-deutscher Journalist und Filmemacher seine Expertise in der Aufarbeitung Schwarzer Lebensrealitäten in Deutschland beiträgt.
Stefanie Daubek, Produzentin und Co-Regisseurin:
„Seit 2018 beschäftige ich mich intensiv mit dieser Geschichte. In dieser Zeit ist eine enge Verbindung zu Mary Romney entstanden, deren Vertrauen und Offenheit dieses Projekt erst möglich gemacht haben. ‚Vom Paradies in die Hölle‘ ist mein absolutes Herzensprojekt – ein Film, der vergessenen Stimmen Gehör verschafft und unsere Erinnerungskultur erweitert.“
Jermain Raffington, Co-Regisseur:
„Als Afro-Deutscher ist dieses Projekt für mich persönlich. Es erzählt nicht nur eine verdrängte Geschichte, sondern macht sichtbar, dass Schwarze Menschen Teil der deutschen und europäischen Vergangenheit sind – auch in ihren dunkelsten Kapiteln. Dieser Film ist Erinnerung, Aufklärung und ein Aufruf zugleich, Rassismus in der Gegenwart nicht zu ignorieren.“
Caroline Haidacher, Sendungsverantwortliche „Universum History“:
„Die Geschichte Schwarzer Menschen ist auch österreichische Geschichte. Sie aufzuarbeiten, ist ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. Mit dieser Produktion trägt ‚Universum History‘ ein weiteres Mal dazu bei, ein bislang kaum erzähltes Kapitel europäischer Geschichte einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“
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