• 24.09.2025, 14:11:32
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WKÖ-Handelstag: Top-Expert:innen diskutierten Chancen durch KI und wie attraktive Stadtzentren in Zukunft aussehen

Hochkarätig besetzter Branchenevent widmete sich dem digitalen Wandel im Handel sowie der Frage, wie man Ortskerne (wieder-)belebt

Wien (OTS) - 

Welche Risiken und vor allem Chancen bringt Künstliche Intelligenz (KI) für den heimischen Handel? Und wie kann es gelingen, dass Ortskerne und Stadtzentren zukunftsfit und die Handelsunternehmen dort für die Menschen attraktiv sind? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Handelstags, zu dem die WKÖ-Bundessparte Handel gestern in die Wirtschaftskammer Österreich eingeladen hat und der unter dem Motto „Zwischen digitalen Welten und realen Räumen“ stand. Mehr als 200 Teilnehmer:innen waren gekommen, um darüber mit Top-Expert:innen aus Politik und Wirtschaft zu diskutieren.

Nach einer Videobotschaft von Bundeskanzler Christian Stocker zu Beginn, in der er auf den Handel als tragende Säule für unsere Wirtschaft sowie für die Städte und Gemeinden hinwies, leitete Bundesspartenobmann Rainer Trefelik mit mutmachenden Worten ein: „Wir haben erste Zeichen eines leichten Aufschwungs. Das ist ein gutes Signal, auf dem wir aufbauen können.“ Dennoch seien die Herausforderungen für den Handel groß – von der Konkurrenz durch asiatische Plattformen bis hin zur Inflation, wo der Handel nicht der Verursacher sei, sondern am Ende der Wertschöpfungskette steht. „Wir brauchen daher starke Partner, um uns diesen Herausforderungen zu stellen. Es geht darum, den Handel gemeinsam positiv weiterzuentwickeln.“

WKÖ-Präsident Harald Mahrer wies in seinen Eröffnungsworten darauf hin, dass mit dem Metaller-Abschluss am Vorabend des Handelstags ein starkes Signal gesetzt worden sei. Es sei gelungen, einen Kurswechsel einzuleiten, und dieser sei von großer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit. Mahrer betonte zudem, dass ein solcher Kurswechsel auch im Handel notwendig sei. Darüber hinaus müsse man Rahmenbedingungen schaffen, die es den Unternehmen ermöglichen, ungehindert ihrer Arbeit nachzugehen. „Es wurden immer engere Korsette, immer mehr Auflagen geschaffen. Das drückt auch auf die Stimmung und wirkt als negativer Multiplikator. Für die Zukunft brauchen wir wieder mehr Freiheit und Eigenverantwortung. Das Glas ist zu zwei Drittel voll - das müssen wir aber auch erkennen und Unternehmen tun lassen. Wir brauchen wieder mehr Zuversicht, dann wird auch wieder mehr Geld im österreichischen Handel ausgegeben.“

Wirtschaftsminister sicherte der Branche Unterstützung zu

Maßnahmen, die für mehr Zuversicht unter den Handelsunternehmen sorgen, kündigte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer in seinem Impulsvortrag an: „Der heimische Handel ist mit über 600.000 Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber Österreichs und ein unverzichtbarer Motor unserer Wirtschaft. Die Bundesregierung stärkt diese zentrale Branche mit klaren Maßnahmen: Wir setzen uns in Brüssel für die rasche Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze ein, wir schaffen mehr Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten und wir unterstützen die Branche mit gezielten Entlastungen und einem klaren Bekenntnis zu fairen Wettbewerbsbedingungen. Inflationsbekämpfung ist dabei ein gemeinsames Anliegen von Politik und Handel. Mit wirksamen und verträglichen Schritten wollen wir die Kaufkraft stärken, die Wettbewerbsfähigkeit sichern und die Lohn-Preis-Spirale durchbrechen.“

Was der Handel selbst machen kann, um den Wünschen der Konsument:innen noch besser gerecht zu werden, stand im Mittelpunkt des Experten-Talks zwischen Markus Schweizer, Geschäftsführer von Holistic Consulting, und Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundesparte Handel. Aufbauend auf die Erkenntnisse der Studie „Elevate Retail Design 2025 von Holistic Consulting sagte Thalbauer: „Die Studie zeigt, dass der stationäre Handel keineswegs abgeschrieben ist. Die Kund:innen erwarten aber, dass die Basics stimmen, das heißt ein gut sortiertes Angebot, leichte Erreichbarkeit, gutes Preis-Leistungsverhältnis. Das Einkaufserlebnis ist dann die Kür.“ Digitale Tools wie etwa Bestandsabfragen, Körperscans oder Smart Mirrows sind von vielen Kund:innen gewünscht und können diese Erlebnisse schaffen. „Tools, die stark mit persönlichen Daten arbeiten, werden eher abgelehnt. Es zählt mit digitalen Tools dem Bedürfnis nach Einfachheit entgegenzukommen und damit einen echten Mehrwert zu schaffen. Hier liegen die Chancen für den stationären Handel“, so Thalbauer.

Staatssekretär Alexander Pröll betonte, dass „Digitalisierung der Schlüssel für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich“ sei. „Wenn wir digitale Bildung fördern, Künstliche Intelligenz in der Verwaltung einsetzen und die digitale Verwaltung konsequent ausbauen, stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Gleichzeitig entlasten wir unsere Unternehmerinnen und Unternehmer – insbesondere im Handel – durch effiziente, moderne Services. Das ist der Anspruch, den ich an eine moderne Verwaltung stelle – und genau daran arbeite ich Tag für Tag in der Regierung!“

Neue Sichtweise: KI steht für „kann ich“

GMV-Team-Geschäftsführer Frank Rehme, der zu den führenden Handelsexperten Deutschlands zählt und sich auf die Schwerpunkte Digitalisierung, Innovation und Künstliche Intelligenz (KI) im Einzelhandel spezialisiert hat, fordert zum Ausprobieren von KI auf sowie zur Sichtweise, dass KI für „kann ich“ steht: „KI ist kein abstraktes Buzzword, sondern eine Einladung zum Aufbruch. Der Handel hat die Chance, mit Mut und Tatkraft neue Wege zu gehen – wer macht, gewinnt“, zeigte sich Rehme überzeugt und diskutierte im Anschluss, wie mögliche Umsetzungen in der Praxis aussehen. Seine Gesprächspartner waren dabei Martin Berghofer, Leiter der BBE Handelsberatung Österreich, der bekannten Influencerin und Markenbildungsexpertin Lisa Sophie Thoma sowie Valentin Grabner, dessen Startup Respory Bewegungsmuster im stationären Handel vollständig anonym erfasst und die CASH înno up Startup Challenge gewann.

Attraktive Ortskerne als soziale Drehscheibe

Den zweiten Themenblock des Tages, der sich mit dem Handel in der „Stadt der Zukunft“ beschäftigte, eröffnete WKÖ-Generalsekretär Jochen Danninger mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Ortskerne als soziale Drehscheibe, wo sich Menschen beim Einkaufen, in Bildungseinrichtungen, auf Festen oder im Wirtshaus treffen. „In den Ortskernen wird Gemeinschaft gelebt und Zukunft geschrieben. Allerdings braucht es dazu mehr als schöne Fassaden. Entscheidend ist der Mix aus Geschäften, Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur und damit dieser auch in Zukunft stimmt, müssen wir die Weichen heute stellen. Das reicht von Anreizen für längeres Arbeiten und Vollzeitarbeit über die Eindämmung von Sozialbetrug, um wieder für Fairness im System zu sorgen, bis hin zum Abbau von Bürokratie, damit sich die Unternehmen stärker auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können“, betonte Danninger.

Neben politischen Weichenstellungen, auf deren Bedeutung auch Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl hinwies, spielt das Freizeitvergnügen in Innenstädten eine große Rolle – auch für den Handel. Das zeigte Nicole Srock.Stanley auf, Expertin für Handel und Freizeitwirtschaft sowie für Stadtentwicklung und CEO der dan pearlman Group, eine Gruppe inhabergeführter, strategischer Kreativagenturen mit Sitz in Berlin, die Projekte mit Fokus auf Innovation und Transformation realisiert. Denn „die Zukunft des stationären Handels liegt im Erlebnis. Retailer können punkten, wenn sie multifunktionale Flächen schaffen und diese mit Storytelling, Inszenierung und Community-Formaten aufladen“, so Srock.Stanley.

Tatsächlich sind innovative Konzepte nötig, wie Roman Schwarzenecker, Geschäftsführer des Austrian Council of Shopping Places (ACSP) anhand von Zahlen illustrierte: So ist der Anteil des Einzelhandels an den Innenstadtflächen innerhalb von zehn Jahren (2014 bis 2024) von 72,8% auf 65,5% gesunken, die Leerstandsrate hingegen enorm gestiegen, vor allem in Kleinstädten.

In einigen Städten gelingt es allerdings, durch innovative Konzepte erfolgreich dagegen zu halten. So hat etwa Mödling, obwohl die Shopping City Süd sowie auch das Shoppingcenter Riverside in Wien-Liesing ganz nah sind, die niedrigste Leerstandsrate in ganz Österreich, aber auch Wels liegt seit Jahren unter den Top-3-Städten mit dem niedrigsten Leerstand. Gert Zaunbauer, Wirtschaftsstadtrat in Mödling und Kommunikationsexperte (Agentur Putz & Stingl), sowie Peter Jungreithmair, Geschäftsführer der Wels Marketing & Tourismus GmbH, betonten dabei die Bedeutung der Zusammenarbeit verschiedener Player, um Innenstädte zu beleben. Mario Abl, Bürgermeister von Trofaiach, wiederum schaffte es u.a. durch eine Bürgerbeteiligung, der Kleinstadt in einer Abwanderungsregion wieder Attraktivität und damit sogar ein kleines Bevölkerungswachstum zu verleihen.

Der Frage, wie lebendiger Handel in der Stadt der Zukunft aussieht, widmete sich auch das letzte Panel des Tages. Mit dabei waren Elisabeth Blanik, Vizepräsidentin des Städtebunds und Bürgermeisterin von Lienz, Roland Gruber, Gründer Nonconform Architekten, Michael Gsaller, Präsident STAMA, Expertin Nicole Srock.Stanley sowie Gastgeber und Handelsobmann Rainer Trefelik, der abschließend betonte: „Wenn wir weiter attraktive Innenstädte haben wollen, braucht es gute Erreichbarkeit, weniger politische Veranstaltungen, die vom Stadtbummel abschrecken, und wir müssen auch bei unseren Kindern und Jugendlichen ansetzen. Es braucht das Mindset, dass stationärer Handel auch in die Stadt der Zukunft ein wichtiger Bestandteil ist.“ (PWK389/DFS)

Zur Foto-Rückschau des spannenden Handelstags 2025, den Ina Sabitzer moderierte und Roman Seeliger, Rechtsexperte der Bundessparte Handel sowie Pianist und Comedian, musikalisch begleitete, geht es hier.

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