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MAK zeigt "TURNING PAGES. Künstler*innenbücher der Gegenwart" - Pressekonferenz am Dienstag, 30.9.2025, 10 Uhr

Tony Cokes, SM BNGRZ. [New Order Edit], 2022 © die Künstlerin und
saxpublishers, Wien
Wien (OTS) - 

Bücher erzählen Geschichten, transportieren Wissen und Emotionen, sind Fenster in neue Welten – und werden durch künstlerische Konzepte zum autonomen Kunstwerk. Seit den 1960er Jahren denken Künstler*innen verschiedenster Generationen das Medium Buch neu und nutzen es als Ausdruck kreativer Konzepte und Ideen. Rund 300 experimentelle Publikationen geben in der MAK Ausstellung TURNING PAGES. Künstler*innenbücher der Gegenwart (Zentraler Raum MAK Design Lab, 1.10.2025–22.3.2026) Einblick in dieses künstlerische Genre und seine ästhetische Vielfalt.

„A book by an artist, not about art, but as art in itself“ – so beschrieb die US-amerikanische Schriftstellerin Lucy R. Lippard 1977 das Künstler*innenbuch, das in besonderer Weise interdisziplinäre Zugänge zulässt. Im Spiel mit Format, Material und Medien übersetzen die Künstler*innen dabei Zeichnung, Malerei, Fotografie, Film und Musik. Sie verweben Archivalien, Fotos, Fragmente und Spuren von Druckverfahren zu eigenständigen Buchkonzepten. Dadurch erweitern sie das Medium Buch – auch im Kontext einer von digitalen Inhalten und KI-generierten Bildern geprägten Gegenwart.

Mit dem Museum Shrine of the Book (1965) in Jerusalem machte der österreichisch-amerikanische Architekt, Designer, Künstler und Theoretiker Friedrich Kiesler das Buch zur Ikone. Sein einziges realisiertes Gebäude, zu dem er ein gleichnamiges Künstlerbuch plante, interpretiert das Buch als visionären Handlungsraum. Es fungiert als Vehikel einer durch Migration geprägten Gesellschaft und zugleich als kulturelles Gedächtnis.

Die in TURNING PAGES gezeigten Arbeiten und ihre Titel lassen sich als humorvolle oder kritische Kommentare zur Zeitgeschichte lesen – ein Meister darin ist Martin Kippenberger, von dem u. a. das Buch O Rio de Janeiro besser (richtig) (1987) zu sehen ist. Peter Malutzki reflektiert Ed Ruschas ikonisches Leporello Every Building on the Sunset Strip (1966) und übersetzt die Zerstörung durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in das Buch Some Buildings on the Streets of Kharkiv (2023), während Ion Grigorescu in The Political Book of Romania (1991/92) ein persönliches Stimmungsbild der durch das kommunistische Regime des Diktators Nicolae Ceaușescu geprägten rumänischen Gesellschaft zeichnet.

Zeitgenössische Produktionen treten in der Ausstellung in Dialog mit Avantgarde-Positionen, so beziehen sich Michael S. Riedel und Dennis Loesch mit ihrem Buch Oskar-von-Miller Strasse 16 (2003) über den gleichnamigen experimentellen temporären Kunstraum in Frankfurt am Main auf Andy Warhols a: A novel (1968), während R. H. Quaytman mit ד. Chapter 24 (2012) an Hans Holleins Kassettenkatalog Alles ist Architektur. Eine Ausstellung zum Thema Tod (1970) anknüpft – beide herausgegeben vom Städtischen Museum Mönchengladbach.

Ein plakatives Beispiel für das Aufeinandertreffen verschiedenster Medien ist das Werk A Finger in the Fishes Mouth (1972) des Filmemachers Derek Jarman, dessen skizzenhafte Gedichte und Illustrationen die Bildsprache seiner Super-8-Filme aufnehmen. A House of Dust (1967) von Alison Knowles steht beispielhaft für die ersten computergenerierten Gedichte und ist als „Poem in Progress“ zu verstehen.

Einen Einblick in den kreativen Prozess, der Künstler*innenbüchern zugrunde liegt, vermittelt die Ausstellung mit ausgewählten Prototypen, Fotografien, Zeichnungen, Übermalungen, Archivalien und auch verwendeten Materialien: etwa einem Tableau mit Ausschnitten von Modemagazinen, die Halvor Rønning in seiner Recherche für das Buch I Would Button up My T-shirt if I Could (2018) verwendetet.

In der vom Architekten Robert Müller gestalteten Ausstellung wird mit Werken u. a. von Juliette Blightman, Alighiero Boetti, Christian Boltanski, Marcel Broodthaers, Milena Büsch, Ernst Caramelle, Bernd Cella, Tony Cokes, Heinrich Dunst, Cerith Wyn Evans, Vincent Fecteau, Hans-Peter Feldmann, Heinz Frank, Isa Genzken, Richard Hawkins, Maria Lassnig, Dirk von Lowtzow, Olaf Nicolai, Claes Oldenburg, Henrik Olesen, Yoko Ono, Laura Owens, Florian Pumhösl, Andreas Reiter Raabe, Dieter Roth, Toni Schmale, Daniel Spoerri, Cy Twombly, Nicole Wermers, Tanja Widmann und Christopher Wool ein buntes und spannungsreiches Panorama eröffnet.

Die begleitende, vom Atelier Dreibholz, Paulus M. Dreibholz & Angelika Mayr, gestaltete Publikation zur Ausstellung spielt mit den vielfältigen Facetten des Buchobjekts und stellt ausschließlich Beiträge von Künstlerinnen vor – um einen Impuls zu setzen, vor dem Hintergrund, dass Künstler*innen in der Vergangenheit weniger die Möglichkeit hatten, Künstler*innenbücher zu produzieren.

Pressefotos stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

Dieses Projekt wird unterstützt von Creative Europe.

Die Ausstellung TURNING PAGES. Künstler*innenbücher der Gegenwart sowie das zugehörige Rahmenprogramm und die begleitende Publikation sind Teil des interdisziplinären Creative Europe Projekts AbeX, finanziert von der Europäischen Union.
Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des*der Autor*in bzw. der Autor*innen und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Vergabebehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.

Die Eröffnung findet im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK statt.

Pressekonferenz
Dienstag, 30.9.2025, 10 Uhr
Wir bitten um Anmeldung unter presse@MAK.at

Eröffnung
Dienstag, 30.9.2025, 19 Uhr
Eintritt frei zur Ausstellungseröffnung

Lecture Diedrich Diederichsen
Dienstag, 30.9.2025, 18 Uhr
MAK Säulenhalle
Eintritt frei zur Lecture
Anmeldung erforderlich unter MAK.at/turningpages

Ausstellungsort
Zentraler Raum MAK Design Lab
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer
1.10.2025–22.3.2026

Öffnungszeiten
Di 10–21 Uhr, Mi bis So 10–18 Uhr

Kuratorin
Bärbel Vischer, Kustodin MAK Sammlung Gegenwartskunst

Publikation
Zur Ausstellung erscheint die Publikation TURNING PAGES. Künstler*innenbücher der Gegenwart, herausgegeben und mit Texten von Lilli Hollein und Bärbel Vischer, gestaltet von Atelier Dreibholz, Paulus M. Dreibholz & Angelika Mayr. Deutsch/Englisch, 72 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen. MAK, Wien 2025. Erhältlich im MAK Design Shop und unter MAKdesignshop.at um Ꞓ 21.

Rahmenprogramm
im Rahmen der VIENNA ART WEEK
Führung TURNING PAGES. Künstler*innenbücher der Gegenwart
mit Simultanübersetzung in ÖGS
Sonntag, 9.11.2025, 14.30-15.30
MAK Säulenhalle
Eintritt und Teilnahme mit Anmeldung kostenlos
Bitte um Anmeldung

im Rahmen der VIENNA ART WEEK
Vortrag: More Than Just Words – Experimentelle Dichtung und bildende Kunst
Vanessa Joan Müller, Kuratorin und Autorin
Sonntag, 9.11.2025, 16 Uhr
MAK Säulenhalle
Anmeldung erforderlich unter MAK.at/turningpages

MAK Eintritt
Ꞓ 16,50/15,50*; ermäßigt Ꞓ 13,50/12,50*;
jeden Dienstag 18–21 Uhr: Eintritt Ꞓ 8/7,50*
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19
* Ticketpreis im Online-Vorverkauf

Rückfragen & Kontakt

MAK Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Judith Anna Schwarz-Jungmann (Leitung)
T +43 1 71136-213, judith.schwarz-jungmann@MAK.at

Sandra Hell-Ghignone
T +43 1 71136-212, sandra.hell-ghignone@MAK.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MAK

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