• 24.09.2025, 10:41:37
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Wenn Pflege zur Belastung wird – wer hilft den Helfenden?

Der Präsident des Hilfswerk Salzburg über Herausforderungen in der Pflege, Entlastung für Angehörige und den Bedarf an konkreter Unterstützung sowie gesellschaftlicher Anerkennung.

Über 21.000 Menschen werden zuhause betreut und gepflegt – meist
von Angehörigen.
Salzburg (OTS) - 

Sie pflegen, trösten, organisieren – oft rund um die Uhr und meist im Verborgenen: pflegende Angehörige. Sie sind das Rückgrat unseres Pflegesystems, doch ihre Belastung ist enorm. Einige stehen kurz vor dem körperlichen oder emotionalen Zusammenbruch – und wissen oft nicht, wo sie Hilfe finden können. Christian Struber, Präsident des Hilfswerk Salzburg, im Interview.

Herr Struber, was genau versteht man unter „pflegenden Angehörigen“ – und wie viele Menschen betrifft das in Salzburg eigentlich?
Christian Struber: „Im Bundesland Salzburg beziehen derzeit rund 26.000 Menschen Pflegegeld. Etwa 5.000 von ihnen leben in einem der 72 Alten- und Pflegeheime. Das bedeutet: Über 21.000 Menschen werden zuhause betreut und gepflegt – meist von Angehörigen. Damit ist ganz klar: Pflegende Angehörige sind eine tragende Säule in unserem Pflegesystem. Deshalb ist es uns als Hilfswerk besonders wichtig, diese Menschen zu unterstützen und zu begleiten.“

Wie sieht der Alltag dieser Menschen aus? Können Sie uns ein Beispiel geben, was diese Aufgabe konkret bedeutet?
Christian Struber: „Der Alltag pflegender Angehöriger ist sehr unterschiedlich – je nachdem, wie hoch der Pflegebedarf ist. Aber eines ist immer gleich: Auch wenn professionelle Hilfe durch Hauskrankenpflege oder Haushaltshilfe vorhanden ist, bleibt für die Angehörigen oft viel zu tun. Es geht um ständige Begleitung, emotionale Unterstützung, Organisation – und das jeden Tag. Umso wichtiger sind Angebote zur Entlastung, wie etwa die Kurzzeitpflege.“

Pflege zu Hause ist eine große Verantwortung – körperlich und emotional. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Belastungen für Angehörige?
Christian Struber: „Aus meiner Erfahrung ist es besonders bei demenziellen Erkrankungen sehr herausfordernd. Denn dabei verändert sich der Mensch in seinem Verhalten, in seinen Antworten und Reaktionen – manchmal so sehr, dass man das Gefühl hat, jemanden ganz Neues vor sich zu haben. Das zu akzeptieren, ist für viele Angehörige besonders schwer.“

Was sagen Ihnen die Betroffenen selbst – was beschäftigt sie am meisten?
Christian Struber: „Die größte Sorge, die ich immer wieder höre, ist die Angst vor Überforderung. Viele haben das Gefühl, irgendwann körperlich oder emotional nicht mehr weiterzukönnen. Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig über Entlastung zu sprechen – und konkrete Hilfe anzubieten und anzunehmen, bevor es zu spät ist.“

Diese Unterstützung kostet natürlich Geld. Wie wird das alles finanziert – und wo reichen öffentliche Mittel nicht aus?
Christian Struber: „Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, die durch öffentliche Mittel des Landes oder der Gemeinden unterstützt werden – was sehr wichtig ist. Aber es gibt auch Bereiche, in denen wir auf Spenden angewiesen sind, etwa bei „Essen auf Rädern“. Um die Kosten für die Nutzer*innen niedrig zu halten, braucht es hier zusätzliches Engagement aus der Bevölkerung.“

Wie wichtig sind Spenden für die Arbeit des Hilfswerks Salzburg – und was passiert mit diesen Geldern konkret?
Christian Struber: „Spenden sind für uns unverzichtbar. Wir benötigen jährlich rund 200.000 Euro, um Angebote wie „Essen auf Rädern“ aufrechtzuerhalten. Auch Projekte zur Unterstützung von Alleinerzieher*innen in der Kinderbetreuung werden mit Spenden finanziert. Jeder Euro hilft direkt Menschen in unserer Region – oft dort, wo sonst niemand helfen kann.“

Was möchten Sie Menschen sagen, die selbst jemanden pflegen – und sich vielleicht überfordert fühlen?
Christian Struber: „Suchen Sie sich frühzeitig Unterstützung! Viele zögern lange – und holen Hilfe erst dann, wenn sie schon völlig erschöpft sind. Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten. Ganz im Gegenteil: Nur mit Begleitung und Entlastung kann es gelingen, die Pflege langfristig zu Hause zu ermöglichen.“

Und an alle, die helfen möchten – was können diese konkret tun?
Christian Struber: „Wir erleben gerade eine Generation, die in Pension geht und voller Energie steckt. Wenn es gelingt, diese Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern, wäre das großartig. Ob als Fahrer*in für „Essen auf Rädern“, im Besuchsdienst in Pflegeheimen oder als Vorleser*in in den Tageszentren – es gibt viele Möglichkeiten, sich sinnvoll einzubringen. Und das Schöne ist: Man bekommt unglaublich viel zurück – an Freude, Dankbarkeit und Menschlichkeit.“

Sie möchten die Arbeit des Hilfswerk unterstützen?

Spenden, sponsern oder engagieren! Jeder Beitrag zählt und unterstützt Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

Rückfragen & Kontakt

Hilfswerk Salzburg

Mag. Theresa Kaserer-Peuker
Telefon: 0043 676 8260 1011
E-Mail: t.kaserer-peuker@salzburger.hilfswerk.at
Website: hilfswerk.at/salzburg

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