• 23.09.2025, 15:25:32
  • /
  • OTS0158

JUBILÄUMSTAGUNG „30 Jahre Arbeits- und Expert:innengruppe Trans*Inter*Geschlechtlichkeiten – Psychotherapie“.

Wien (OTS) - 

1995 wurde die Arbeits- und Expert:innengruppe „Trans*Inter*Geschlechtlichkeiten“ im Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) von Elisabeth Vlasich gegründet. Es war damals die erste österreichweite Vernetzung von Professionist:innen aus dem Gesundheitsbereich, die sich mit dem Thema „Transgender Health“ befassten. Die Aufgabe der Gesundheitsberufe und insbesondere die Aufgabe von Psychotherpeut:innen ist, für das zu sorgen, was im Englischen mit „Transgender Health“ bezeichnet wird, also die Gesundheit von transidenten und non-binären Menschen zu erhalten, abzusichern und zu fördern. Transident bzw. non-binär ist ein Begriff für das Erleben einer Geschlechtsidentität, die nicht bzw. nicht immer dem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht entspricht. Die spezielle Aufgabe der Psychotherapeut:innen ist dabei die Reduktion von geschlechtsbezogener Dysphorie und die Förderung und Aufrechterhalten dessen, was man das geschlechtsbezogenes Kongruenzgefühl nennt.

Anlässlich dieses Jubiläums findet eine Fachveranstaltung statt, auf der nicht nur die aktuellen Herausforderungen und Chancen für die Psychotherapie in diesem Zusammenhang präsentiert und diskutiert werden, sondern auch auf 30 Jahre zurückgeblickt wird, die durchaus als dynamisch und turbulent bezeichnet werden können. Die Funktion, die man in den gängigen Behandlungsempfehlungen den Psychotherapeut:innen zugewiesen hat, war und ist immer noch nicht konfliktfrei. Deshalb ist das Gespräch und der Austausch nicht nur mit den verschiedenen beteiligten Berufsgruppen wichtig, sondern ganz besonders auch mit den Selbstvertretungsorganisationen, denen auf der Tagung eine prominente Stellung eingeräumt wird. Dem Thema „Variationen der Geschlechtsmerkmale“ ist ebenfalls ein Vortrag gewidmet.

Menschen, deren Selbsterleben oder deren körperliche Merkmale nicht einer eindeutigen Binarität entsprechen, sind in einer Gesellschaft, die Geschlechtsbinarität und Cis-Identität als Norm postuliert, mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert. Das damit einhergehende psychische Phänomen nennt man Minoritäten-Stress, der enorme Auswirkungen auf die psychische Stabilität und Gesundheit von transidenten und non-binären Menschen hat. So weisen Studien durchgängig signifikant erhöhte Werte für Suizidalität und Depression bei Personen mit Geschlechtsdysphorie vor dem Transitionsprozess aus. Unter Transition versteht man den Prozess der Angleichung an das subjektiv empfundene wahre eigene Geschlecht.

Die Gesundheitsberufe bemühen sich um bestmögliche Evidenz ihrer Angebote und Interventionen und es wird (noch) ein großer Forschungsaufwand dazu betrieben. So wissen wir, dass geschlechtsangleichende Maßnahmen medizinischer, psychotherapeutischer und sozialer Natur nicht nur zur Abnahme psychischer Symptome (deutliche Reduktion von Depression und Suizidalität), sondern auch zu wesentlich verbesserter Lebensqualität (Wohlbefinden im eigenen Körper, Erleben von Geschlechtskongruenz und Gender-Euphorie) führen.

Dennoch gibt es aktuelle Herausforderungen und Gefahren. Transidente Menschen befinden sich derzeit offenbar im Zentrum eines Kulturkampfes, obwohl sie „nur“ einen Bruchteil der Bevölkerung darstellen (es gibt für Österreich keine gesicherten Zahlen, internationale Schätzungen gehen von einer Prävalenz von 0,02% bis 0,03% aus, wenn man die Gruppe der non-binären Menschen nicht miteinbezieht). Feindseligkeit und sogenannte „hassmotivierte“ Übergriffe sind im Steigen begriffen, auch in Österreich (Österr. LGBTIQ+-Gesundheitsbericht, BM für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, 2022. ) und bedrohen das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von „genderdiversen“ Personen.

Auch Psychotherapeut:innen, die in diesem Feld arbeiten, spüren zunehmend diese transfeindlichen Tendenzen und sind einem besonderen Druck ausgesetzt. Wiewohl in Österreich der Zugang zu den Gesundheitsmaßnahmen für transident und non-binäre Personen noch nicht bedroht, jedoch verbesserungswürdig ist (davon mehr auf der Tagung), wird die Evidenz der geschlechtsangleichenden Maßnahmen in Frage gestellt, missinterpretiert und manchmal auch gegen die berechtigten Interessen von trans und non-binären Personen verwendet.

Die professionelle Antwort darauf kann nur sein: Vernetzung, Zusammenarbeit, Kommunikation und das Bemühen um eine bessere Evidenz der medizinischen und psychotherapeutischen Maßnahmen mit Engagement, weiterzuführen. Auch dazu dient die Tagung am 27. September in Wien.

Rückfragen & Kontakt

Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
Adina Birkner, MA
Telefon: +43.1.512 70 90-21
E-Mail: oebvp.birkner@psychotherapie.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | OBP

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel