- 22.09.2025, 11:27:16
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VWBF-Studienreise nach Zürich: Nur Genossenschaften sichern leistbares Wohnen
Washietl: Gemeinnützigen Wohnbau für wichtige Aufgaben stärken

Studienreise mit Fokus auf Leistbarkeit und Systemvergleich
Die diesjährige Studienreise führte den Verein für Wohnbauförderung (VWBF) nach Zürich.
Drei erkenntnisreiche Exkursionstage (10. bis 13.9.2025) – mit Besichtigungen innovativer Wohnprojekte und interessante Gespräche mit Vertreter:innen von Wohnbaugenossenschaften und Stadtplanung gaben den Reiseteilnehmer:innen einen detaillierten Einblick in das System des Zürcher Wohnungsmarktes und ermöglichen auch wichtige Rückschlüsse auf die österreichische Wohnungspolitik.
UN-Jahr der Genossenschaften: Relevanz und Anlass der Reise
Wichtiger Beweggrund für die Zürich-Reise war das 2025 von den Vereinten Nationen ausgerufene Jahr der Genossenschaften. Dies deshalb, weil gerade in Zürich den gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften mit einem Anteil von 18% ein großer Stellenwert in der leistbaren Wohnungsversorgung zukommt. Die Mieten der Zürcher Genossenschaften liegen um rd. 50% unter dem Marktniveau. Neben dem kommunalen Wohnbau (Anteil von 7%) sind es vor allem die gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften, die erschwinglichen Wohnraum für die Zürcher Bevölkerung garantieren.
Engpass Boden: Wohnungsknappheit trotz starkem Sektor
So wichtig der Genossenschaftswohnbau für die Wohnungsversorgung ist, so wenig kann er aber die Nachfrage decken. Zürich ist – vor allem aufgrund der enorm hohen Grundstückspreise – mit einer vehementen Wohnungsknappheit konfrontiert. Zahlreiche Bürgerinitiativen und Volksentscheide für mehr leistbare Wohnen unterstreichen dieses gesellschaftspolitische Problem. Inwieweit die von der Stadt Zürich beschlossene Erhöhung des gemeinnützigen Wohnbaus auf ein Drittel des Gesamtbestandes bis zum Jahr 2030 die Wohnungskrise lindern kann, bleibt abzuwarten.
Fachinput: Bruno-Kreisky-Preis-ausgezeichnete Analyse
Viel fachlichen Input steuerte Rebekka Hirschberg, Co-Autorin eines Buches zum Züricher Wohnunsgmarktes, bei. Ihre Publikation wurde mit dem vom VWBF initiierten und unterstützten Bruno-Kreisky-Preis für sozial-ökologisches Wohnen ausgezeichnet.
Gemeinnützige sind Garant für Leistbarkeit
VWBF-Obfrau Andrea Washietl: „Die Fact-Finding-Mission in Zürich hat für uns wichtige Erkenntnisse gebracht. Die gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften sind die Garanten für leistbares Wohnen und haben daher einen durchaus ähnlich großen Stellenwert am Wohnungsmarkt wie die gemeinnützigen Bauvereinigungen in Wien. Ähnlich wie bei uns steht der gemeinnützige Wohnbau breiten Bevölkerungsschichten offen und erfüllt somit auch eine wichtige sozialstaatliche Aufgabe. Unterschied: in Wien sind es über 200.000 Mietwohnungen von über 50 gemeinnützigen Wohnbauträgern, in Zürich verwalten über 200 Baugenossenschaften rd. 70.000 Wohnungen.“
Unterschiede bei Mieter:innenrechten: Konsumentenschutz als Stärke Österreichs
So ähnlich sich die beiden Wohnbausysteme sind, so verschieden sie aber auch. „Die Mieter:innenrechte sind in Zürich deutlich geringer ausgeprägt als hierzulande. So können die Genossenschaften bei Veränderung der Haushaltsgröße recht einfach und kurzfristig den Mietvertrag aufkündigen. Das ist bei uns unverstellbar! Bei uns haben die Mieterinnen und Mieter eine starke konsumentenschutzrechtliche Stellung, was wesentlich zur Wohnsicherheit beiträgt“, erklärt Washietl.
Finanzierung „made in Switzerland“: EGW & Fonds de Roulement
Das Wohnbaufinanzierungssystem weist in der Schweiz mit der Emissionszentrale für den gemeinnützigen Wohnbau (EGW) ein sehr innovatives Finanzierungsvehikel auf. Dabei garantiert der Bund Anleihen der Emissionszentrale, an der Genossenschaften Mitglieder sind. Mit dem am Kapitalmarkt aufgenommenen Mitteln gewährt die EGW ihren Mitgliedern Darlehen zur Finanzierung des leistbaren Wohnbaus. Flankierend speist der Bund den Fonds de Roulement, der von den Dachorganisationen des gemeinnützigen Wohnbaus treuhändisch verwaltet wird und zinsgünstige Darlehen an die gemeinnützigen Baugenossenschaften vergibt. Zusätzlich gibt es Rückbürgschaften.
Ableitungen für Österreich: Stabil finanzieren, Bauland mobilisieren
„Die Schweiz verfügt über ein auf die gemeinnützigen Baugenossenschaften zugeschnittenes Wohnbaufinanzierungssystem. Die positiven Erfahrungen sollten Anstoß für alternative Finanzierungsinstrumente für die Gemeinnützigen auch hierzulande“, regt VWBF-Obfrau Washietl an. Generell braucht es in Österreich ein stabiles, sich selbsttragendes Wohnbaufinanzierungssystem. Jede Maßnahme – sei es die Zweckbindung oder Fondsmodelle – ist zu begrüßen. Ebenso sind zusätzliche baulandmobilisierende Maßnahmen für leistbaren Wohnbau erforderlich. Wie in den städtischen Ballungsräumen in der Schweiz mangelt es auch in Österreich an erschwinglichen Grundstücken. Hier bieten sich Instrumente der Vertragsraumordnung und Widmungskategorien nach dem Wiener Vorbild ebenso an wie die Bereitstellung von im öffentlichen Eigentum stehender Liegenschaften.
EINLADUNG: VWBF-SYMPOSIUM 2025
„Können wir uns den leistbaren Wohnbau noch leisten?“
Donnerstag, 23. Oktober 2025, Beginn 15:00 Uhr
Ars Electronica Center, Linz
15:00 Uhr – Begrüßung & Einleitung
- Mag. Robert Oberleitner, Obmann GBV OÖ – Begrüßung
- Ing. Roland Hattinger, Obmann VWBF OÖ - Begrüßung
- Mag.a Andrea Washietl, Obfrau VWBF – Einleitende Worte
Keynotes
- Klaus Seltenheim, MA, NR-Abg. und SPÖ-Bundesgeschäftsführer
- Mag. Christian Zenz, Abteilungsleiter Wohnungs- und Siedlungspolitik, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus – Reformperspektiven für den gemeinnützigen Wohnbau
- Prof.in Dr.in Gabu Heindl, Architektin und Stadtplanerin – Leistbares Wohnen – Realität oder Utopie?
16:30–16:45 Uhr – Pause
Inputs
- Dr. Gerald Kössl, Wohnwirtschaftliches Referat, Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Leistbarkeit und Wohnsicherheit – für wen?
- Dr. Özgür Öner, Leiter Europabüro, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – Wohnungskrise in der EU – Ursachen, Entwicklung und Rezepte
Podiumsdiskussion
- Mag.a Elke Hanel-Torsch, NR-Abg., Sprecherin für Bauen & Wohnen, SPÖ
- Mag.a Johanna Jachs, NR-Abg., Mitglied Ausschuss Bauen & Wohnen, ÖVP
- Michael Oberlechner, MA, NR-Abg., Sprecher für Bauen & Wohnen, FPÖ
- Mag.a Nina Tomaselli, NR-Abg., Sprecherin für Bauen & Wohnen, Grüne
- Mag.a Sophie Wotschke, NR-Abg., Sprecherin für Bauen & Wohnen, NEOS
- KommR Mag. Michael Gehbauer, Obmann, Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV)
18:30 Uhr – Abschluss & gemeinsames Abendessen
Moderation: Mag.a Sonja Kato
Anmeldung: E-Mail: office@vwbf.at Betreff: Anmeldung zum VWBF-Symposium
Über den VWBF - Der Verein für Wohnbauförderung (VWBF) setzt sich für einen zukunftsfähigen, sozialen und nachhaltigen Wohnungsmarkt in Österreich ein. Als Schnittstelle zwischen Bauträgern, politischen Entscheidungsträgern und der Gesellschaft stärkt der VWBF durch Wissensvermittlung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein für die Bedeutung des gemeinnützigen Wohnens als zentrale Säule der sozialen Sicherheit und Lebensqualität.
Rückfragen & Kontakt
VWBF-Verein für Wohnbauförderung
Christian Swoboda
Telefon: +43 (0) 664 144 88 90
E-Mail: c.swoboda@vwbf.at
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