- 17.09.2025, 08:03:02
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SOS-Kinderdorf nimmt Stellung zur Falter Recherche
Die Organisation bestätigt Fehlverhalten von Mitarbeiter*innen am Standort Moosburg in den Jahren 2008-2020, weist jedoch den Vorwurf einer mangelnden Aufarbeitung zurück.
In einem aktuellen Bericht schreibt die Wochenzeitung Falter von mehreren Fällen von Fehlverhalten und Gewalt durch pädagogische Fachkräfte und Führungskräfte am Standort Moosburg in Kärnten in den Jahren 2008 bis 2020. Sie erhebt dabei außerdem den Vorwurf, dass es seitens der Verantwortlichen bei SOS-Kinderdorf keine Aufarbeitung, sondern lediglich „kosmetische Maßnahmen“ gegeben habe.
Das Gegenteil ist der Fall: Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2020 wurde eine umfassende Bearbeitung eingeleitet. Dafür wurde unter anderem eine unabhängige Begleitung hinzugezogen, um die Strukturen und Entwicklungen am Standort Moosburg aus einem externen Blickwinkel zu analysieren. Die damalige Geschäftsführung und regionale Geschäftsleitung haben dafür Elli Scambor und Hubert Steger vom Institut für Männer- und Geschlechterforschung mit einer Studie beauftragt.
Abgeleitet aus der internen Bearbeitung und auch aus Ergebnissen der Studie wurden umfassende Maßnahmen am Standort gesetzt:
SOS-Kinderdorf hat sich von Führungskräften getrennt und die Vorwürfe mit Hilfe externer Unterstützung umfassend aufgearbeitet. Am Standort wurden strukturelle Änderungen vorgenommen. Es wurde eine neue Leitungsstruktur entwickelt, die mit Jänner 2021 in Kraft getreten ist. Es wurden außerdem noch passgenauere Betreuungsformen für die Kinder und Jugendlichen konzipiert. So wurden etwa Kleingruppen geschaffen, in denen Kinder, die besonders viel Aufmerksamkeit und Unterstützung brauchen, individuell intensiv betreut werden. Wir haben auch die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur optimiert: Wohngruppen sind entsprechend der Bedürfnisse der Bewohner*innen am Standort umgezogen - das Zusammenleben und -arbeiten wurde verbessert.
Die gesamte Aufarbeitung hat in enger Zusammenarbeit mit unserem Auftraggeber, der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Kärntens, stattgefunden. Mehrere Monate lang gab es einen Aufnahmestopp im SOS-Kinderdorf Moosburg. Die Kinder- und Jugendhilfe evaluierte SOS-Kinderdorf in pädagogischen sowie in wirtschaftlichen Belangen. Im Dezember 2020 wurde der Aufnahmestopp offiziell wieder aufgehoben.
Die Neuausrichtung des Standortes Moosburg zeigt, dass die umfangreichen Maßnahmen gegriffen haben. Seit mehr als vier Jahren arbeitet das Team in Moosburg nun bereits erfolgreich unter neuer Führung im modernisierten Setting. Die Veränderungen wurden gemeinschaftlich und unter Einbeziehung der Mitarbeiter*innen vor Ort umgesetzt.
Außer Frage steht, dass am Standort Moosburg in der Vergangenheit Fehler passiert sind und der Schutz der Kinder nicht immer lückenlos gewährleistet werden konnte. Das Leid, das die jungen Menschen in der Betreuung von SOS-Kinderdorf erfahren haben, macht uns tief betroffen und wir wollen uns aufrichtig dafür entschuldigen. Jedoch weisen wir den Vorwurf, dass keine Aufarbeitung stattgefunden habe, entschieden zurück. Der Fall wurde intern aufgearbeitet und die Ergebnisse und Lehren in das Kinderschutzprogramm bei SOS-Kinderdorf eingearbeitet. Einige Betroffene haben bei SOS-Kinderdorf ein Opferschutzverfahren durchlaufen und Entschädigungszahlungen sowie die Finanzierung von Therapieeinheiten zuerkannt bekommen. Damit können wir das Vergangene nicht ungeschehen machen, konnten aber zumindest eine Geste der Wiedergutmachung setzen.
Wir sind davon überzeugt, dass der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter*innen täglich großartige Arbeit leistet und alles daran setzt, Kinder bestmöglich zu stärken und zu unterstützen. Gleichzeitig sind wir uns auch bewusst, dass Fehler und Kinderschutzverletzungen in einem so sensiblen Arbeitsumfeld nie zu 100% vermeidbar sind.
Was wir deshalb derzeit noch tun: der Aufsichtsrat wird zeitnah eine externe Evaluierung der Aufarbeitungsprozesse zur Sicherstellung der institutionellen Verantwortung beauftragen. Dabei werden die intern gesetzten Maßnahmen, die nach Bekanntwerden der Missstände entwickelt wurden, evaluiert und es wird geprüft, ob diese gegriffen haben.
Über die nächsten Schritte darüber und wie Kinderschutz bei SOS-Kinderdorf aufgebaut ist, werden wir laufend und transparent informieren.
Alle Betroffenen, denen durch SOS-Kinderdorf Unrecht widerfahren ist, können sich bei den externen unabhängigen Ombudsstellen melden: https://www.sos-kinderdorf.at/so-hilft-sos/kinderschutz/ombudsstelle
Über die Whistleblowing-Plattform von SOS-Kinderdorf können Fehlverhalten oder Missstände gemeldet werden.
Rückfragen & Kontakt
SOS-Kinderdorf
Thomas Humm
Telefon: +43 699 18814268
E-Mail: thomas.humm@sos-kinderdorf.at
Website: https://www.sos-kinderdorf.at
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