• 16.09.2025, 09:40:06
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"Wehrhafte Demokratie - Wehrhafte Frauen" am Internationalen Tag der Demokratie

Interventionen von Künstlerinnen auf Einladung von Dritter Nationalratspräsidentin Bures im Parlament

Wien (PK) - 

Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen und Genres traten gestern Abend an das Redepult des Nationalrats, um ihre Perspektiven auf die liberale Demokratie zu teilen. Die Veranstaltung unter dem Titel "Wehrhafte Demokratie - Wehrhafte Frauen" fand auf Einladung der Dritten Präsidentin des Nationalrats Doris Bures anlässlich des Internationalen Tages der Demokratie statt. In ihren Beiträgen im Parlament ging es den Künstlerinnen Renate Bertlmann, Monika Helfer, Valerie Huber, Mira Lu Kovacs, Aida Loos und Yasmo um eine gleichberechtigte Gesellschaft und darum, für Selbstbestimmung und Freiheit Position zu beziehen. Die Moderation des Abends übernahm Sonja Kato.

Bures: Frauenrechte sind Gradmesser für Menschenrechte

"Demokratie ist nie selbstverständlich", betonte Dritte Nationalratspräsidentin Bures in ihrer Begrüßung. Sie werde stark, wenn man für sie eintrete, sich soldarisiere und sie verteidige. Verletzlich werde die Demokratie, wenn man sie der Gleichgültigkeit oder Egoismen überlasse. Der Zustand der Demokratien weltweit gebe leider Grund zur Sorge, so Bures. Als der Internationale Tag der Demokratie 2008 erstmals begangen worden sei, habe die Hälfte der Menschen in freien demokratischen Staaten gelebt - heute sei es "gerade einmal jeder vierte Mensch". Man dürfe dem Druck nicht standgeben, wenn sich liberale Staaten schrittweise von der liberalen Demokratie entfernen, hielt Bures fest. Im Kern bedeute Demokratie, dass das Volk souverän ist. Gerade bei den Frauenrechten würde aber immer begonnen, diese einzuschränken, mahnte die Dritte Nationalratspräsidentin. Die Frauenrechte seien dadurch auch ein Gradmesser für Menschrechte und Freiheit. Der Titel der Veranstaltung "Wehrhafte Demokratie - Wehrhafte Frauen" solle daher ein Befund und ein Appell zugleich sein. Kunst stelle Fragen, könne aufrütteln und sichtbar machen, was allzu oft im Alltag verborgen bleibe. Sie dankte den Künstlerinnen, die - jede von ihnen mit ihrer eigenen Stimme, dem eigenen Stil und Perspektive - ihren Blick auf die Demokratie zeigen.

Liberale Demokratie im Fokus der Künstlerinnen

"It will never stop, unless you make it stop" heißt es im Song "Make It Stop" der Musikerin Mira Lu Kovacs, mit dem sie die Reihe der künstlerischen Beiträge des Abends im Parlament eröffnete. "Es wird niemals aufhören, wenn wir es nicht aufhalten", erörterte die Künstlerin den Text auch in deutscher Sprache. Sie halte es für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, die Hoffnung zu bewahren und im täglichen Kampf für Menschenrechte und Würde nicht zu verzweifeln. Wenn die Gesellschaft beginne, Rückschritte zu machen, könne man es sich nicht leisten, lange müde zu sein.

Eine Lesung hielt die Schriftstellerin Monika Helfer unter dem Titel "Wär ich doch klug". Sie trug zwei Geschichten über Frauen in unterschiedlichen Situationen vor. Eine Geschichte handelte von einer Frau, die nichts mehr wusste, das aber artikulierte: "Ich habe meinen Verstand verloren". Bei der anderen Geschichte ging es um Frauen unter sich, mit Rotwein, Musik, feiernd, singend und tanzend - "sie merkten nicht, dass sie laut geworden waren", gab Monika Helfer als Denkanstoß.

"Ich wollte ein Gedicht schreiben" war anschließend in Form einer Poetryslam-Darbietung von Rapperin und Slampoetin Yasmo zu hören. In einer Demokratie müsse es klar sein, dass alle mitmachen dürfen - nicht immer würden sich alle angesprochen und eingeladen fühlen, so die Künstlerin. Ihr Text handelte von ihren Anfängen als Kunstschaffende, und dass Dichterin da, "wo ich herkomme", kein Beruf sei. Die große Kunst sei, frei zu leben -und "wenn es geht, zu berühren", so Yasmo.

Die Kabarettistin und Schauspielerin Aida Loos trug unter dem Titel "Zeitloos" satirische Beiträge vor. Sowohl Demokratie, als auch Satire scheinen aber gefährdet zu sein, so Loos, die damit kritisch auf US-Präsident Donald Trump abzielte. Europa wiederum sei "stolz wie ein Pfau" und trage seine "Selbstgefälligkeit" vor sich her. "Demokratie ist - wenn eine Fledermaus und zwei Motten darüber nachdenken, ob das Licht ausgeschalten werden soll", brachte sie mehrere ironische, "tierische" Vergleiche wie diesen. Festzuhalten sei aber, dass Demokratie eben nicht für Tiere und für das Recht des Stärkeren, sondern für Menschen gemacht sei.

Schauspielerin und Autorin Valerie Huber sprach zu den Themen "Demokratie, Klima, Menschlichkeit". Klimaschutz sollte eigentlich Menschenschutz heißen, so Huber. Aber Demokratien seien ganz offensichtlich "in einer gewaltigen Krise". Ziel sei nämlich nicht mehr das Wohl aller, sondern unbegrenztes Wachstum - auf einem Planeten mit begrenzten Rohstoffen gehe sich das nicht aus. Mit ihrem Gedicht "Die Scheinheiligkeit der Freiheit" gab sie unter anderem zu bedenken: "Die Ungerechtigkeit, die Ungleichheit, ist der Feind der Demokratie." Es brauche eine Demokratie, die vor allem auf Menschlichkeit und Solidarität schaue, so der Appell in ihrem Beitrag.

Die bildende Künstlerin Renate Bertlmann berichtete in ihrem Beitrag über "Groteskes und Ermutigendes" aus ihrer Karriere. Dies könne auch eine Erweiterung des Geschichtsbewusstseins sein, so Bertlmann. In die Kategorie "Groteskes" fiel beispielsweise, dass ihr im Jahr 1973 ein Galerist zu dieser Zeit in Wien eröffnete, wenn sie verheiratet sei, habe sie "die Ausstellung ja nicht nötig". Aber auch Ermutigendes habe es gegeben, als die ehemalige Frauenministerin Johanna Dohnal auf Kunst aufmerksam geworden sei und 1984 mit "Kunst mit Eigensinn" eine Frauenausstellung über die Bühne gehen konnte. Auch heute noch werde Schritt für Schritt in der Geschichte der Kunst ein völlig neues Bild der Frau aus weiblicher Sicht geschaffen, zeigte sich Bertlmann überzeugt. (Schluss) mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.


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