- 15.09.2025, 11:16:03
- /
- OTS0073
Vom Hoodie-Hacker zum Digitalkartell – 8. ZWF-Get-together zu Cybercrime – Virtuelle Täter, reale Folgen

Beim achten Get-together der Zeitschrift für Wirtschafts- und Finanzstrafrecht (ZWF) letzten Mittwochabend diskutierten Expert:innen aus Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft im Prunksaal bei LeitnerLeitner am Schwarzenbergplatz über die Frage, wie organisierter Cyberkriminalität wirksam begegnet werden kann. Gastgeber waren Linde Verlag, LeitnerLeitner, LeitnerLaw und wkk law.
Cybercrime wächst rasant
Nach einleitenden Worten von ZWF-Mitherausgeber Mag. Mario Schmieder (LeitnerLaw) und Mag. Katharina Hausegger (Linde Verlag), die die weiter zunehmende Bedrohung von Cyberkriminalität für Gesellschaft, Wirtschaft und Rechtsstaat hervorhoben, eröffnete Dr. Lukas Staffler, LL.M. (Universität Zürich) den Abend mit einem lebendigen Impulsvortrag.
Er zeigte auf, dass Cybercrime der am schnellsten wachsende Bereich der Kriminalstatistik in Österreich ist: 2023 wurden 65.864 Anzeigen eingebracht – mehr als doppelt so viele als noch 2019.[1] Neben klassischen Angriffsarten wie Ransomware gewinnen neue Erscheinungsformen wie „Pig-Butchering“-Scams, Romance-Betrug und die professionalisierte Sextortion zunehmend an Bedeutung. „Cybercrime ist längst kein Phänomen einzelner Täter mehr, sondern ein global vernetztes Digitalkartell mit klaren Rollen und hohen Profiten“, so Staffler. Das vielzitierte Bild vom einsamen Hoodie-Hacker im Keller sei längst überholt.
Lernen aus dem Conti-Leak – und die Folgen für Strafverfolgung und Rechtspraxis
Wie solche Strukturen funktionieren, demonstrieren die „Conti-Leaks“:[2] Ransomware-Gruppen agieren arbeitsteilig wie Unternehmen, mit klarer Führung, Entwicklerteams und sogar Bonusmodellen. Welche Lehren daraus für die Strafverfolgung zu ziehen sind, diskutierte anschließend die Expert:innenrunde moderiert von ZWF-Mitherausgeberin und leitender Staatsanwältin Mag. Carmen Prior (BMJ).
Dabei wurde deutlich, dass Cybercrime die Strafverfolgung an ihre Grenzen bringt. Lt. Ing. Martin Grasel (BKA, Cybercrime Competence Center) betonte, dass das enorme Deliktsvolumen nur mit international abgestimmten Ermittlungen zu bewältigen sei. Er plädierte für spezialisierte Staatsanwaltschaften nach Vorbild anderer EU-Staaten, deren Verfahren eine spürbar abschreckende Wirkung entfalten können. Mag. Christian Pawle (Leiter der Staatsanwaltschaft St. Pölten) verwies auf die praktischen Hürden: Finanzierung, Zuständigkeiten und organisatorische Gliederung machten die Einrichtung solcher Sonderstaatsanwaltschaften schwierig.
Aus der anwaltlichen Praxis schilderte Mag. Claudia Brewi (Paulitsch Law), dass Betroffene von Love-Scams oder Sextortion oft aus Scham zögern, Anzeige zu erstatten. Umso wichtiger seien geschulte Ansprechpartner:innen in Polizei und Justiz, die Vertrauen schaffen.
Fazit
Die angeregte Diskussion am Podium und mit dem Publikum verdeutlichte, dass mehr Ressourcen notwendig sowie eine Spezialisierung in der Bekämpfung und Aufklärung von Cyberkriminalität entscheidend sind. Zudem brauche es eine engere internationale Kooperation. „Cybercrime ist kein Nischenthema, sondern betrifft uns alle. Wirksame Antworten erfordern Zusammenarbeit, Sensibilisierung und international koordinierte Strategien“, resümierte Moderatorin Prior.
ZWF – kritisches Forum am Puls der Zeit
Das Netzwerktreffen verdeutlichte, dass Cyberkriminalität zu den größten Herausforderungen für Gesellschaft, Unternehmen und den Rechtsstaat zählt. Die ZWF bleibt damit ihrem Anspruch treu, ein Forum für praxisnahen Austausch zu schaffen, neue Fragen kritisch zu diskutieren und Impulse für Gesetzgebung, Justiz und Wirtschaft zu setzen.
Die ZWF blickt nach diesem erfolgreichen Abend motiviert in die Zukunft – viele weitere spannende Diskussionen und Hefte inklusive.
Mehr unter: https://shop.lindeverlag.at/zeitschrift/zwf-17
[1] BMI, Cybercrime – Kriminalitätsentwicklung 2011 bis 2023 (Stand April 2024) abrufbar unter https://www.onlinesicherheit.gv.at/Services/Cybermonitor/Cybercrime.html (Zugriff am 15.9.2025).
[2] Center for Internet Security, The Conti Leaks: A Case of Cybercrime’s Commercialization (2022) abrufbar unter https://www.cisecurity.org/insights/blog/the-conti-leaks-a-case-of-cybercrimes-commercialization (Zugriff am 15.9.).
Rückfragen & Kontakt
Linde Verlag
Mag. Eva Hochwallner, MA
Telefon: +43 1 24630-749
E-Mail: eva.hochwallner@lindeverlag.at
Website: https://www.lindeverlag.at/de
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | LVW