- 15.09.2025, 09:55:32
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Bauernbund: Die Preisdebatte ist Gift für die Lebensmittelproduktion in Österreich
Strasser warnt: „Wenn Bauern von ihrer Arbeit nicht mehr leben können, dann produzieren sie auch keine Lebensmittel mehr.“
Der Österreichische Bauernbund warnt vor den Folgen der aktuellen Preisdebatte im Lebensmittelhandel. Am Beispiel von Brot und Backwaren wird deutlich, wie gering der Anteil für die Produzenten ist: Nur rund 5 Prozent des Preises, den Konsumenten bezahlen, bleiben bei den Bäuerinnen und Bauern. Im Schnitt liegt das Einkommen je Betrieb bei etwa 2.000 Euro brutto pro Monat, trotz hoher Arbeitsbelastung ohne geregelte Arbeitszeiten. „Wenn Bauern von ihrer Arbeit nicht mehr leben können, dann produzieren sie auch keine Lebensmittel mehr. Und dann ist die entscheidende Frage: Wer macht es stattdessen?“, warnt Bauernbund-Präsident Abg.z.NR DI Georg Strasser.
Gefahr durch Billigimporte
Schon jetzt stehen viele Landwirte und lebensmittelverarbeitende Betriebe unter massivem Druck. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von Importen. „Bei Importen haben wir aktuell keinen Einfluss darauf, nach welchen Standards sie produziert werden. Bei uns verbotene Pflanzenschutzmittel, Hormone, Abholzung des Regenwaldes, Ausbeutung – all das landet am Ende auf unserem Teller, wenn nur der Preis und nicht die Herkunft zählt“, so Strasser. „Österreich produziert Lebensmittel zu den weltweit höchsten Standards. Qualität auf diesem Niveau hat ihren Preis. Genau das muss allen bewusst sein, die auch in Zukunft hochwertige Lebensmittel aus Österreich haben wollen.“
Lebensmittelversorgung nicht verhandelbar
„Wir müssen alles daransetzen, die Urproduktion und die Verarbeitung im eigenen Land zu halten. Es ist von unschätzbarem Wert, dass wir uns auch in Zukunft selbst mit den hochwertigen Lebensmitteln versorgen können, die unsere Bauern Tag für Tag produzieren. Die Ernährungssouveränität Österreichs ist nicht verhandelbar. Lebensmittel haben einen Wert, der über den Preis hinausgeht. Die aktuelle Lebensmittelpreisdebatte ist Gift für uns alle“, stellt Strasser klar.
„Wir sind falsch abgebogen“
Auch Bauernbund-Direktorin Mag. Corinna Weisl warnt: „Wir sind da als Gesellschaft falsch abgebogen. Seit Jahren hören wir: Lebensmittel müssen billig sein. Aber das ist eine Sackgasse. Billigpreise zerstören die Basis unserer Versorgung. Wer heute nur zum billigsten Produkt greift, verdrängt jene, die höchste Standards einhalten und für Qualität sorgen.“
Eine aktuelle Umfrage unterstreicht die Haltung: 73 Prozent der Menschen in Österreich sprechen sich klar gegen Schleuderpreise im Handel aus. 80 Prozent wollen klare Regeln, die Bauern vor Preisdruck durch den Lebensmittelhandel schützen. Mehr als die Hälfte sagt, dass sich die Lage unserer Bauern in den letzten Jahren verschlechtert hat.
„Wir haben die Bevölkerung auf unserer Seite. Das geht aus der aktuellen Umfrage klar hervor. Wer glaubt, dass Menschen einfach nur Lebensmittel kaufen wollen, die so billig wie möglich sind, der irrt. Die Menschen wissen die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern zu schätzen. Denn sie erzeugen nicht nur, was wir täglich essen, sie erhalten auch unsere Artenvielfalt, fördern Biodiversität, pflegen die Kulturlandschaft, schaffen Lebensräume und tragen dazu bei, dass unsere Umwelt sauber bleibt. Diese Leistungen gibt es nur, wenn unsere Landwirtschaft eine Zukunft hat“, stellt Weisl klar.
Faire Preise sichern die Zukunft
„Die Botschaft ist eindeutig: Es braucht ein Umdenken. Höchste Qualität zum billigsten Preis geht sich nicht aus. Überzogene Rabatte und Schleuderaktionen mit Lebensmitteln müssen ein Ende haben. Stattdessen brauchen wir mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette und ein klares Bekenntnis zu österreichischer Qualität im Regal und am Teller. Nur so bleibt Österreich ein Land, das sich mit hochwertigen Lebensmitteln selbst versorgen kann. Denn nur wenn unsere Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit ein faires Einkommen erzielen, können sie auch morgen noch das tun, was für alle unverzichtbar ist: Beste heimische Lebensmittel erzeugen“, so Strasser mit einem abschließenden Appell.
Rückfragen & Kontakt
Martin Grob, MA
Pressesprecher & Leitung Kommunikation
Telefon: +43 664 8850 9559
E-Mail: m.grob@bauernbund.at
Website: https://www.bauernbund.at
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