• 15.09.2025, 09:54:02
  • /
  • OTS0032

Diakonie zum Welt-Alzheimertag: Die alten Lösungen reichen längst nicht mehr

Menschen mit Demenz kommen im Regierungsprogramm nicht vor

Wien (OTS) - 

170.000 Menschen leben in Österreich mit Demenz. In vielen Fällen sind die Angehörigen mit betroffen. Je nach Situation und Phase der Erkrankung sind die Bedürfnisse der Betroffenen sehr unterschiedlich. Die derzeitige Unterstützung wird dem Problem in seiner gesellschaftlichen Breite nicht gerecht. „Wir dürfen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen nicht alleine lassen. Die Unterstützungsangebote sind nicht ausreichend, vor allem in ländlichen Regionen,“ so Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser.

Regierungsprogramm geht auf Demenz nicht ein

Demenz gilt als eine der großen Herausforderungen für Gesundheit und Soziales. Doch im aktuellen Regierungsprogramm kommt das Thema nur am Rande vor. Ziel ist nur, die sogenannte „Demenzstrategie“, also ein Grundsatzdokument zum Thema, solle aktualisiert werden. „Die Demenzstrategie darf keine Absichtserklärung bleiben, und wir müssen ernsthaft befürchten, dass das der Fall ist. Ziele müssen in der Demenzstrategie konkretisiert, mit Maßnahmen hinterlegt und mit Mitteln ausgestattet werden", so Moser.

Anlässlich des Welt-Alzheimertages nennt die Diakonie drei wesentliche Punkte: „Es braucht die Möglichkeit, frühzeitig eine Diagnose zu bekommen, dazu die nötige Beratung sowie finanzielle Unterstützung“, denn neben den psychischen Belastungen trifft eine Demenzerkrankung viele Familien und Personen auch finanziell hart.

Rasche Diagnosen für alle zugänglich machen

Erste Anzeichen von Vergesslichkeit lösen Ängste aus und werden oft ignoriert. „Eine leicht zugängliche und frühzeitige Diagnose kann viel Kummer ersparen“, weiß die Diakonie-Direktorin. „Diagnose und Begleitung legen den Grundstein für Lebensqualität“, ist Moser überzeugt. „Wer früh hilft, hilft doppelt.“

In Kärnten kann ein Team von Psychologinnen der Diakonie sowohl mobile Abklärung zuhause durchführen, als auch flexible Beratung und Begleitung rund um diese schwierige Zeit bieten. Solche Angebote müssen österreichweit dringend ausgebaut, leistbar gestaltet und langfristig gesichert werden. Daher fordert die Diakonie flächendeckenden Zugang zu guter, kostenloser Demenz-Abklärung bzw. Diagnose und begleitender Beratung.

Finanzielle Belastungen auffangen

Demenz bedeutet finanzielle Belastungen für Betroffene und ihre Familien: Zuzahlungen zu Betreuungsleistungen, Wohnraumanpassungen, Therapien. Dazu kommt, dass in vielen Fällen Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder die Arbeit ganz aufgeben müssen. „Bis heute deckt das Pflegegeld von dem allen nur einen Teil ab“, kritisiert Moser. Und das auch deshalb, weil der im Gesetz vorgesehene Zuschlag kaum gewährt würde. 32.000 Menschen bekommen den so genannten Erschwerniszuschlag, nicht alle von ihnen haben Demenz. Dem stehen 170.000 Menschen mit Demenz gegenüber. Es könne nicht sein, dass Menschen erst bekommen, was ihnen zusteht, nachdem sie sogenannte Pflegegeld-Klagen einreichen, mahnt die Diakonie.

Neue Modelle ausrollen

Mit neuartigen Demenz-Wohngemeinschaften in Tirol und Burgenland zeigt die Diakonie, dass neue Modelle funktionieren. Eine Ausrollung scheitert oft an den rechtlichen Rahmenbedingungen. „Wir hätten viele Ideen für neue Wohnformen, regional erprobt und für gut befunden“, so Moser, „aber die Gesetze und Förderungen sind nicht nur in jedem Bundesland anders, sondern lassen auch nur das schon Bekannte zu.“

Mit einem Pflegeheim der Diakonie in Klagenfurt, das auf unterschiedliche Demenzstadien konkret eingeht, und mit den familienähnlich geführten Hausgemeinschaften zeigt die Diakonie auch, dass Lebensqualität und Arbeitsqualität Hand in Hand gehen. „Wo die Betreuten sich wohl fühlen, da arbeiten die Pflegenden auch gerne“, erklärt Moser. So wären innovative Betreuungsmodelle, die auf die zunehmende Vielfalt an Betroffenen eingehen, auch ein taugliches Mittel gegen den Personalmangel.

Rückfragen & Kontakt

Diakonie Österreich
Dr. Roberta Rastl
Telefon: 0043 664 314 9395
E-Mail: presse@diakonie.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | DIK

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel