• 12.09.2025, 13:13:35
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Eberhard-Stüber-Forschungsstation für Hochalpine Studien im Nationalpark Hohe Tauern

Erfolg einer Ökopartnerschaft zwischen der Großglockner Hochalpenstraße und dem Haus der Natur

(v.l.n.r.:) Dr. Johannes Hörl (Vorstand Großglockner
Hochalpenstraßen AG), HR Prof. DDr. Eberhard Stüber (ehem. Direktor
Haus der Natur, Präsident Naturschutzbund Österreich und
Landesumweltanwalt), Dr.in Inge Illich (ehem. Mitarbeiterin Haus der
Natur) und Dr. Robert Lindner (Direktor Haus der Natur und
Juryvorsitzender Glockner Öko-Forschungs-Fonds)
Salzburg (OTS) - 

Die Forschungsstation und die Gründung des Nationalparks

Die Gründung der Forschungsstation war eng mit der Schaffung des Nationalparks Hohe Tauern verbunden. Der Weg zum Nationalpark in den 1980er Jahren war – vor allem in Salzburg und Tirol – geprägt von einem harten Ringen um eine allgemeine Zustimmung. Die Gegnerschaft in den geplanten Nationalparkregionen war teilweise groß.

Eberhard Stüber damaliger Direktor des Museums Haus der Natur und gleichzeitig Präsident des Naturschutzbundes Österreich, und seit 1987 erster Landesumweltanwalt Salzburgs war in dieser Phase stark in der öffentlichen Willensbildung „Pro Nationalpark“ engagiert. Stüber bemühte sich verstärkt darum die Jugend für die Idee des Nationalparks zu gewinnen.

Es gelang ihm durch öffentlichkeitswirksame Auftritte und lange Gespräche den damaligen Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer sen. von der Sinnhaftigkeit der Gründung eines Nationalparks in den Hohen Tauern zu überzeugen. Bei diesen Gesprächen wurde auch die wissenschaftliche und ökologische Begleitung dieser Nationalparkgründung durch das Haus der Natur diskutiert. In Folge war das Haus der Natur an der Konzeption und Umsetzung zahlreicher Lehrwege und Bildungseinrichtungen in den Hohen Tauern beteiligt, u. a. im Raurisertal, Fuschertal, Felbertal, Hollersbachtal, Obersulzbachtal, Murtal sowie in den Nationalparkanteilen von Kärnten und Osttirol.

Bei diesen Plänen galt das Hauptaugenmerk der Großglockner Hochalpenstraße, die als Passstraße die drei Teile des Nationalparks Hohe Tauern Salzburg, Kärnten und Osttirol seit mehr als 90 Jahren verbindet. Die Idee sie zu einer Nationalparkstraße zu entwickeln, wurde geboren.

Ein zentraler Gedanke dabei war die Schaffung einer Anlaufstelle für Forschung in den Hohen Tauern. Ein leerstehendes Betriebsgebäude in 2.273 m Seehöhe bot sich an. Die grundsätzliche Vereinbarung der damaligen Ökopartnerschaft zwischen dem Haus der Natur und der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG) sah vor, dass die GROHAG die Renovierung des Gebäudes und später die Betriebskosten, das Haus der Natur Einrichtung und Betreuung der Forschungsstation übernehmen sollten. Nach langwierigen Gesprächen mit weiteren Förderstellen gelang es schließlich die Forschungsstation am 16. September 1989 zu eröffnen. In den 36 Jahren seither entwickelte sich die Station zu einem beliebten und vielgenutztem Forschungsstützpunkt. Sie wurde zu einem zentralen Stützpunkt für wissenschaftliche Arbeiten im Nationalpark Hohe Tauern.

„Die Forschungsstation verbindet die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Haus der Natur. Ihre Gründung ist unmittelbar mit der Gründung des Nationalparks verbunden, sie hat dazu beigetragen den Nationalpark in der Wissenschaft sichtbar zu machen. Seit der Eröffnung im September 1989 leistete dieser Forschungsstützpunkt für den Nationalpark und die Wissenschaft Großartiges. Gleichzeitig hat die Straße durch den Nationalpark eine neue Dimension und Aufgabe erhalten, der die GROHAG in herausragender Weise gerecht wird.“

— HR Prof. Dr. Dr. h.c. Eberhard Stüber, Direktor des Hauses der Natur von 1976 bis 2009

Monitoring im Sonderschutzgebiet Piffkar

Die ersten Arbeiten auf der Forschungsstation beschäftigten sich mit der Dokumentation der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Als im Jahr 1989 per Verordnung das Piffkar, das Gebiet unterhalb der Edelweiß-Spitze und des Baumgartlkopfs zum Sonder-schutzgebiet erklärt wurde ergab sich eine zentrale Forschungsfrage: Welche Veränderungen würde die Nutzungsaufgabe hier in den Hochlagen der Hohen Tauern mit sich bringen? Die Idee eines langfristigen Monitoring-Programms war geboren. Nach der Ersterfassung der hier vorkommenden Pflanzenarten, der Vögel der Kleinsäuger und der Heuschrecken begannen 1990, also vor mehr als einem Viertel-Jahrhundert die langfristige Bestandskontrollen ausgewählter Artengruppen.

Heuschrecken im Hochgebirge

Während viele dieser Monitoring-Programme Anfang der 2000er Jahre eingestellt wurden, bewies eine Wissenschaftlerin – unbeeindruckt von ausbleibender Finanzierung – einen besonders langen Atem. Dr.in Inge Illich erarbeitete eine unvergleichbare Zeitreihe über die Entwicklung von Heuschreckenpopulationen im Hochgebirge - über mehr als 35 Jahre hinweg. So gelang es Ihr hier Entwicklungsprozesse zu dokumentieren, wie sie weitgehend unbeeinflusst vom Menschen ablaufen.

Das obere Piffkar, ein hochalpiner, klimatischer Extremstandort, wurde über den gesamten Untersuchungszeitraum von 1990 bis 2025 von fünf Heuschreckenarten besiedelt. Der langfristige Einfluss der Klimaerwärmung führte zu unterschiedlichen Reaktionen der einzelnen Heuschreckenarten. So dehnte sich das Areal des Gemeinen Grashüpfers, einer Art mit guter ökologischer Anpassungsfähigkeit, vor allem in höhere Lagen aus. Hingegen war die Nordische Gebirgsschrecke, eine ausgesprochene kälteangepasste Hochgebirgsart, immer nur auf der am höchsten gelegenen Untersuchungsfläche in 2.450 m Seehöhe anzutreffen. Es ist zu befürchten, dass diese Art der Hochlagen durch die Klimaerwärmung zunehmend unter Druck gerät, ein weiteres Ausweichen nach oben ist nicht mehr möglich.

Die langjährigen Untersuchungen zeigen auch, dass die zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeiten der untersuchten alpinen Grashüpfer einer der Schlüssel zum Verständnis ihrer Biologie sind. Die Embryonalentwicklung der in den Boden abgelegten Eier dauert zwei oder sogar drei Jahre, dann erst schlüpfen die winzigen Larven, die sich von frischen Gräsern und Kräutern ernähren. Diese Verlängerung der Entwicklungsdauer ist eine notwendige Anpassung an die teils extremen Wetterbedingungen im Hochgebirge.

Die langen Datenreihen zeigen außerdem, dass die Heuschrecken-Populationen von Jahr zu Jahr teils extremen Schwankungen unterliegen. Verlässliche Aussagen zur Entwicklung der Bestände können daher nur durch derartige langjährige Untersuchungen gemacht werden. Zudem ergaben die Resultate der jährlich erhobenen Anzahl der Heuschrecken auf den Untersuchungsflächen, dass sich die Auflassung der Beweidung in den klimatisch extremen Hochlagen des Sonderschutzgebietes positiv auf die Heuschreckenvielfalt auswirkte.

„Derartige Studien zur natürlichen Dynamik von Lebensgemeinschaften sind nur in Gebieten möglich in denen der Einfluss des Menschen minimal ist. Ein Nationalpark, wie der Nationalpark Hohe Tauern bietet genau diese Rahmenbedingungen. Nur hier können wir mehr über die Natur des Hochgebirges lernen. Für mich war es nicht nur eine Herausforderung, sondern ein Privileg in so einem Gebiet arbeiten zu dürfen.“
— Dr.in Inge Illich, ehem. Mitarbeiterin im Haus der Natur

Glockner-Öko-Forschungs-Fonds

Im Jahr 1993 wurde der „Glockner Öko-Forschungs-Fonds“ auf Initiative des damaligen GROHAG-Vorstandes DDr. Karl Gollegger und Herrn Professor DDr. Eberhard Stüber, der in der Folge auch über viele Jahre den Vorsitz in der Jury führte, ins Leben gerufen.

Mit dem Glockner Öko-Forschungs-Fonds unterstützt die GROHAG seit über 30 Jahren die Grundlagenforschung im Nationalpark Hohe Tauern. Zahlreiche Forschungsarbeiten im Umfeld der Großglockner Hochalpenstraße wurden so ermöglicht. Der Ökofonds richtet sich vor allem an wissenschaftliche „Start-ups“ – Forschungsansätze, in der Pilot-Phase deren Durchführbarkeit und Potenzial erst ausgelotet werden muss. Einige davon entwickelten sich dann zu wissenschaftlichen Erfolgsgeschichten.

— Dr. Robert Lindner, Direktor Haus der Natur und heutiger Juryvorsitzender

„Der Glockner-Öko-Forschungs-Fonds ist für uns mehr als nur Wissenschaftsförderung – er ist Ausdruck unserer Verantwortung, die einzigartige Hochgebirgswelt rund um den Großglockner für kommende Generationen zu bewahren. Indem wir Forschung ermöglichen, schaffen wir die Basis für fundierte Entscheidungen im Spannungsfeld von Naturschutz, Tourismus und Infrastruktur.“

— Dr. Johannes Hörl, Vorstand GROHAG

Bis heute gelebte Partnerschaft

Vergleichbar mit dem Sonnblick Observatorium bietet die Forschungsstation eine Basis für vielfältige Forschungsarbeiten. Nur wenige Meter von der Straße entfernt kann man hier ökologische Prozesse beobachten. Sie ist seit mehr als 35 Jahren Ausdruck einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die die Institutionen Haus der Natur und GROHAG verbindet.

Die Forschungsstation ist seit 36 Jahren ein idealer Stützpunkt für wissenschaftliche Arbeiten in der hochalpinen Natur der Hohen Tauern. Die GROHAG hat mit der Schaffung der Forschungsstation vieles ermöglicht. Von Universitätsexkursionen bis hin zu langfristigen Studien, von Einzellern über alpine Vögel bis hin zu Gletschern und geologischen Prozessen. So hilft die GROHAG mit, dass wir die Hochgebirgsnatur besser verstehen lernen.“

— Dr. Robert Lindner, Direktor Haus der Natur und heutiger Juryvorsitzender


„Die Partnerschaft mit dem Haus der Natur hat uns gelehrt, die Hochgebirgsnatur noch intensiver zu verstehen und zu schätzen. Vor allem dem Gründervater der Forschungsstation, Prof. Eberhard Stüber, und seinen Nachfolgern als Direktoren im Haus der Natur kann nicht genug gedankt werden. Forschung im Nationalpark Hohe Tauern eröffnet uns einzigartige Einblicke in ökologische Prozesse, die ohne langfristige Beobachtung verborgen blieben. Dieses Wissen ist unverzichtbar, um die Großglockner Hochalpenstraße im Einklang mit Natur- und Klimaschutz bestmöglich zu betreiben.“
— Dr. Johannes Hörl, Vorstand GROHAG

Die Presseaussendung finden Sie in unserer Mediadatenbank unter folgendem Link: https://media.grossglockner.at/de/presse/text~1283

Rückfragen & Kontakt

Großglockner Hochalpenstraßen AG
Dr. Johannes Hörl
Telefon: +43 (662) 873673-114
E-Mail: hoerl@grossglockner.at

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