• 12.09.2025, 09:00:33
  • /
  • OTS0015

Sägeindustrie und Holzhandel warnen vor der EU-Entwaldungsverordnung

Absatz und Produktion trotz konjunktureller Unsicherheit stabilisiert; EUDR könnte Produktion um 10% einbrechen lassen; Nicht umsetzbare EUDR aufheben und Alternativen nutzen

Pörtschach (OTS) - 

„Der österreichischen Sägeindustrie ist es in einer schwierigen konjunkturellen Lage gelungen, Absatz und Produktion zu stabilisieren“, erklärt DI Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, anlässlich des Internationalen Holztages 2025. Trotz gestiegener Preise und konstanter Produktion sei es laut Schmölzer jedoch zu früh für Optimismus: „Unsere Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal sind weiterhin sehr hoch. Zudem ist das gesamtwirtschaftliche Umfeld schwach und die Unsicherheiten sind groß. Es braucht dringend bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, insbesondere niedrigere Lohnnebenkosten und wettbewerbsfähige Energiepreise.“

Auch KR Franz Teuschler, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, sieht Licht und Schatten: „Der Holzhandel ist von unterschiedlichen Entwicklungen geprägt. Die zuletzt gesunkenen Zinsen haben eine leichte Belebung in der Bauwirtschaft gebracht, besonders bei größeren Projekten. Im klassischen Einfamilienhausbau bleibt die Nachfrage aber schwach.“ Positiv sei dagegen die Entwicklung im Exportgeschäft: „Beim Nadelschnittholz hatten wir einen sehr guten Jahresstart. Im ersten Halbjahr stiegen die Ausfuhren um fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem aus Italien und Deutschland wurde wieder verstärkt eingekauft.“

Risiko EU-Entwaldungsverordnung

„Wir haben die Produktion von Schnittholz gesteigert und erwarten für 2025 ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unsere Sägewerke könnten noch mehr Holz übernehmen“, so Schmölzer. Allerdings sieht er in der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) eine zentrale Bedrohung: „Wenn die EUDR in ihrer derzeitigen Form mit Jahresende in Kraft tritt, droht ein Produktionsrückgang von bis zu 10 Prozent. Viele Waldbesitzer könnten die Holzernte vorübergehend einstellen, weil sie die Risiken und Aufwände der EUDR nicht tragen wollen. Zudem herrschen auch bei uns große Verunsicherung und Zurückhaltung gegenüber weiteren Planungen.“ Betroffen von solch einem Rückgang der Produktion in der Sägeindustrie wäre auch die weitere Wertschöpfungskette Holz: die Herstellung von Holzbauteilen und Möbeln bis hin zu Platten und Papier sowie – besonders im Winter beachtlich – die Pelletproduktion.

EU-Entwaldungsverordnung: Bürokratie ohne Nutzen

Die EUDR verlangt von Unternehmen den Nachweis, dass Holz und Holzprodukte entlang der gesamten Lieferkette entwaldungsfrei sind – vom Rohstoff bis zum Endprodukt. Die Unternehmen müssen dafür fortlaufend den Nachweis erbringen. Damit sind nicht nur Importe betroffen, sondern auch die Produktion und der Handel innerhalb der EU. In der Praxis führt das zu einem nicht umsetzbaren Bürokratieaufwand.

„In der EUDR wurde die Wertschöpfungskette Holz nicht verstanden“, so Schmölzer. „Durch Vermischungen von Holz auf Lagerplätzen und in der Weiterverarbeitung müssten tausende Referenznummern erstellt, verwaltet und bei jedem Bearbeitungsschritt, jeder Lieferung und jedem Produkt weitergegeben werden. Das erzeugt Datenmengen, die faktisch weder kontrollierbar noch zweckmäßig sind.“ Eine Studie aus Finnland beziffert die Kosten für die Einführung allein dort auf über 200 Millionen Euro und 65 Millionen Euro laufend pro Jahr. Auf Europa hochgerechnet drohen Milliardenkosten ohne erkennbaren Nutzen.

Die Branche warnt, dass die EUDR in der aktuellen Form weder rechtssicher umsetzbar noch verhältnismäßig ist. Auch Nachbesserungsversuche der EU-Kommission durch Begleitdokumente oder FAQs bringen keine Klarheit „Nach über zwei Jahren Arbeit fehlt weiterhin ein praxisgerechtes Umsetzungsmodell. Deshalb fordern wir, die EUDR im Rahmen eines „Omnibus“-Verfahrens für den Bürokratieabbau grundlegend zu überarbeiten oder – noch besser – vollständig aufzuheben. So kann die EU-Kommission ihr Versprechen einlösen, die Wettbewerbsfähigkeit Europas wiederherzustellen“, hebt Schmölzer hervor.

Alternativen gegen Entwaldung

Das Ziel, die weltweite Entwaldung zu stoppen, unterstützt die Holzwirtschaft ausdrücklich, rät jedoch zu alternativen Lösungen. „Es braucht eine zusätzliche Risikokategorie für Länder ohne Entwaldungsrisiko, wie etwa Österreich, anstatt die gesamte Holzwirtschaft mit der EUDR zu belasten“, fordert Teuschler. Eine entsprechende Dokumentation nach dem Vorbild der bisherigen EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) wäre ausreichend. Diese Forderung fand bereits mehrmals eine Mehrheit im Europäischen Parlament, ist Teil des deutschen Koalitionsvertrags und wird von mehreren Mitgliedstaaten, darunter auch Österreich, unterstützt.

Anstatt pauschaler Überwachung sollen risikobasierte Kontrollen helfen, Entwaldung gezielt zu bekämpfen. „Entwaldung findet nicht in Europa statt. Dennoch müssen wir hier nachweisen, dass unsere Lieferketten entwaldungsfrei sind“, wundert sich Teuschler. Er schlägt vor: „Es braucht Risikobewertungen, die sich an Fakten orientieren und gezielte Kontrollen bestimmter Produkte, Regionen oder Akteure.“

Weiteres Pressematerial und Fotos finden Sie ab 11 Uhr auf www.holzindustrie.at

Fakten zur Sägeindustrie

Die Sägeindustrie Österreichs besteht aus mehr als 1.000 Betrieben. Ein Großteil davon ist seit Generationen in Familienhand und zeigt ein breites Spektrum an Unternehmen: von Weltmarktführern über zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen. Die Sägeindustrie beschäftigt in Österreich rund 10.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im ländlichen Raum und sorgt für Beständigkeit und Wohlstand in den Regionen. Die Sägeindustrie generierte im Jahr 2024 einen Produktionswert von 3 Milliarden Euro.

Fakten zum Holzhandel in Österreich

Das Bundesgremium Baustoff-, Eisen- und Holzhandel ist der größte Fachverband der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich mit beinahe 22.000 Mitgliedsbetrieben und umfasst rund 10 Prozent der Mitgliedsunternehmen des österreichischen Handels. Der Holzhandel zählt derzeit circa 4.500 Mitglieder. Die Groß- und Einzelhändler im Holzhandel sind verlässliche Partner in der gesamten Wertschöpfungskette Holz. Mit dem App-basierten Kurs „Wood-Star“ bietet der Holzhandel eine innovative Ausbildungsschiene für die Fachkräfte von morgen an.

ÜBER UNS

Der Fachverband der Holzindustrie Österreichs vertritt die Interessen von mehr als 1.300 holzverarbeitenden Unternehmen in der Bauprodukt-, Möbel-, Platten-, Säge- und Skiindustrie sowie in weiteren holzverarbeitenden Betrieben wie der Palettenherstellung. Die Unternehmen der Holzindustrie stellen mit rund 25.600 Beschäftigten Produkte im Wert von 9,28 Milliarden Euro her und erwirtschaften einen Außenhandelsüberschuss von 1,39 Milliarden Euro. Innerhalb der Wertschöpfungskette Holz ist die Holzindustrie ein Schlüsselsektor und Ausgangspunkt für viele weitere Verwendungsmöglichkeiten für Holz. Entlang der Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft sind mehr als 320.000 Menschen beschäftigt, besonders in den ländlichen Regionen. Die Holzindustrie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der österreichischen Wirtschaft.

Weitere Informationen zur Holzindustrie Österreichs finden Sie im aktuellen Branchenbericht.

Rückfragen & Kontakt

Fachverband der Holzindustrie Österreichs
Norman Schirmer, M.A.
Telefon: T: +43 1 712 26 01 - 21 | M: +43 676 403 7517
E-Mail: schirmer@holzindustrie.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | FVH

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel