- 11.09.2025, 12:47:04
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Unsichtbare Stütze des Pflegesystems
BÖP macht auf psychische Belastungen pflegender Angehöriger aufmerksam
Anlässlich des Aktionstages für pflegende Angehörige am 13. September ruft der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) zum Bewusstsein für jene Menschen auf, die tagtäglich im Stillen ein Familienmitglied pflegen. Etwa 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause betreut - überwiegend von Frauen.
„Pflegende Angehörige leisten einen unbezahlbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Hinter verschlossenen Türen tragen sie eine kaum sichtbare Last, nicht selten zusätzlich zu Beruf und Kindererziehung. Diese Mehrfachbelastung darf nicht auf Kosten der psychischen Gesundheit gehen. Care-Arbeit muss endlich auch geschlechtersensibel und fair verteilt werden. Pflege darf keine reine Frauensache bleiben - auch Männer sind gefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen die Anliegen pflegender Angehöriger ernst nehmen und ihnen den Zugang zu professioneller psychologischer Unterstützung erleichtern. Besonders die Betreuung von Eltern mit einer Demenz oder Alzheimer-Krankheit kann eine dauerhafte Stresssituation darstellen – hier braucht es gezielte Entlastung und Begleitung.“, betont BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Wimmer-Puchinger.
Care-Arbeit bleibt ungleich verteilt
Der sogenannte Gender-Care-Gap zeigt: Frauen übernehmen 43 Prozent mehr unbezahlte Pflegearbeit als Männer. Diese ungleiche Verteilung ist kein rein österreichisches Phänomen, sondern europaweit zu beobachten. Gründe dafür sind unter anderem traditionelle Geschlechterrollen, Einkommensunterschiede sowie fehlende Infrastruktur für Betreuung und Pflege.
Die Folgen sind gravierend: geringere Karrierechancen, höheres Risiko von Altersarmut und eine enorme psychische Belastung, die vor allem Frauen trifft. Eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern ist daher entscheidend, um Überlastung zu verhindern und echte Gleichstellung zu erreichen.
Belastungen bleiben oft im Verborgenen
Pflegende Angehörige übernehmen Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Angehörigen. Gleichzeitig erleben sie Stress, Erschöpfung, Angst oder depressive Verstimmungen, die häufig unerkannt bleiben. Viele Betroffene scheuen sich, Hilfe anzunehmen, obwohl sie in einer hochbelasteten Situation leben.
Psychologische Unterstützung entscheidend
Professionelle psychologische Unterstützung spielt bei der Bewältigung von Krisen eine entscheidende Rolle. Im Rahmen des "Angehörigengespräches" haben belastete Angehörige die Möglichkeit, kostenlos und vertraulich bis zu zehn Entlastungsgespräche zu führen. Rund 100 BeraterInnen, die überwiegende Mehrheit von ihnen Klinische PsychologInnen, sind österreichweit beteiligt um in persönlichen Gesprächen, je nach Wunsch entweder zu Hause, an einem anderen Ort, telefonisch oder online zu unterstützen. Das „Angehörigengespräch“ wurde 2014 vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit maßgeblicher Unterstützung des BÖP ins Leben gerufen.
Für akute Situationen steht zusätzlich die BÖP-Helpline als niedrigschwellige, kostenlose und anonyme Anlaufstelle zur Verfügung. Mo - Do 9.00 - 13.00 Uhr - Tel.: 01/504 8000 oder via E-Mail: helpline@psychologiehilft.at.
Unsichtbare Arbeit sichtbar machen
Nur durch die Pflege im Familienkreis gelingt es, dass alle Pflegebedürftigen in Österreich umfassend versorgt werden können - eine ausschließlich professionelle Betreuung wäre finanziell nicht leistbar. Zwar bringt das Pflegegeld eine gewisse finanzielle Unterstützung, doch die psychische Belastung bleibt oft unberücksichtigt.
„Wer Angehörige pflegt, verdient neben finanzieller Unterstützung auch Anerkennung für diese anspruchsvolle Arbeit. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie selbst gesund bleiben und Unterstützung in Anspruch nehmen, um ihre psychische Gesundheit zu schützen. Wenn wir die Belastungen der Pflegenden übersehen, gerät auch die Versorgung insgesamt an ihre Grenzen.“, so ao. Univ.-Prof.in Dr.in Wimmer-Puchinger.
Rückfragen & Kontakt
Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP)
Christina Lenhard, BA
Telefon: 0670/35 41 296
E-Mail: presse@boep.at
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