- 11.09.2025, 11:32:33
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Was pflegende Angehörige wirklich brauchen: Weniger Bürokratie, mehr „echte“ Unterstützung!
Zum Aktionstag der pflegenden Angehörigen kritisiert das Hilfswerk eingefahrene Pfade und mangelnde Flexibilität bei der Finanzierung von Unterstützungsangeboten.
Anlässlich des 7. Nationalen Aktionstags für pflegende Angehörige, am 13. September 2025, erinnert das Hilfswerk die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung an ihre Verpflichtungen gegenüber dem größten Pflegedienst des Landes, den pflegenden Angehörigen: „Mehr als die Hälfte der 500.000 Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher in Österreich werden ausschließlich von Angehörigen betreut“, sagt Othmar Karas, Präsident des Hilfswerk Österreich. „Ohne pflegende Angehörige würde unser Pflegesystem umgehend kollabieren. Und trotzdem machen wir ihnen unnötig das Leben schwer
“, kritisiert Karas.
Überbordende Bürokratie und zersplitterte Zuständigkeiten
Laut Hilfswerk wäre es dringend notwendig, Angehörige umfassender zu begleiten, aber auch von Bürokratie zu entlasten. „Ehe man es nicht selbst erlebt hat, hat man keine Vorstellung davon, was für eine Bürokratie mit der Pflegebedürftigkeit verbunden ist
“, meint Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. „Ich frage mich manchmal wirklich, wie die Menschen es schaffen, das alles neben der Betreuung zu regeln: Pflegegeldantrag und Begutachtung bei der zuständigen Pensionsversicherung, Anforderung und Vereinbarung zu mobilen Diensten wie Hauskrankenpflege und Heimhilfe mit dem Land und mit dem Dienstleister, 24-Stunden-Betreuung mit einer Agentur und die Förderung dazu mit dem Bund, Pflegehilfsmittel mit der zuständigen Krankenversicherung und dem Bandagisten, Befunde, Rezepte und Verordnungen mit Haus- und Fachärzten, und vieles mehr. Eine Fülle von Wegen, Anträgen, Meldungen, Erledigungen, Abholungen sind zu bewältigen“, schildert Anselm die Herausforderungen.
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen den Menschen so viel wie möglich ab, aber wir bräuchten viel mehr Zeit für die pflegenden Angehörigen. Viele von ihnen brauchen außerdem auch entlastende Gespräche und Hilfe bei der Orientierung, um im Pflegealltag klarzukommen, der immer wieder Veränderungen mit sich bringt
“, so Anselm. Für die Begleitung und Entlastung von pflegenden Angehörigen würde es laut Hilfswerk dringend mehr entsprechend finanzierte Angebote brauchen.
Eingefahrene Pfade und mangelnde Flexibilität bei den Unterstützungsangeboten
Hilfswerk-Präsident Karas appelliert an die Bundesländer, die laut geltender Kompetenzverteilung für Unterstützungsangebote und Pflegedienste zuständig sind: „Sorgen Sie dafür, dass pflegende Angehörige wohnortnahe, unbürokratische, flexible und erschwingliche Angebote vorfinden, damit ihr Engagement nicht zu Vereinsamung, Burnout oder erheblichen finanziellen Einbußen führt!“
Pflegende Angehörige, die übrigens auch 2025 in überwältigender Mehrheit Frauen sind, ermöglichen – teilweise unterstützt von mobilen Pflegediensten oder 24-Stunden-Betreuungskräften – ihren pflegebedürftigen Familienmitgliedern einen Lebensabend dort, wo ihn vier Fünftel der Menschen in Österreich tatsächlich verbringen wollen: zuhause in der gewohnten Lebensumgebung. Dabei gehen sie oft an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Wenn sie als Töchter oder Schwiegertöchter pflegen und noch berufstätig sind, leiden sie an Doppelbelastungen, teilweise schrauben sie ihre Berufstätigkeit zurück oder scheiden komplett aus dem Beruf aus und nehmen erhebliche Einkommenseinbußen hin. Wenn sie als Ehe- und Lebenspartner bzw. -partnerinnen pflegen, sind sie meist selbst schon älter und haben mit alters- und krankheitsbedingten Einschränkungen zu kämpfen. Nicht wenige fühlen sich isoliert und einsam. „Das müsste nicht sein“, ist Hilfswerk-Präsident Karas überzeugt.
„Wir brauchen mehr Spielraum, um individuell angepasste Unterstützungspakete zu schnüren“, erläutert Karas. „Jemand, der einen demenziell beeinträchtigten Angehörigen betreut, braucht völlig andere Angebote als jemand, der für die Betreuung eines bettlägerigen Menschen verantwortlich ist. Wir müssen flexibler denken und handeln. Wir müssen herauskommen aus den eingefahrenen Pfaden und eingerosteten Finanzierungskatalogen. Wer allen mit denselben Mitteln helfen will, hilft am Schluss niemandem wirklich. Pflegende Angehörige brauchen ‚echte‘ Unterstützung! Sie haben es sich verdient, dass wir genauer hinsehen, was sie brauchen, und finanzieren, was dringend benötigt wird. Schließlich heftet sich die Politik in Bund und Ländern regelmäßig den Grundsatz ‚mobil vor stationär‘ auf die Fahnen – nicht nur, weil die Menschen sich ein Altern zu Hause wünschen, sondern auch weil es volkswirtschaftlich sinnvoll ist. In diesem Fall dürfen wir die Rechnung aber nicht ohne pflegende Angehörige machen
“, so der Hilfswerk-Präsident abschließend.
Über das Hilfswerk Österreich
Das Hilfswerk Österreich ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Als Arbeitgeber von rund 7.000 Pflegefachkräften und Betreuungskräften pflegt und betreut das Hilfswerk laufend mehr als 31.000 ältere und chronisch kranke Menschen. Damit ist das Hilfswerk in Österreich die Nr. 1 in der Pflege zu Hause. Zudem ist das Hilfswerk als Träger stationärer Einrichtungen für zwanzig Seniorenpensionen/-heime, 21 geriatrische Tages(struktur)zentren sowie 82 Einrichtungen des Betreuten Wohnens zuständig.
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