• 11.09.2025, 10:31:33
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Wer die Netze nutzt, soll auch die Kosten tragen

Die Verteilernetzbetreiber fordern verursachungsgerechte Netztarife. Eine faire Aufteilung der Kosten sichert den zügigen Ausbau der Netz-Infrastruktur.

Linz (OTS) - 

Die Energiewende hin zu einem klimafreundlichen Strom-System erfordert den massiven Ausbau der Netze auf allen Ebenen. Die Kosten für diesen Ausbau müssen fair unter allen Beteiligten aufgeteilt werden. Diese Forderung erhob der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johannes Zimmerberger, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 11. September 2025. Zimmerberger wünscht sich, dass das kommende Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) hier Klarheit schafft: „Wer die Netze nutzt, sollte sich auch an den Kosten beteiligen – das sollte zumindest als grundlegendes Prinzip gelten.“

Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, verwies auf die Bedeutung des in Arbeit befindlichen Gesetzes für die Energiewende: „Das ElWG wird hoffentlich bald die Rahmenbedingungen liefern, damit der Ausbau der Netze zügig weitergehen kann. Die Kosten dafür müssen alle am Stromsystem Beteiligten gemeinsam tragen.“

Aufteilung der Kosten

Die Kosten für den Betrieb und den Ausbau der Netze werden über Netzgebühren gedeckt, die einen Teil des Strompreises ausmachen. Die Netzbetreiber entscheiden aber nicht selbst über die Höhe ihrer Tarife. Da es sich bei den Stromnetzen um natürliche Monopole handelt, die nicht im Wettbewerb stehen, unterliegen sie einem Regulierungsregime. Die Tarife werden vom Regulator, der E-Control, jeweils für eine Periode von fünf Jahren festgelegt und richten sich nach den tatsächlichen Kosten. „Es gibt keine externen Geldquellen und keinen Markt, wo Überschüsse verdient werden könnten“, erläutert Zimmerberger, „die Kosten müssen zur Gänze von den Teilnehmern im Stromsystem getragen werden.“ Zusätzlich unterliegen die Netze dem sogenannten Revenue-Cap-Prinzip: Sollten die Einnahmen aus den Tarifen in einem Jahr höher ausfallen, als prognostiziert, etwa weil eine größere Zahl neuer Verbraucher ans Netz gegangen ist, dann dürfen die Netzbetreiber über diese zusätzlichen Mittel nicht verfügen, vielmehr müssen sie im darauffolgenden Jahr für Tarifsenkungen verwendet werden.

Die Finanzierung der Netze ist also ein Nullsummenspiel, so Zimmerberger: „Je größer die Zahl der Beteiligten, die einen fairen Anteil der Kosten übernehmen, desto kleiner wird der Anteil für die einzelnen Verbraucher oder Einspeiser. Jede Ausnahme für eine Gruppe bedeutet automatisch höhere Kosten für alle anderen.“ Für Zimmerberger ist deshalb klar, dass auch Einspeiser Netzbereitstellungsentgelte zahlen sollen – „das gebietet die Fairness.“

Effizienter Netzausbau

Eine gesicherte Finanzierung der Netze ist nicht zuletzt deshalb von großer Wichtigkeit, weil die Infrastruktur in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden muss. Nach Berechnungen des Austrian Institute of Technology (AIT) müssen bis 2030 rund 24 Milliarden Euro und bis 2040 rund 44 Milliarden Euro in die Netze investiert werden, damit diese die Anforderungen meistern können, die durch die Umstellung der Energieversorgung auf Wind- und Sonnenstrom entstehen. Ohne diesen Ausbau wäre früher oder später die Versorgungssicherheit beeinträchtigt.

Angesichts des hohen Investitionsbedarfs wird es unumgänglich sein, den Netzausbau so effizient wie möglich zu gestalten. Zimmerberger: „Wir müssen sämtliche technischen Möglichkeiten nutzen, um den Netzbetrieb flexibel zu gestalten. Nur so kann die Gefahr von überdimensionierten Netzen vermieden werden.“ So muss den Betreibern die Möglichkeit eingeräumt werden, Lastspitzen in beide Richtungen zu managen. „Wir begrüßen es, dass im ElWG endlich die Spitzenkappung beim Einspeisen geregelt wird“, sagt Zimmerberger, „ohne eine solche Regelung müssten die Netze Überkapazitäten vorsehen, die nur an wenigen Tagen im Jahr für kurze Zeit benötigt werden.“ Auf Seiten der Verbraucher soll es möglich werden, Nutzungen mit hoher Leistung – etwa das Laden von E-Mobilen – so zu steuern, dass Spitzenbelastungen vermieden werden.

Netzdienliches Verhalten von Verbrauchern und Produzenten sollte durch tarifliche Anreize gefördert werden. Dazu könnten Leistungspreise einen Beitrag liefern, also eine Tarifstruktur, bei der Verbraucher Geld sparen können, wenn sie die maximal beanspruchte Leistung gering halten. Auf Seiten der Produzenten können Speicher helfen, die Netze nicht zu überlasten.

Neue Wege der Finanzierung

Mangelnde Fairness ortet Zimmerberger auch bei der Regelung der sogenannten Baukostenzuschüsse. Das sind einmalige Zahlungen, mit denen die Kosten teilweise abgedeckt werden, die durch die Errichtung neuer Anschlüsse entstehen. PV-Anlagen sind davon weitgehend ausgenommen. Wenn jedoch in einem Versorgungsgebiet viele kleine PV-Anlagen in Betrieb gehen, wird es sehr wohl nötig, das Netz zu verstärken. Zimmerberger bringt ein Rechenbeispiel: „Wenn für zehn neue PV-Anlagen eine zusätzliche Trafostation errichtet werden muss, entstehen Kosten von rund 150.000 Euro, denen keine Baukostenzuschüsse gegenüberstehen. Wären es stattdessen zehn Haushalte, könnten Zuschüsse in Höhe von 30.000 Euro verrechnet werden.“ Zimmerberger wünscht sich deshalb eine verursachungsgerechte Neuregelung dieser Zuschüsse. Schließlich könnte auch die Einrichtung eines staatlichen Infrastrukturfonds für günstigere Finanzierungsmöglichkeiten sowie höhere Sicherheit für den Netzausbau sorgen.

Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.

Rückfragen & Kontakt

Forum Versorgungssicherheit
Ing. Gerhard Fiegel
Telefon: +43 1 53123 74110
E-Mail: gerhard.fiegel@wienerstadtwerke.at
Website: https://www.versorgungssicherheit.at

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