- 10.09.2025, 15:29:34
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EuroSkills: Die Besten im Härtetest – was Österreichs „Youngstars“ jetzt abliefern müssen (VIDEOS / FOTOS)
44 heimische Fachkräfte sind bei der Berufs-EM am Start. Ob Bautischler, Mechaniker, Friseurin, Gartengestalter, Elektroniker: Auf alle warten in ihrem Metier komplexe Aufgaben.
Die junge Frau mit schwarzer Arbeitsschütze und rotem T-Shirt arbeitet konzentriert, fast lautlos. Vor ihr sitzt eine Kundin, das lange Haar in einzelne Partien geteilt, am Oberkopf mit einer Klammer fixiert. Mit Bürste und Glätteisen geht die Friseurin Strähne für Strähne vor, jede Bewegung wirkt eingeübt, fast mechanisch und doch mit Eleganz. Der Blick gesenkt, die Stirn leicht angespannt – Konzentration pur.
An ihrem Arbeitsplatz scheint die Stylistin abgeschottet, als gäbe es nur sie, das Haar und die nächste Strähne. Als wäre es ein gewöhnlicher Arbeitstag im Salon für Carina Kern. Die Kulisse verrät das Gegenteil: helles Scheinwerferlicht, das gedämpfte Stimmengewirr einer Messehalle. Hunderte Menschen beobachten die Szene, applaudieren, jubeln oder gestikulieren. (Carina Kern bei EuroSkills: hier zu aktuellen Fotos, hier zum Video)
Es ist der Wettkampf der Besten des Kontinents, EuroSkills 2025 in Herning, Dänemark. Drei Tage lang muss die Niederösterreicherin – so wie alle knapp 600 Teilnehmer in 38 Berufen – alles abrufen. Monatelang hat sie sich vorbereitet: Färben, Schneiden, unterschiedliche Hochsteckfrisuren, Extensions, Dauerwelle. „Das Ziel ist das Stockerl – eine Medaille wäre ein Traum. Aber unabhängig vom Ergebnis kann ich sagen: Ich habe so viel gelernt, dass es sich ausgezahlt hat. Und es war schon jetzt eine unvergessliche Zeit“, sagt Kern.
Steirischer Bautischler feiert Comeback
Auf der anderen Seite des 110.000 Quadratmeter großen Wettbewerbsareals werkt der steirische Bautischler Thomas Leitner an einem komplexen Schaustück. Für den Murtaler ist es eine Rückkehr auf die große Bühne der Berufe: In aussichtsreicher Lage musste der Steirer bei WorldSkills in Lyon im Vorjahr verletzungsbedingt aufgeben. Die Sehnenverletzung seiner linken Hand ist mittlerweile auskuriert.
Daran verschwendet der Obdacher keinen Gedanken mehr, der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt: „Zuerst muss ich den Plan zeichnen, erst dann geht’s an die Umsetzung“, erklärt er. Was es genau wird, bleibt bis wenige Minuten vor dem Startschuss unter Verschluss. Bis zuletzt hoffte das Team rund um Leitner – allen voran Coach Johannes Sommer – auf einen speziellen Fensterrahmen. „Das haben wir immer wieder trainiert, da könnte ich meine Stärke voll ausspielen“, sagte Leitner im Vorfeld. Dann die Enthüllung: eine Holzrahmenkonstruktion mit geometrischen Einlagen – Rauten, Trapeze und Rechtecke – muss auf einen Standfuß aufgesetzt werden.
Für wenige Momente sieht man die Ernüchterung in Leitners Gesicht. Coach Johannes Sommer bleibt gelassen: „Auch bei diesem Werkstück sind im Grunde dieselben Skills erforderlich. Für uns sind Überraschungen sogar ein Vorteil: Je mehr Improvisationstalent und kurzfristige Lösungskompetenz gefragt sind, desto stärker sind österreichische Teilnehmer in der Regel.“ Warum das so ist? Sommer: „Weil wir nicht nur die EuroSkills-Aufgabe beherrschen, sondern unseren Beruf.“ (hier zum Foto, hier zum Video)
Guter Start für Gartengestalter-Duo aus Oberösterreich
Währenddessen knien sich Roman Stadler und Maximilian Lindlbauer im Teambewerb der Landschaftsgärtner rein: Millimetergenau platzieren sie im Teamwork schwere Natursteine in ein vorbereitetes Sandbett. Mit beiden Händen halten sie die langen Griffe ihrer Zangen, die sich fest in den Stein krallen. Der Untergrund ist vorbereitet, eine ebene Sandschicht, die den Block aufnehmen soll. Vorsichtig, Schritt für Schritt, lassen sie ihn absinken.
Innerhalb von drei Wettbewerbstagen werden die oberösterreichischen Fachkräfte die dänische Sandgrube in eine präzise angelegte Gartenlandschaft verwandeln – mit Wegen, Wasserläufen, Grünflächen und sorgfältig gesetzten Steinelementen. Die Bewegungen des Duos wirken eingespielt. „Natürlich muss man sich vertrauen und aufeinander verlassen können“, sagt Lindlbauer. Stadler sieht das ähnlich: „Wir müssen beide drei Tage lang durchgehend funktionieren, wenn wir um die Medaillen mitreden wollen.“ Lindlbauer vollendet: „Und nichts anderes ist das Ziel.“ Das Fundament für den Erfolg ist jedenfalls gelegt, der Start gelungen. (Hier zum Foto, hier zum Video)
Salzburger Land- und Baumaschinentechniker auf Fehlersuche
Anders die Situation bei Marvin Gassner aus Gries im Pinzgau in Salzburg: Der Land- und Baumaschinentechniker ist bereits nach wenigen Wettbewerbsminuten auf Fehlersuche. Nicht in Folge selbst verursachter Probleme, sondern als Teil der ersten Aufgabenstellung. Zwischen Motorblöcken, Hydraulikschläuchen und elektronischen Steuergeräten ist er vollkommen in seine Arbeit vertieft. Mit Stirnlampe und Schutzbrille ausgerüstet, prüft er die Leitungen, sucht nach Fehlern, zieht Schrauben nach. Wenig später sitzt er im Cockpit einer tonnenschweren Kehrmaschine, kontrolliert Anzeigen, Bedienelemente, Bordelektronik. Jede Bewegung wirkt routiniert, doch hier geht es nicht um ein Alltagsservice in der Werkstatt, sondern um Millimeterarbeit und Diagnose unter Wettkampfbedingungen. Bei EuroSkills muss er elektrische und hydraulische Systeme analysieren, Fehler lokalisieren und Reparaturen punktgenau ausführen. „Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn ein Modul komplett daneben geht. Immerhin weiß man nicht, ob es den Konkurrenten nicht ähnlich ergangen ist“, sagt Gassner. (Hier zum Foto, hier zum Video)
Oberösterreichischer Elektroniker unter Strom
Vor diesem Schicksal ist niemand gefeit, daher heißt es auch nach Rückschlägen: durchhalten und weitermachen. Das gilt auch für Elektroniker Jakob Schaumberger, der gleich zu Beginn mit einer Herausforderung der Superlative konfrontiert wird: „Das zu gestaltende Schaltungsdesign ist – vorsichtig ausgedrückt – sehr aufwendig und ungewöhnlich. Es ist ein extrem hohes Verständnis erforderlich, damit man überhaupt weiß, wie man loslegt“, räumt Schaumbergers Experte Simon Dorrer ein.
Davon lässt sich die rot-weiß-rote Medaillenhoffnung aber nicht entmutigen, arbeitet sich – an Wettkampftag eins vor allem am Computer – in die komplexe Thematik ein. Von außen betrachtet wirkt das unspektakulär, doch was hier entsteht, ist hochkomplex: Schaltpläne, Leiterplatten, Prototypen. In „Electronics Prototyping“, wie es im Skills-Englisch bezeichnet wird, verlangt der Wettbewerb die komplette Kette des Elektronik-Engineerings: Vom Schaltungsdesign über das Leiterplattenlayout sowie die Microcontroller-Programmierung bis hin zum physischen Aufbau, Test und zur Fehlersuche. Was der Linzer am Bildschirm konstruiert, muss er in Kupfer, Lötzinn und Bauteilen umsetzen. Dann zählt nicht nur, ob die Schaltung theoretisch funktioniert, sondern auch, ob jede Verbindung hält, jeder Widerstand den richtigen Wert hat. (Hier zum Foto, hier zum Video)
Für SkillsAustria-Geschäftsführer Jürgen Kraft ist klar: „Nun gilt drei Tage lang: Cool sein, bei der Sache bleiben und konzentriert arbeiten. Alle hier leben ihren Beruf mit Leidenschaft – und genau das wird man in den nächsten drei Tagen sehen.“ (hier zum Video) (PWK352/HSP)
Fotos & Videomaterial (honorarfrei; © SkillsAustria/Florian Wieser)
Sieht einen guten Start des Team Austria in Dänemark: SkillsAustria-Geschäftsführer Jürgen Kraft (hier zum Video)
Bleibt trotz hektischem Treiben konzentriert: Friseurin Carina Kern aus Niederösterreich (hier zum Foto, hier zum Video)
Comeback auf der Skills-Bühne: Bautischler Thomas Leitner aus Obdach in der Steiermark (hier zum Foto, hier zum Video)
Guter Start für das oberösterreichische Gartengestalter-Duo Maximilian Lindlbauer und Roman Stadler ( (hier zum Foto, hier zum Video)
Auf Fehlersuche: „Heavy Vehicle“-Spezialist Marvin Gassner aus Salzburger (hier zum Foto, hier zum Video)
Volle Konzentration: Elektroniker Jakob Schaumberger aus Oberösterreich (hier zum Foto, hier zum Video)
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