• 10.09.2025, 12:12:03
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Handelsverband warnt: Neues EU-System der Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien heizt Händlersterben und Teuerung an

EU-Parlament legt mit Zustimmung zur EU-Abfall-Rahmenrichtlinie Grundstein für noch mehr Bürokratiebelastung & noch mehr Insolvenzen.

Wien (OTS) - 

Das EU-Parlament hat gestern die Abfall-Rahmenrichtlinie angenommen und damit den Grundstein für die Einführung eines Systems der Erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, kurz: EPR) für Textilien, Bekleidung und Schuhe in der Europäischen Union gelegt. Der österreichische Handelsverband warnt vor massiven Folgen für den heimischen Mode- und Schuhhandel, sollte das geplante EPR-System tatsächlich ohne praxisgerechte Anpassungen umgesetzt werden.

Die Änderung der EU-Abfallrahmenrichtlinie soll Händler und Hersteller künftig dazu verpflichten, für die Sammlung, Sortierung und das Recycling ihrer Produkte am Ende des Lebenszyklus aufzukommen und auch die Kosten dafür zu tragen.

Das System der Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) könnte die Zahl der Insolvenzen im Bekleidungs-, Schuh- und Sporthandel weiter beschleunigen und damit den Wirtschaftsstandort Österreich massiv schwächen. Aktuell verzeichnet der heimische Handel rund 4 Insolvenzen pro Werktag, die auch mit Arbeitsplatzverlusten einhergehen“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbands. „Bereits in den vergangenen fünf Jahren hat der Bekleidungs-, Schuh- und Sporthandel in Österreich rund zehn Prozent seiner Arbeitsplätze verloren.

„Dieses System droht, die Preise auch für die Konsument:innen spürbar zu erhöhen und viele Händler in den Ruin zu treiben“, warnt Norbert Scheele, Vizepräsident des Handelsverbands und Leiter des Circles Sports & Fashion. Nachhaltigkeit ist wichtig. Aber ein EPR-System, das kleine und mittlere Betriebe mit überbordender Bürokratie und hohen Zusatzkosten überfordert, gefährdet Arbeitsplätze und schwächt unsere Innenstädte.“

Teuerung und Verlust von Arbeitsplätzen

Zusatzkosten für Händler durch aufwändige Meldepflichten, detaillierte Produktdatenerfassungen und Recyclinggebühren würden unweigerlich zu höheren Verkaufspreisen führen – in einer Zeit, in der Konsument:innen schon stark unter der hohen Inflation leiden. „Wir reden hier von Preissteigerungen im spürbaren Prozentbereich – und das in einem Markt, der ohnehin unter Druck steht“, so Scheele.

Der Textil- und Schuhmarkt ist hart umkämpft und hinsichtlich der Unternehmensstruktur heterogen. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass sich in Österreich und in der EU ansässige Unternehmen mit einer teilweise unfairen Konkurrenz durch plattformgestützte Drittstaatenanbieter, insbesondere aus Asien, konfrontiert sehen. Eine Beteiligung auch solcher Marktteilnehmer am EPR-System muss durch eine stringente Marktüberwachung sichergestellt werden, um einen fairen Wettbewerb und gerecht verteilte finanzielle Belastungen zu gewährleisten.

Wettbewerbsnachteile für heimische Händler

Der Handelsverband sieht zudem die Gefahr, dass internationale Online-Plattformen aus Drittstaaten die Vorgaben umgehen, während österreichische Händler die volle Last tragen. „Die Zollbehörden sind jetzt schon mit der Flut von 100 Millionen Paketen aus Asien jährlich überfordert. Ohne verpflichtende Registrierung, nationale Bevollmächtigte und wirksame Sanktionen droht ein weiterer massiver Wettbewerbsnachteil für den heimischen Handel“, so Scheele.

HV-Forderungen an die Politik

Der Handelsverband appelliert an die Bundesregierung, den nationalen Gestaltungsspielraum zu nutzen und das EPR-System

  • ohne zusätzliche nationale Auflagen („Gold-Plating“) eins zu eins gemäß EU-Vorgaben umzusetzen,

  • realistische Übergangsfristen vorzusehen,

  • die Bürokratie bei Meldewegen und Nachweisen auf ein Minimum zu reduzieren,

  • und die Einbindung von Drittstaatenanbietern sicherzustellen

  • Umsetzung einer Plattformhaftung für Marktplätze aus Drittstaaten zur korrekten Warendeklaration auf nationaler Ebene.

„Österreich befindet sich im dritten Jahr der Rezession, die Konsumstimmung ist mau, wir kämpfen mit historisch hohen Insolvenzzahlen, die Arbeitslosenquote steigt und kaum wo in Europa ist die Inflation höher als bei uns. Angesichts dieser multiplen Herausforderungen wären Inflationsbekämpfung und Bürokratieabbau die Gebote der Stunde. Das geplante EPR-System steht leider für das Gegenteil davon und wird die strukturellen Probleme weiter zuspitzen“, warnt Rainer Will.

Wir wollen die Umweltziele erreichen – aber mit Regeln, die für alle gleichermaßen gelten, leistbar sind und die wirtschaftliche Basis des Handels nicht zerstören“, so Norbert Scheele abschließend.

Das POSITIONSPAPIER des Handelsverbands zum geplanten EPR-System finden Sie hier: 2025_06-18_HV_Positionspapier_EPR_Textil.pdf

Rückfragen & Kontakt

Handelsverband Österreich
Mag. Gerald Kühberger (Pressesprecher)
Telefon: 01/4062236-77
E-Mail: gerald.kuehberger@handelsverband.at

Mag. Manuel Friedl (Senior Communications Manager)
Telefon: 01/4062236-80
E-Mail: manuel.friedl@handelsverband.at

Website: https://www.handelsverband.at

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