• 10.09.2025, 12:00:36
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Drei Jahre Ausbildungsevaluierung: Ärztliche Ausbildung wird immer besser

Entwicklung der vergangenen drei Jahre mit erfreulichen Fakten: Rekord-Teilnahme, Beurteilung der Ausbildungsqualität verbessert, Qualitätskontrolle der Ärztekammer zeigt Wirkung.

Wien (OTS) - 

Zwischen März und Mai 2025 hat die Bundeskurie der angestellten Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) zum dritten Mal in dieser Form die bisher größte Ärzteausbildungsevaluierung durchgeführt. Mit diesem Werkzeug zur Qualitätskontrolle der ärztlichen Ausbildung in Österreich wird bei allen Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung (das heißt: alle Ärztinnen und Ärzte in Basisausbildung, Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin sowie zum Facharzt) die Zufriedenheit mit der ärztlichen Ausbildung abgefragt.

„Die Betrachtung der vergangenen drei Jahre zeigt deutlich, dass die ärztliche Ausbildung immer besser wird und dass die Ausbildungsevaluierung in dieser Form als Tool für die Qualitätskontrolle Wirkung zeigt“, fasst Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte (BKAÄ) die überaus positiven Ergebnisse zusammen, die nun auf der Website der ÖÄK transparent abrufbar sind (https://www.aerztekammer.at/ausbildungsevaluierung): Die Rücklaufquote der von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) verschickten – und danach völlig anonym ausgewerteten – Fragebögen konnte gegenüber dem Jahr 2024 von 53 Prozent auf 59 Prozent gesteigert werden, damit nahmen erstmals mehr als 5.800 Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung teil. Keines der Bundesländer liegt mehr unter 50 Prozent Rücklauf, herausragend war wieder die Teilnahme in Vorarlberg mit 81 Prozent (ein Plus von 5 Prozentpunkten gegenüber 2024), gefolgt von Tirol (67 %, +4) und Oberösterreich (63%, +3).

„Aber noch viel erfreulicher ist, dass die Befragten die Ausbildungsqualität noch besser beurteilen als im Vorjahr“, unterstreicht Mayer. Die Fragebögen umfassen acht Seiten und 52 Fragen, anhand derer die wichtigsten Faktoren der ärztlichen Ausbildung beurteilt werden können. „Im Gesamtschnitt quer durch alle abgefragten Kategorien konnten wir uns bei einer Skala von 1 bis 6, wobei 6 die beste Bewertung ist, von 4,63 nochmal auf 4,69 steigern“, beziffert Mayer die positive Tendenz. Die besten Bewertungen gab es in den Bereichen Entscheidungs- und Betriebskultur (je 4,89) und bei der Fehlerkultur (4,87) sowie bei den Fachkompetenzen (4,77).

„Wir konnten in allen Bereichen zulegen. Außerdem ist der Anteil jener Abteilungen, die mit einem Wert unter 4,0 bewertet wurden, also im Schulnotensystem mit einem 5er oder 4er (unter 3,5 ist ein Nicht genügend), wieder deutlich gesunken. Es sind jetzt nur noch zwölf Prozent – gegenüber 15 Prozent 2024 und 18 Prozent im Jahr 2023“, so Mayer. Der Schweiz und deren Ergebnissen – Österreichs Nachbarland macht mit der ETH Zürich gemeinsam schon einige Jahre eine ähnliche Evaluierung – ist man wieder ein Stück näher gerückt, in einigen Bereichen hat Österreich die Schweizer sogar erstmals überholt, etwa bei der Beurteilung der Kinder- und Jugendheilkunde (Österreich: 4,79 / Schweiz: 4,71), der Anästhesiologie und Intensivmedizin (4,73 / 4,61) und bei der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie (4,72 / 4,69).

Für die Auswertung und die technische Umsetzung war wie schon 2023 und 2024 die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich mit Projektleiter Michael Siegrist verantwortlich. Seit 2025 erfolgt dies in Zusammenarbeit mit der ETH-Spin-Off Firma HF Partners. Siegrist fasst zusammen: „Die Resultate der diesjährigen Ausbildungsevaluierung 2025 sind sehr erfreulich. Einerseits ist die Rücklaufquote der Umfrage seit 2023 stetig angestiegen und weiter ist der Anteil der Ausbildungsstätten mit 0% Rücklauf weiter zurückgegangen. Dies zeigt, dass immer mehr Ausbildungsstätten an der Befragung teilnehmen. Der Anteil der Ausbildungsstätten, die mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertet wurden, liegt bei rund 50 Prozent und ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen.

Trotz insgesamt gestiegener Bewertungen gibt es aber weiterhin Bereiche mit Aufholbedarf. So schneidet beispielsweise die Dimension ‚evidenzbasierte Medizin‘ im Vergleich zu den anderen Dimensionen und auch im Vergleich zur Schweiz schlechter ab. Insgesamt liegen die Bewertungen in Österreich im Vergleich zur Schweiz noch zurück, der Abstand wird jedoch kleiner.

Aufholbedarf bei evidenzbasierter Medizin
Aufholbedarf besteht demnach – wie auch 2023 und 2024 attestiert – bei der evidenzbasierten Medizin. „Wir sind uns dieses Problems sehr bewusst“, betont Kim Haas, BKAÄ-Obmann-Stellvertreterin und Turnusärztevertreterin der Bundeskurie. „Wir befinden uns deshalb auch in ständigem Austausch mit den Medizinischen Universitäten, um das in den Griff zu bekommen. Offensichtlich steht für dieses enorm wichtige Thema, nämlich medizinische Forschungsarbeit, noch immer zu wenig Ausbildungszeit zur Verfügung. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass das rasch geändert wird und dieser Ausbildungsbereich mehr in den Fokus gesetzt wird.“

Generell sei das Thema Wissenschaft und Ausbildung im Zusammenhang mit den heimischen Medizin-Unis ein Fokusthema der Bundeskurie, betont Haas: „Dass die Qualität der Ausbildung in Österreich als generell sehr gut gesehen wird, hat sich auch schon bei einer von uns veranstalteten Uni-Enquete mit dem Thema ‚Wie gut sind unsere Medizinischen Universitäten?‘ gezeigt. Der gemeinsame Tenor der Experten war, dass Ausbildung an den heimischen Unis so gut ist, dass man die Absolventen aus Österreich im benachbarten Ausland mit offenen Armen sofort aufnimmt. Womit wir uns aber immer wieder beschäftigen müssen, ist, wie wir attraktive Rahmenbedingungen schaffen, um die Absolventinnen und Absolventen auch bei uns zu halten.“

Basisausbildung braucht Neuorientierung
Auch die noch immer schwache Beurteilung der Basisausbildung, die sich nur leicht verbessert hat (von 4,37 auf 4,43) rege zu weiterer intensiver Beschäftigung mit diesem Thema an, so Daniel von Langen, Vorsitzender des ÖÄK-Bildungsausschusses. Die Basisausbildung dauert derzeit neun Monate und wird in Österreich unmittelbar vor dem Start der eigentlichen Facharztausbildung durchlaufen. In Deutschland und in der Schweiz gibt es diesen Zwischenschritt für junge Ärztinnen und Ärzte nicht – ein klarer Wettbewerbsnachteil. „Wir haben uns im Sommer mit den Universitäten und deren Rektoren darauf geeinigt und das auch in einer Presseaussendung festgehalten, dass es im Hinblick auf das Klinisch-Praktische Jahr im letzten Studienjahr dringend eine Neuordnung der Basisausbildung geben muss. Es muss Klarheit darüber herrschen, wie es mit der Basisausbildung künftig weitergeht. Eine sinnvolle Weiterentwicklung wäre es, optional eine vertiefende Schwerpunktausbildung in fachlich nahen Bereichen der Sonderfachausbildung zu ermöglichen.“

Ärztliche Ausbildung: Gut ist noch lange nicht gut genug
„Abgesehen von diesen wenigen Bereichen, in denen wir noch Aufholbedarf haben, befinden wir uns mit Hilfe der vor drei Jahren völlig neu aufgestellten Ausbildungsevaluierung auf einem guten Weg, was die Qualität der ärztlichen Ausbildung in Österreich betrifft. Dass wir bereits nach drei Jahren so deutliche Verbesserungen sehen, beweist, dass wir 2023 richtig daran getan haben, die Kooperation mit der ETH Zürich einzugehen und wieder auf eine analoge Befragung umzustellen“, befindet Bundeskurienobmann Harald Mayer. „Aber gut ist noch lange nicht gut genug. Wir wollen in allen Bereichen noch besser werden. Wir wollen sehr gut werden und werden uns sicher nicht auf diesen tollen Ergebnissen ausruhen. Dass 22 Prozent aller Abteilungen mit „Sehr Gut“ bewertet wurde, ist eine schöne Momentaufnahme, aber wir werden und müssen weiter daran arbeiten, dass wir noch besser werden und das derzeit hohe Niveau der Qualität der ärztlichen Ausbildung absichern.“

Dazu wird es – wie schon in den vergangenen Jahren – nach der Auswertung der Detailergebnisse eine Stärken- und Schwächen-Analyse der einzelnen Ausbildungsstätten geben, um den Austausch zwischen den Ausbildungsverantwortlichen und den Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung zu fördern. Ein ganz wichtiger Faktor ist auch die Transparenz der Resultate der Ausbildungsevaluierung: „Dass jeder nachschauen kann, wie zum Beispiel andere Abteilungen im selben Fachgebiet abgeschnitten haben, fördert den Konkurrenzkampf. Jede Abteilung möchte besser abschneiden und die beste Ausbildung anbieten. Diesen sportlich fairen Wettkampf werden wir weiterhin ankurbeln, denn genau das garantiert uns die höchste Qualität der Ausbildung unserer angehenden Ärztinnen und Ärzte“, unterstreicht Mayer. „Und das wiederum ist ein wichtiger Faktor, der sie dazu bewegen kann, in Österreich nicht nur zu studieren und sich ausbilden zu lassen, sondern auch hier als Ärztin oder Arzt tätig zu werden, wenn die Arbeitsbedingungen attraktiv genug sind – darauf pochen wir als Standesvertretung jeden Tag, damit es die Spitalsträger nicht vergessen.“

Im Frühjahr 2026 gibt es dann die nächste österreichweite Ärzteausbildungsevaluierung, um eine kontinuierliche Qualitätssicherung der ärztlichen Ausbildung zu garantieren.

Rückfragen & Kontakt

Österreichische Ärztekammer
Mag. Thorsten Medwedeff
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +43 1 51406-3314
E-Mail: t.medwedeff@aerztekammer.at
Website: https://www.aerztekammer.at

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