• 10.09.2025, 09:37:03
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Gewerkschaft vida begrüßt Ratifizierung der ILO-Konvention 190

Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt – insbesondere in der Tourismusbranche – müssen endlich ein Ende haben.

Wien (OTS) - 

Am 11. September 2024 hat Österreich die ILO-Konvention 190 ratifiziert. Genau ein Jahr später, am 11. September 2025, tritt sie in Kraft. In dieser Konvention verpflichteten sich die 187 Mitgliedsstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), verstärkt gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt vorzugehen. Für Eva Eberhart, Fachbereichsvorsitzende für Tourismus der Gewerkschaft vida, ist das ein entscheidender Schritt: „Unsere Branche braucht diesen Schutz dringend. Denn leider kommt es hier oft zu Übergriffen – sei es verbal, psychisch oder physisch. Die Umsetzung der Konvention bietet eine wichtige Chance, unsere Arbeitsplätze sicherer und respektvoller zu gestalten.“

Gewalt in der Gastronomie weit verbreitet

Wie dringend Handlungsbedarf besteht, zeigte die 2024 von der Arbeiterkammer Wien und der Gewerkschaft vida präsentierte Studie „No respect, no service!“. Demnach mussten rund 80 Prozent der befragten weiblichen Beschäftigten in der Wiener Gastronomie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erfahren.

Zuletzt warfen das autoritäre Regime beim bekannten Sterne-Gastronomen Konstantin Filippou sowie Berichte über sexuelle Gewalt und Diskriminierung in den Wiener Lokalen Wirr und Adlerhof ein erschreckendes Licht auf die Branche. Vida-Gewerkschafterin Eberhart bestätigt diesen Eindruck aus zahlreichen Gesprächen mit Beschäftigten. Regelmäßig klagen Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Betriebe in ganz Österreich über Gewalterfahrungen in der Arbeit.

Berichte von Beschimpfungen und Drohungen

In Restaurantküchen, hinter der Bar, an der Abwasch oder im direkten Gästekontakt herrscht oft extremer Zeitdruck. Bestellungen müssen gleichzeitig erfüllt, Arbeitsabläufe koordiniert und Speisen rechtzeitig serviert werden. All das treibt den Stressfaktor in der Gastronomie in die Höhe. „Vielen Kundinnen und Kunden fehlt es zudem an Respekt“, erklärt Eberhart. Das beginne schon bei der abwertenden Bezeichnung von Servicekräften als Bedienung. „Kellnerinnen und Kellner müssen oft für Dinge herhalten, für die sie gar nichts können. Manchmal werden sie einfach nur beschimpft, wenn ein Gast einen schlechten Tag hat.“

Wie schnell scheinbare Lappalien in Gewalt ausarten können, zeigt folgender Bericht einer Beschäftigten, die sich an die Gewerkschaft gewandt hat:

„Mir wurden heute neun Bestellungen von Kundinnen und Kunden nicht angenommen bzw. zurückgegeben. Einmal wurde ich gefragt, ob ich neu bin und mich nicht auskenne. Dabei habe ich nur eine neue Regelung meines Arbeitgebers befolgt. Und einmal hat ein Kunde die Bestellung voller Wut gegen meine Fensterscheibe geschossen – nur weil ihm die Verpackung der Speisen nicht gepasst hat! Beim nächsten Mal trifft es vielleicht nicht die Scheibe, sondern jemanden aus unserem Team.“

Konflikte durch Essenslieferungen

Das vermehrte Geschäft mit Essenslieferungen bringt zusätzliches Konfliktpotenzial – sowohl im Kontakt zwischen Beschäftigten und Bestellkundinnen und -kunden als auch zwischen Gastropersonal und Lieferant:innen.

Beispiel 1:

„Mein Kollege und ich haben eine Lieferbestellung vorbereitet und gemeinsam verpackt. Alles war wie bestellt im Sackerl. Der Kunde hat angerufen und uns als ‚Hurenkinder‘, ‚Arschlöcher‘ usw. beschimpft. (...) Dann hat er noch gedroht, ins Geschäft zu kommen oder uns im Internet fertigzumachen. Wörtlich: ‚Ich vernichte euch.‘ Das war genau am Tag des Amoklaufs an der Grazer Schule.“

Beispiel 2:

„Um 11:15 Uhr kam ein Essenslieferant schreiend herein und fragte, warum die Bestellung noch nicht fertig sei. Die Abholzeit war mit 11:11 Uhr angegeben. Nachdem ich erklärte, er müsse bitte noch zwei Minuten warten, schrie er mich an und beleidigte mich in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Ich bat ihn, sich zu beruhigen, da ich markiere, wenn das Essen fertig ist und er keine Probleme bekommen würde. Daraufhin schrie er erneut und beschimpfte uns mit obszönen Ausdrücken – und das in einem vollen Lokal mit anderen Gästen, die alles mitbekommen haben. Ich war schockiert. Ich möchte diesen Fahrer nicht mehr in der Filiale sehen. Bitte um Unterstützung – ich konnte von der Firma niemanden erreichen.“

Beschäftigte besser schützen

„Als Gewerkschaft vida setzen wir uns seit Jahrzehnten dafür ein, alle Formen von Gewalt in der Arbeitswelt zu beenden, und fordern Arbeitgeber auf, eine sichere Arbeitsumgebung für alle zu schaffen“, betont Eberhart. „Mit der ILO-Konvention 190 tritt nun ein weiteres Instrument in Kraft, das Unternehmen beim Thema Sicherheit am Arbeitsplatz in die Pflicht nimmt.“

Arbeitgeber müssen künftig interne Leitlinien und Beschwerdemechanismen einführen, Schulungen für Führungskräfte und Beschäftigte anbieten und Betroffenen wirksamen Schutz bieten. Für Eberhart längst überfällig: „Unzählige Beispiele zeigen: Die Gastronomie ist leider oftmals geprägt von gewaltvollen Übergriffen. Die Arbeitgeber sind es ihrer Belegschaft schuldig, sie davor zu schützen!“

Rückfragen & Kontakt

Gewerkschaft vida

Cornelia Groiss

Telefon: +43 664 6145 756

E-Mail: cornelia.groiss@vida.at

Website: https://www.vida.at

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