• 10.09.2025, 09:21:33
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ÖGARI betont: Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall – im Fokus von Klimawandel, Antibiotikaresistenz und Künstlicher Intelligenz

Wien (OTS) - 

Im Rahmen des Welt-Sepsis-Tages, der jährlich am 13.September begangen wird, rückt die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) drei zentrale Herausforderungen in den Vordergrund: die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, die zunehmende Problematik der Antibiotikaresistenzen, sowie die Chancen und Grenzen der Künstlichen Intelligenz in der Sepsis-Diagnose. Damit soll deutlich werden, dass Sepsis nicht nur eine akute Bedrohung für einzelne Patientinnen und Patienten darstellt, sondern auch eine komplexe gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die kontinuierliche Aufmerksamkeit und gemeinsame Lösungen erfordert.

Der Klimawandel wirkt dabei gleich in mehrfacher Hinsicht: Steigende Temperaturen begünstigen das Wachstum vieler Bakterien, während gleichzeitig das menschliche Immunsystem durch Hitze geschwächt wird. Höhere Durchschnittstemperaturen können also zu mehr Infektionen führen und das Risiko für schwere Verläufe, eben eine Sepsis, erhöhen.

Noch gravierender wird die Situation durch die zunehmende Ausbreitung resistenter Keime. Hitze beschleunigt den Austausch von Resistenzgenen zwischen Bakterien und fördert ihre Vermehrung. Dabei erschweren resistente Keime schon jetzt die Behandlung einer Sepsis, da sie die Wirksamkeit gängiger Antibiotika drastisch einschränken.

Als dritte zentrale Herausforderung rückt die ÖGARI den Einsatz Künstlicher Intelligenz in den Fokus. KI-gestützte Systeme können helfen, Frühwarnsignale, die einzeln oft übersehen werden zu verknüpfen und so die Zeit bis zur Diagnose und Therapie deutlich zu verkürzen. Doch zugleich betont die Fachgesellschaft, dass diese Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden müssen: »Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, ersetzt aber nicht die ärztliche Erfahrung. Sie muss in eine sichere, leitliniengerechte Versorgung eingebettet sein.«, erklärt Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Schaden, Vorstandsmitglied der ÖGARI.

Sepsis in Österreich – unterschätzt und gefährlich

In Österreich erkranken jährlich rund 28.000 Menschen an Sepsis, etwa 6.700 von ihnen verlieren ihr Leben an den Folgen dieser Erkrankung. Damit zählt Sepsis zu den häufigsten, und dennoch weniger bekannten lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die Erkrankung entsteht, wenn eine überschießende Immunreaktion auf die Organe übergreift und in kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Organdysfunktion führt. Entscheidend ist daher die frühzeitige Erkennung.

Sepsis ist, anders als oft vermutet, keine seltene Erkrankung, sondern ein weltweit verbreitetes Gesundheitsproblem. Sie kann durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten ausgelöst werden und tritt nicht selten als gesundheitsassoziierte Infektion im Krankenhaus auf. Besonders gefährdet sind u.a. Kinder unter einem Jahr, ältere Erwachsene, Menschen mit chronischen Erkrankungen an Lunge, Leber oder Herz sowie Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem – etwa durch AIDS aber auch Diabetes. Grundsätzlich kann jedoch jeder Mensch, unabhängig von Alter, Fitness oder Lebensumständen, an Sepsis erkranken.

Neben der Akutversorgung weist Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, Präsident der ÖGARI und selbst Notfallmediziner, auch auf die Notwendigkeit einer lückenlosen Versorgungskette hin: »Von Prävention über Früherkennung und leitliniengerechte Behandlung bis hin zur Nachsorge inklusive Rehabilitation – die sogenannte Post-Sepsis-Care – muss die Betreuung ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden. Nur durch die konsequente Anwendung evidenzbasierter Diagnose- und Behandlungsalgorithmen lässt sich die Sterblichkeit bei Sepsis nachhaltig senken«.

Sepsis Herausforderung: Patient:innensicherheit

Ein besonderer Fortschritt in Österreich war 2024 die Fertigstellung des nationalen Konsensuspapiers Sepsis durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz unter Mitwirkung von Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Schaden. Nach fast dreijähriger Entwicklungszeit liegt damit ein strategisches Dokument vor, das eine systematische Grundlage zur Verbesserung der Sepsisbehandlung in Österreich bietet.

Das Konsensuspapier beschreibt neun konkrete Aktionsfelder, und stellt damit auch ein Praxisbeispiel für die Steigerung der Patient:innensicherheit dar. Dazu gehören verbesserte Diagnose und Früherkennung durch den Ausbau einer 24/7-mikrobiologischen Diagnostik, standardisierte Checklisten für das medizinische Personal sowie der Einsatz künstlicher Intelligenz. Weiters sieht das Papier umfassende Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung vor – etwa eine klare Definition der Erkrankung (u.a. Verlassen der überholten Bezeichnung „Blutvergiftung“) und systematische Erfassung der nationalen Datenlage sowie einheitliche Behandlungspfade inklusive Post-Sepsis-Care. Präventiv setzt das Papier auf strikte Hygienestandards, konsequente Händehygiene, gezielte Impfprogramme – insbesondere gegen Pneumokokken – und auf die kontinuierliche Schulung von Gesundheitsfachkräften in Spitälern und Praxen. Ein wesentliches Ziel in der Patient:innensicherheit ist die Einbindung der potentiell Betroffenen – entsprechend ist auch die Bewusstseinsbildung für diese potentiell tödliche Erkrankung in der Bevölkerung erklärtes Ziel des Konsensuspapiers.

Als Gründungsmitglied der European Sepsis Alliance bekräftigt die ÖGARI also ihre internationale Verantwortung, das Bewusstsein für Sepsis zu stärken und die Behandlung weiter zu verbessern.

Link zum Symposium: https://www.sozialministerium.gv.at/Services/Aktuelles/Archiv-2025/symposium-world-sepsis-day-2025.html

Rückfragen & Kontakt

Fischill PR
Dr. Britta Fischill
Telefon: +43 676 3039699
E-Mail: britta@fischill.at

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