• 10.09.2025, 09:05:02
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Von der Weißtanne zum Einbaum: Am Attersee entstehen neue Steinzeit-Boote

Pfahlbauverein fertigt zwei prähistorische Einbäume – Baumriesen stammen aus aus den Wäldern der Bundesforste

Seewalchen (OTS) - 

Am Attersee fliegen wieder die Späne: Wo vor rund 8.000 Jahren schon die Pfahlbauer mit Einbäumen über den See fuhren, entstehen nun zwei neue Boote nach steinzeitlichem Vorbild. Der Verein „Pfahlbau am Attersee“ führt die uralte Tradition mit Unterstützung der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und des Naturhistorischen Museums (NHM) fort: Die hölzernen Unikate entstehen aus zwei über 130 Jahre alten Weißtannen, die die Bundesforste im Forstrevier Loibichl am Attersee geerntet haben. „Seit jeher zählt der Wald zu den wichtigsten Lebensgrundlagen des Menschen – Holz war schon in der Steinzeit als Bau- und Brennstoff unverzichtbar und ist es bis heute geblieben. Mit dem Einbaum-Projekt wird hier am Attersee ein Stück Geschichte lebendig gemacht“, so Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Bundesforste, die nicht nur die umliegenden Wälder, sondern auch den Attersee nachhaltig bewirtschaften. Während ein Einbaum vom Pfahlbauverein mit modernen Werkzeugen hergestellt wird, fertigt ein Team um den Experimentalarchäologen Wolfgang Lobisser den zweiten Einbaum überwiegend mit nachgebauten prähistorischen Werkzeugen. So lassen die Wissenschaftler*innen ein jahrtausendealtes Handwerk wieder aufleben. 2011 bereits erklärte die UNESCO mehrere besonders gut erhaltene Pfahlbau-Siedlungen am Attersee zum Weltkulturerbe.

Aus Baumriesen werden Einbäume

Für dieses außergewöhnliche Projekt kommen zwei besonders mächtige Baumriesen mit einer Höhe von über 40 Metern und einem Umfang von bis zu 3,5 Metern zum Einsatz. Um die passenden Exemplare zu finden, haben sich die Mitarbeiter der Bundesforste intensiv auf die Suche nach geeigneten Bäumen begeben und wurden in den Gemeindegebieten von Innerschwand sowie Unterach fündig. „Die Weißtanne ist eine für die Region typische Baumart mit langer Tradition. Sie ist stabil, gut zu bearbeiten und damit ideal für die Einbaum-Herstellung geeignet. Damit wird sichtbar, welche vielfältige Rolle unsere Wälder in der Region spielen“, so Laurenz Aschauer, Leiter des ÖBf-Forstbetriebs Traun-Innviertel.

Steinzeit-Werkzeuge treffen Motorsäge

Die Arbeit an den beiden Stämmen dauert insgesamt etwa zwei Wochen. Dafür treffen an der Seewalchner Seepromenade Forschung, Praxis und Geschichte aufeinander: Einer der beiden Stämme wird zum überwiegenden Teil mit rekonstruierten Steinzeit-Werkzeugen aus Holz, Stein, Eisen oder Bronze bearbeitet, beim anderen setzen die Handwerker des Vereins Pfahlbau am Attersee und die Seewalchner Bauernschaft hingegen verstärkt auf die Motorsäge. „Insgesamt rund 600 Stunden Handarbeit stecken in einem Einbaum – vom Abflachen des Rumpfes bis zum Aushöhlen des Stammes. Uns geht es darum, diesen ursprünglichen Charakter wieder lebendig zu machen und für alle sichtbar und nachvollziehbar zu machen“, erläutert Gerald Egger vom Pfahlbauverein Attersee.

Vom See zurück aufs Land

Nach der Erstbearbeitung werden die Einbaum-Rohlinge, die sogenannten „Prügel“, für mehrere Monate im Attersee versenkt. Durch die Wasserung kommt das Holz zur Ruhe und wird widerstandsfähiger gegen Sonne, Wind und Regen. Im Sommer 2026 sollen die Einbäume schließlich ihren finalen Schliff erhalten. Ihren nächsten großen Auftritt werden sie im Rahmen einer Einbaum-Regatta haben, die wie schon 2016 zahlreiche Besucher*innen an den Attersee locken soll.

UNESCO-Welterbe Pfahlbauten am Attersee

Pfahlbauten aus Holz, auch bekannt als Seeufersiedlungen, waren in der Jungsteinzeit eine typische Siedlungsform im Alpenraum. Am Attersee konnten bislang die Überreste von mehr als 30 Pfahlbaudörfern nachgewiesen werden. Unter Wasser und durch Sedimente geschützt, blieben Hölzer, Werkzeuge und Alltagsgegenstände über Jahrtausende erstaunlich gut erhalten. Die älteste bekannte Datierung findet sich in Seewalchen im Bereich des Sprungturms und lautet auf das Jahr 3.990 v.Chr. 1870 konnte der erste Pfahlbau in Oberösterreich ebenfalls in Seewalchen am Attersee, unmittelbar am Austritt der Ager, nachgewiesen werden. 2011 wurden die Fundstellen am Attersee gemeinsam mit weiteren in sechs Ländern zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Der Verein „Pfahlbau am Attersee“ vermittelt dieses Erbe lebendig und knüpft mit den Einbäumen an die steinzeitliche Tradition an. So wird sichtbar, wie eng Leben, Wald und Wasser schon damals verbunden waren.

>>Pressefotos unter www.bundesforste.at

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Österreichische Bundesforste
Andrea Kaltenegger
Unternehmenssprecherin
T: +43 2231 600-1521
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