- 09.09.2025, 11:30:10
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Metalltechnische Industrie: Drittes Rezessionsjahr in Folge – Wettbewerbsfähigkeit massiv unter Druck
Produktionsrückgang 2025 um 6 Prozent erwartet – Inflation treibt Lohnstückkosten in die Höhe – alle Akteure in Wirtschaft und Politik sind gefordert
Beschäftigtenzahl sinkt: 10.000 Arbeitsplätze in zwei Jahren verloren
Produktionsrückgang von 22 % in nur drei Jahren
44 % der Unternehmen erwarten ein negatives Betriebsergebnis
Lohnstückkosten seit 2022 um 9 % stärker gestiegen als in der Eurozone
Weltmärkte wachsen, aber Standort Österreich verliert Marktanteile
Dringender Handlungsbedarf bei Standortpolitik und Kollektivvertrag
Inflation ist die zentrale Herausforderung
Am 22. September starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie. Die Ausgangssituation am Standort Österreich hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die Fakten sind klar: Die Metalltechnische Industrie befindet sich im dritten Jahr in Folge in einer Rezession. Für das Jahr 2025 rechnen die Unternehmen mit einem realen Produktionsrückgang von 6 %. Nimmt man die beiden vergangen Jahre dazu, so beträgt der Rückgang in der Produktion seit 2023 rund 22 %. Das ist ein dramatischer Einbruch. Wir haben in der Branche in diesem Zeitraum fast 10.000 Arbeitsplätze verloren, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Zusätzlich belasten die US-Zollpolitik und weiter steigende Kosten, insbesondere bei Löhnen und Energie, die Unternehmen.“
Eines der Kernprobleme am Standort Österreich sind die Preissteigerungen der vergangenen Jahre. Die Inflation lag regelmäßig über dem Durchschnitt der Eurozone und ist strukturell höher. So sind die Preise in den letzten zehn Jahren in Österreich um 6 % stärker gestiegen als in Deutschland und um 9 % stärker als in der Eurozone. Die Orientierung von Lohnerhöhungen an der heimischen Inflation hat dazu geführt, dass die Lohnkosten im Vergleich zu Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt der Branche, seit 2020 um über 12 % höher gestiegen sind.
Auch die Lohnstückkosten, die als Maßstab für die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produkte dienen, sind seit 2022 um 9 % stärker gestiegen als in der Eurozone. Damit sind die Produkte der Metalltechnischen Industrie auf den Weltmärkten nicht mehr wettbewerbsfähig. Obwohl die Weltwirtschaft jährlich wächst, verliert Österreich aufgrund der hohen Kosten kontinuierlich Marktanteile an den weltweiten Exporten. Nur mit Produktivitätsgewinnen lässt sich diese Entwicklung nicht umkehren. Die heimischen Kostensteigerungen können an den Weltmärkten nicht weitergegeben werden, was sich auch in der Differenz zwischen Verbraucherpreisindex und den Erzeugerpreisen zeigt. Seit Anfang 2022 stagnieren die Erzeugerpreise österreichischer Hersteller von Waren, während die Verbraucherpreise deutlich gestiegen sind.
Österreich ist zu teuer geworden
Christian Knill sagt dazu:„Die Metalltechnische Industrie ist das Rückgrat der österreichischen Industrie, aber wir stehen vor einer beispiellosen Belastungsprobe. Die hohen Lohnkosten verteuern unsere Produkte. Die Nachfrage auf den Weltmärkten wäre da, aber wir sind zu teuer und kommen deshalb immer weniger als Lieferanten zum Zug. Für den Standort und unsere Branche sind die Auswirkungen fatal. Wir verlieren Arbeitsplätze, die Unternehmen investieren nicht und verlagern Teile der Produktion ins Ausland. Wir müssen diese Entwicklung stoppen.“
Die Metalltechnische Industrie sieht in der Bekämpfung der hohen Inflation die wichtigste Aufgabe einer aktiven Standortpolitik. „Wir befinden uns in einer Inflationsspirale, daher muss die Inflationsbekämpfung oberste Priorität haben. Aus unserer Sicht sind die zentralen Hebel dabei neben der Dämpfung der Energiepreise die absolute Zurückhaltung bei Lohnerhöhungen in der Privatwirtschaft ebenso wie im öffentlichen Sektor, bei Pensionen und allen staatlichen Ausgaben. In dieser Zeit Gebühren zu erhöhen, ist absolut kontraproduktiv und ein völlig falsches Signal. Nur wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, kann die Inflation wieder sinken. Erst dann können wir unsere Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Es braucht die gemeinsame Absicht aller Branchen und des öffentlichen Sektors, die Preise zumindest ein Jahr lang nicht über dem Inflationsziel zu erhöhen. Die Betriebe unserer Branche sind dazu bereit“, so Knill.
Die Metalltechnische Industrie sieht die von der Bundesregierung geplanten Konjunkturmaßnahmen als ersten kleinen Schritt, etwa die Erhöhung des Investitionsfreibeitrags oder die Strompreiskompensation für energieintensive Industriebetriebe. Es braucht aber noch viel mehr: ein radikales Entbürokratisierungsprogramm und endlich die Reduktion der Lohnnebenkosten, wie sie im Regierungsprogramm versprochen wurden. „Jedes Industrieunternehmen weiß, was zu tun ist, wenn das Wachstum einbricht und wie sich die Produktivität sichern lässt. Durch Sparen, Effizienzsteigerungen und Innovation. Wenn nun für die Republik Österreich die Rahmenbedingungen nicht mehr passen, müssen Bund, Länder und Gemeinden ebenso agieren: sparsam, effizient und zurückhaltend“, so Knill. „Für die kommenden KV-Verhandlungen bedeutet dies: Wir müssen neue Lösungen finden, um die Lohnstückkosten wieder auf das europäische Niveau zu bringen. Die Verhandler sind also dieses Jahr besonders gefordert. Wir vertrauen aber auch darauf, dass die Sozialpartnerschaft in dieser schwierigen Zeit die nötige Lösungskompetenz entwickelt.“
Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche und bildet das Rückgrat der heimischen Industrie. Sie erwirtschaftet einen Produktionswert von 45,2 Milliarden Euro (2024), beschäftigt direkt rund 130.000 Menschen und sichert damit indirekt bis zu 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienunternehmen und ist für ein Fünftel aller österreichischen Exporte verantwortlich.
Insgesamt sind im Fachverband Metalltechnische Industrie über 1.100 Unternehmen vertreten, die unter anderem in den Bereichen Maschinenbau, Metallwaren, Anlagenbau, Stahlbau und Gießerei tätig sind. Rund 800 davon haben ihren Produktionsschwerpunkt in der Metalltechnischen Industrie und wenden den Kollektivvertrag der MTI an.
Der Fachverband Metalltechnische Industrie ist einer der größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Österreichs und eine eigenständige Organisation in der Wirtschaftskammer Österreich.
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Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Geschäftsführerin
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