• 05.09.2025, 11:42:33
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Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene der MedUni Wien verzeichnet hohen Bedarf

Erste Bilanz der Gerichtsmedizin der MedUni Wien – vor allem Frauen betroffen

v.l.n.r.: MedUni Wien-Rektor Markus Müller, Bundesministerin
Eva-Maria Holzleitner, UGB-Leiterin Katharina Stolz,
Bundesministerin Korinna Schumann, Bundesministerin Anna Sporrer,
Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig
Wien (OTS) - 

Seit Jahresbeginn bietet die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene an der MedUni Wien spezialisierte Unterstützung für Opfer von Gewalt. Das durch Bundesmittel geförderte Pilotprojekt des Zentrums für Gerichtsmedizin dokumentiert Verletzungen nach gerichtsmedizinischen Standards, sichert Spuren und bietet Beratung im Zusammenhang mit häuslicher und sexualisierter Gewalt sowie Misshandlungen. Eine erste Zwischenbilanz zeigt, dass das Angebot auf großen Bedarf trifft und bereits zahlreiche Betroffene – überwiegend Frauen – die Einrichtung in Anspruch genommen haben. Am heutigen Freitag wurde in Anwesenheit mehrerer Regierungsmitglieder eine erste Bilanz präsentiert.

In den ersten acht Monaten seit der Eröffnung (Stand 01.09.2025) gab es insgesamt bereits 400 fallbezogene Befassungen, wobei in 293 Fällen nach der telefonischen Kontaktaufnahme und Beratung auch klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt wurden. „Rund 84 Prozent der Betroffenen, die zu uns kommen, sind weiblich“, erklärt die Leiterin der Untersuchungsstelle, Katharina Stolz. „In 24 Prozent der Fälle wurden die Untersuchungen aufgrund von sexualisierter Gewalt durchgeführt und in 8 Prozent der Fälle bestand der Verdacht auf die Aufnahme von K.O.-Mitteln. In der überwiegenden Anzahl der restlichen Fälle hat es sich um Fälle häuslicher Gewalt bzw. Gewalt im sozialen Nahraum gehandelt.“ Die betroffenen Personen waren laut der Gerichtsmedizinerin zwischen 1 und 92 Jahren alt. Bei 17 Prozent der untersuchten Fälle hat es sich um minderjährige Betroffene gehandelt. Die Untersuchungen haben zu 51 Prozent in der Untersuchungsstelle und zu 49 Prozent in einem interdisziplinären Setting in Krankenanstalten stattgefunden.

Markus Müller, Rektor der MedUni Wien: „Die Medizinische Universität Wien nimmt mit den Leistungen des Zentrums für Gerichtsmedizin und der Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene gesellschaftliche Verantwortung wahr. Die bisherigen Ergebnisse zeigen den hohen Bedarf: Zahlreiche Menschen, überwiegend Frauen, haben das Angebot bereits genutzt. Im Zentrum stehen die gerichtsverwertbare Dokumentation, Spurensicherung und die umfassende Betreuung der Betroffenen. Damit verbessern wir die Ausgangslage für spätere Verfahren und stärken zugleich die Sensibilisierung für die Anliegen von Gewaltopfern innerhalb der Medizin.“

Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung: „Die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene ist ein wichtiger Baustein, um Frauen nach erlebter Gewalt bestmöglich zu unterstützen und Beweise zu sichern. Gewalt gegen Frauen ist kein privates Problem, sondern muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erkannt werden. Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen haben wir einen Schulterschluss von Politik, Expert:innen und Zivilgesellschaft erreicht, mit dem wir Lücken im Gewaltschutz erkennen und schließen werden – denn ein gewaltfreies Leben ist das Recht jeder Frau.“

Korinna Schumann, Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: „Gewaltschutz und Gewaltprävention sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, zu deren Erfüllung alle an einem Strang ziehen müssen. In der Arbeitswelt sind vor allem Frauen besonders häufig mit sexueller und psychischer Gewalt konfrontiert. Um das Risiko von Gewalt und Eskalationen zu reduzieren, muss ein entsprechendes Arbeitsumfeld geschaffen werden. Ein wichtiger Schritt ist dabei das Bewusstsein, dass Gewalt kein ,Berufsrisiko‘ ist, das man einfach so hinnehmen soll oder mit dem man einfach fertig werden muss.“

Anna Sporrer, Bundesministerin für Justiz: „Die Einrichtung von Gewaltambulanzen markiert einen echten Paradigmenwechsel in der Unterstützung und Versorgung von Gewaltbetroffenen in Österreich. Und die Bilanz der Wiener Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene zeigt schon nach wenigen Monaten, wie notwendig und wirksam diese Arbeit ist. Als niederschwellige Anlaufstelle vereint die Gewaltambulanz die Expertise aus Medizin, Justiz und Opferschutz – mit dem Ziel, Straftäter effektiver zu verfolgen und Betroffene, überwiegend Frauen, besser zu schützen.“

Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin für Gesundheit im Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: „Gewalt hat immer tiefgreifende gesundheitliche Auswirkungen, weil sie sowohl körperlicher als auch psychischer Natur ist. Ich möchte festhalten, dass häusliche Gewalt niemals privat ist, sondern uns gesamtgesellschaftlich trifft. Die Schuld liegt jedoch immer beim Täter. Mit der Untersuchungsstelle bieten wir eine professionelle Anlaufstelle und setzen ein klares Zeichen, indem die Gewalt dokumentiert wird. Die Bilanz zeigt, dass es sich bei den Opfern hauptsächlich um Frauen handelt – etwas, das wir schon lange wissen. Gewaltschutz ist somit auch eine Frage der Frauengesundheit, die von Prävention bis hin zur adäquaten Behandlung reicht.“

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