- 05.09.2025, 11:24:03
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Totschnig/Sima/Czernohorszky/Bischof: Nächster Abschnitt des Liesingbachs wird zum Naturjuwel!
Baustart der Renaturierung zwischen Gutheil-Schoder-Gasse und Breitenfurter Straße – Mit verwunschener Erholungsinsel, „Schwebendem Grün“ beim Steinsee und Regenwasserkanal
„Zurück zur Natur“ hieß es in den letzten Jahren bereits für 3,5 der insgesamt 9,2 Kilometer langen, noch hart verbauten Liesingbachstrecke auf Wiener Stadtgebiet. Entlang der bereits renaturierten Bereiche hat sich das Gewässer zu einem wahren Naturjuwel entwickelt. Zuletzt wurden die Renaturierungsarbeiten im Bereich des Drascheparks abgeschlossen, nun zieht der Bautrupp weiter bachaufwärts, um die Liesing zwischen Gutheil-Schoder-Gasse und Breitenfurter Straße zu einer grünen Natur-Oase zu verwandeln. Parallel dazu wird ein neuer Regenwasserkanal errichtet. Das ökologische Mega-Projekt am Liesingbach wird von der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert, die Maßnahmen selbst werden von den Fachabteilungen Wiener Gewässer und Wien Kanal durchgeführt. Bis 2027 wird das Renaturierungsvorhaben im Rahmen des ökologischen Großprojektes „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ komplett gemacht.
„Gerade angesichts der Herausforderungen des Klimawandels ist das Hochwasserschutzprojekt Liesingbach ein Vorzeigeprojekt für innovative und interdisziplinäre Lösungen“, betonte Wasserminister Norbert Totschnig anlässlich des Starts von Bauteil 2 am Liesingbach. „Seit Jahren arbeiten Expertinnen und Experten der Wassersektion eng mit der Stadt Wien zusammen, um den Hochwasserschutz deutlich zu verbessern und mit einer ökologischen Aufwertung des Liesingbaches zu verbinden. Mit den Projekten am Liesingbach wollen wir den Hochwasserschutz und die Wasserqualität verbessern sowie mehr Freiräume für Pflanzen, Fische und für uns alle schaffen. Davon profitieren nicht nur die Anrainerinnen und Anrainer, sondern auch die Lebewesen und Pflanzen im Gewässer. Mir sind die intakten Flüsse und Bäche der Bundeshauptstadt ein großes Anliegen. Mit einem Beitrag von fast 5 Millionen Euro leistet das BMLUK eine Investition in Sicherheit, Natur und Lebensqualität in Wien – heute und für kommende Generationen.“
„Mit der Renaturierung des Liesingbachs bieten wir den Wienerinnen und Wienern mehr erlebbare Natur und einen einzigartigen Erholungsraum, wir schaffen neuen Lebensraum für viele Pflanzen und Tierarten und verbessern den Hochwasserschutz. Die 1. Hälfte des Lieisingbachs auf Wiener Stadtgebiet hat sich bereits wieder zu einem intakten Gewässer entwickelt, seit 2020 geht es nun Schritt für Schritt weiter mit der Renaturierung der zweiten Hälfte. Im Abschnitt zwischen Gutheil-Schoder-Gasse und Breitenfurter Straße erwartet die Wiener*innen neben neuen charmanten Uferbereichen mit viel Platz für gemütliche Picknicks, eine weitere Aufweitung des Bachlaufes inklusive verwunschener Erholungsinsel sowie eine innovative Rankbegrünung auf Höhe des Steinsees“, freut sich die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima.
Um die Wasserqualität des Liesingbachs zu verbessern, errichtet Wien Kanal parallel zu den Renaturierungsarbeiten einen Regenwasserkanal: „Mit dem neuen Kanal werden auch die Regenwässer im 23. Bezirk in die Kanalisation und nicht mehr in den Liesingbach geleitet. Dadurch kann die Gewässerqualität nachhaltig verbessert werden“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Ein natürlicher Liesingbach ist ein Gewinn für Mensch und Umwelt. Renaturierung ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für mehr Biodiversität, Umwelt- und Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität der Menschen und den Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser.“
Für Bezirksvorsteher Gerald Bischof bringt dieses Projekt: „zusätzliche Lebensqualität für die Liesingerinnen und Liesinger. Besonders in Rodaun oder auch bereits in Inzersdorf kann man sich jetzt schon von der gelungenen Umsetzung überzeugen. Ich bin sicher, dass auch der neue Abschnitt ein echter Gewinn für die Liesingerinnen und Liesinger wird!“
Mehr Platz für den Liesingbach
Im Zuge der geplanten Umgestaltungsarbeiten im Bauteil 2 werden sogenannte „Pendelstrecken“ im Gewässerlauf des Liesingbaches angelegt. Dabei handelt es sich um stark mäandrierende und besonders abwechslungsreiche Gewässerzonen. Stellenweise wird der Bachlauf deutlich aufgeweitet. Auf diese Weise entstehen Flussareale mit variabler Strömungsintensität und sanften Sand- und Schotterbänken, die eine abwechslungsreiche Landschaft bilden. Libellenlarven etwa brauchen ruhigere Gewässerbereiche, ausgewachsene Fische wie Elritzen oder Schmerlen halten sich dagegen durchaus gerne inmitten der Strömung auf.
„Von den geplanten Maßnahmen profitieren nicht nur alle Besucher*innen des Liesingbachs, die sich über ein vielseitiges Freizeiterlebnis entlang dieses einmaligen Gewässers freuen können. Die abwechslungsreichen Uferstrukturen sorgen auch für eine deutliche Stärkung der örtlichen Biodiversität“, freut sich Gerald Loew, Leiter der Fachabteilung Stadt Wien – Wiener Gewässer, über die Fortsetzung der Renaturierungsarbeiten.
Neue Erholungsinsel im Bereich der Riegermühle
Auf Höhe der Riegermühle wird neben dem Hauptstrom des Liesingbaches ein neues Nebengerinne und somit eine künstliche Gabelung des Gewässers angelegt. Auf diese Weise entsteht eine mittig gelegene Insel, die von beiden Seiten umströmt wird. Die kleine, naturnahe Insel soll künftig als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen dienen, wird aber auch für Besucher*innen zugänglich gemacht. Zusätzlich werden 260 neue hitzetolerante Bäume wie Ahorn, Holzapfel oder Silberlinde entlang der Liesing gesetzt. Neue Ufergehölze, darunter Weiden und Erlen, spenden Schatten und schützen den Bach vor Überhitzung im Sommer. Über 780 heimische Sträucher finden entlang der Liesingbachufer ein neues Zuhause.
Innovative Rankbegrünung: „Schwebendes Grün“ auf Höhe des Steinsees
Die Renaturierungsmaßnahmen des Liesingbaches auf Höhe des Steinsees bedürfen besonders innovativer Mittel, zumal die Ufer des Gewässers an dieser Stelle sehr dicht von Gebäuden umgeben sind. Um dennoch Spielraum für Begrünung und Kühlung des Gewässers zu gewinnen, werden in diesem Bereich auf einer Strecke von rund 250 Metern gespannte Seile über das Bachbett befestigt, an denen schon bald Wilder Wein, Waldrebe und Veitchii entlangwachsen und für „schwebendes Grün“ über dem Liesingbach sorgen.
Neues Regenwasserkanalsystem - Microtunneling
Als Voraussetzung für die Renaturierung des Liesingbaches errichten die Abwasserprofis von Wien Kanal einen neuen Regenwasserkanal unter dem Liesingbach. In Zukunft wird bei Regen der erste Spülstoß mit verunreinigtem Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen im neuen Kanal abgefangen und zur Reinigung in die Kläranlage nach Simmering geleitet. Der neue Abschnitt des Liesingbach-Sammelkanals wird drei Kilometer lang sein und mit dem bereits 2024 fertiggestellten Abschnitt zwischen der Großmarktstraße und der Gutheil-Schoder-Gasse verbunden. Ein Kilometer wird unterirdisch im sogenannten „Microtunneling-Verfahren“ gebaut. Dabei wird mittels modernster Tunnelbautechnik ein Stahlbeton-Schutzrohr mit einem Außendurchmesser von 172 Zentimetern (Innendurchmesser: 140 Zentimeter) unterirdisch eingebaut. In dieses Rohr wird später das Abwasserrohr aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einem Innendurchmesser von 80 Zentimetern eingezogen. Die Wien-Kanal-Profis rechnen mit einer täglichen Vortriebsleistung von 15 bis 20 Metern im Untergrund. Die restlichen zwei Kilometer des Kanals werden in offener Bauweise errichtet werden. Für den Betrieb und die Wartung werden entlang der Strecke zehn Trennbauwerke, zwei Absturzschächte und 31 Putzschächte errichtet. Um die Stützmauern in den Bereichen Steinsee und Schlosssee sowie an der Nauheimerbrücke, der Steinseebrücke und der U6-Hochtrasse zu schonen, wird für den Kanalbau das Microtunneling-Verfahren eingesetzt.
„Mit dem Kanalbau im Microtunneling-Verfahren sparen wir nicht nur viel Bauzeit, sondern verringern auch die Einschnitte für die Anrainer*innen. Der Einbau des Kanalrohres erfolgt unterirdisch, wodurch kaum Aufgrabungen notwendig sind. Durch dieses Bauverfahren werden Emissionen wie Lärm, Staub und Schmutz auf ein Minimum reduziert“, sagt Andreas Ilmer, Direktor von Wien Kanal.
Großprojekt Liesingbach - Die Maßnahmen im Überblick:
- Das hartverbaute Flussbett wird abgetragen. Nach Entfernung der alten Steinpflasterung werden Schotter und natürliches Sohlsubtrat in das Flussbett eingebracht.
- Besonders umweltschonend: Die alten Pflastersteine werden vor Ort zerkleinert und in die Sohle des Liesingbaches eingebracht. Dieses Recycling ersetzt den aufwändigen Abtransport der Steine und die damit verbundenen LKW-Fahrten.
- Grünräume entlang der Uferbereiche werden vergrößert bzw. neue geschaffen. Parallel zu den Bauarbeiten werden an jedem Abschnitt Bäume und Sträucher gesetzt.
- Der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert. Mittels wasserbaulicher Umbauten wird im Projektgebiet der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand der Technik gebracht (durchgängig auf HW 100).
- Ein Regenwasserkanal schützt den Bach vor Verunreinigungen und ist die Voraussetzung für die ökologische Sanierung des Baches. Bei Regen wird der erste Schwall Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen aufgefangen und zur Kläranlage nach Simmering transportiert.
Das EU-Projekt LIFE EnCAM
Die Bauarbeiten am Bauteil 2 werden von einem EU-Projekt der Fachabteilung Wiener Gewässer begleitet. Das EU-Projekt LIFE EnCAM (Environmental project with Climate Adaptation and Mitigation) setzt im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen am Liesingbach zusätzliche klimaschonende Maßnahmen. Diese betreffen nicht nur die Bauarbeiten am Liesingbach selbst, sondern bereits das Planungsprozedere. Neue klimaorientierte Kriterien bei der Vergabe und Planung zielen darauf ab, die Umweltbelastung durch Baustellen zu reduzieren. Ziel ist eine deutliche Reduktion von CO2-Emmissionen im Zuge der Renaturierungsarbeiten am Liesingbach.
Informationen: www.wien.gv.at/life-encam
B.A.C.H.L. – Besucher*innen- und AusstellungsCenter Hochwasserschutz Liesingbach
Seit 2021 gibt es das neue Infocenter der Stadt Wien – Wiener Gewässer in der Gutheil-Schoder-Gasse 19 in Wien-Liesing. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich dort über das Projekt und die Baufortschritte informieren. Das Infocenter bietet eine permanente, teils interaktive Ausstellung zum Großprojekt und zur Geschichte des Liesingbaches. Jeden ersten Freitag im Monat, von 14 bis 18 Uhr, geben Expert*innen Auskunft zu aktuellen Themen der Baustelle am Liesingbach.
B.A.C.H.L. – Infocenter Liesingbach, Gutheil-Schoder-Gasse 19, 1230 Wien
Infos zum Projekt Liesingbach: https://www.wien.gv.at/spezial/liesingbach-renaturierung/
rk-Fotoservice: https://presse.wien.gv.at/
Rückfragen & Kontakt
Mediensprecherin StRin Ulli Sima
Sophia Schönecker
Telefon: +43 1 4000 82182, 0676/8118 82182
E-Mail: sophia.schoenecker@wien.gv.at
Stadt Wien - Wiener Gewässer
Thomas Kozuh-Schneeberger
Telefon: 01/4000/96 501
E-Mail: thomas.kozuh-schneeberger@wien.gv.at
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