- 04.09.2025, 12:04:10
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Neuroblastom: Neue Kombinationsmethode spürt versteckte Tumorzellen zuverlässig auf

Verborgene Tumorzellen im Knochenmark sind eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung des Neuroblastoms, einer der häufigsten Krebsarten im Kindesalter. Die St. Anna Kinderkrebsforschung und internationale Partnerzentren haben in einer neuen Studie entscheidende Fortschritte erzielt: Durch die Kombination dreier moderner Analyseverfahren können bislang schwer erkennbare Tumorzellen zuverlässiger identifiziert werden.
Das Neuroblastom ist der häufigste solide Tumor außerhalb des Gehirns bei Kindern. Besonders bei Hochrisiko-Patient*innen ist die Prognose kritisch: Bereits bei der Diagnose sind bei über 90 % dieser Kinder Tumorzellen ins Knochenmark vorgedrungen. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil Rückfälle größtenteils genau wegen dieser Zellen entstehen, meist aber trotz regelmäßiger Überwachung unentdeckt bleiben. Die herkömmlichen Methoden verfehlen rund 60 % der Fälle mit minimaler Resterkrankung – ein Risiko, das nun durch neue Diagnostik deutlich reduziert werden könnte.
Drei Verfahren, ein Ziel: Tumorzellen frühzeitig finden
Dr. Sabine Taschner-Mandl, Leiterin der Forschungsgruppe für Tumorbiologie an der St. Anna Kinderkrebsforschung, analysierte gemeinsam mit der Labdia Labordiagnostik und einem internationalen Forschungsteam am Princess Maxima Center (Niederlande) 509 Knochenmarksproben von 108 Hochrisiko-Neuroblastom-Patient*innen aus Österreich und den Niederlanden. „Dabei verwendeten wir eine Kombination aus drei verschiedenen Analysemethoden. Dadurch konnten wir deutlich mehr versteckte Tumorzellen als mit den herkömmlichen Untersuchungsverfahren erkennen
“, erklärt Dr. Taschner-Mandl.
Besonders effektiv zeigte sich eine Computer-gesteuerte automatisierte Immunfluoreszenz-Methode zusammen mit der molekularen Analyse mittels PCR sogenannter adrenerger Zellen, die selbst kleinste Mengen an Tumorzellen im Knochenmark nachweist. Ergänzend liefert die Immunfluoreszenz-Methode entscheidende Hinweise auf potenzielle Angriffspunkte für Immuntherapien und hilft bei der Auswahl von Patient*innen für die Anti-GD2-Antikörpertherapie.. Durch die Kombination entsteht ein deutlich präziseres Bild der Erkrankung und bietet somit eine hoch-sensitive Diagnostik.
Optimierte Probenentnahme führt zu weniger Belastung für Kinder
Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft den Ablauf der Knochenmarkentnahme: Während bei der Erstdiagnose Tumorzellen meist in beidseitig im Knochenmark nachweisbar sind, treten Zellreste später, während der Therapie und in der Nachsorge, oft nur einseitig auf. Das bedeutet: Künftig könnte bei der Erstdiagnose eine einseitige Probenentnahme genügen, was die Belastung für die kleinen Patient*innen deutlich senken würde. Eine beidseitige Entnahme wäre für die Nachsorge reserviert, wenn sich nur noch sehr wenige Tumorzellen im Knochenmark befinden.
Forschung mit klinischer Relevanz
Ein zentrales Ziel der Studie war außerdem, die praktische Umsetzbarkeit der hoch-sensitiven Diagnostik zu testen. Mit Erfolg: Die neuen Methoden lassen sich mit den herkömmlichen Untersuchungen kombinieren, auch über Ländergrenzen hinweg. Zudem reichen bereits sehr kleine Probenmengen, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen.
Neue Hoffnung für betroffene Patient*innen
„Die neuen Methoden werden das Erkennen des Voranschreitens der Krankheit und Rückfälle früher ermöglichen.
“ sagt Marie Bernkopf, eine der Co-Autorinnen. Dadurch können Ärzt*innen rechtzeitig eingreifen und weitere Diagnostik und Behandlung individuell anpassen. Zusätzlich können Veränderungen der Tumorzellen und potenzielle Angriffspunkte für Immuntherapien überwacht werden, was dabei hilft Therapieresistenzen und mögliche Rückfälle besser zu verstehen.
Publikation
Gelineau, N.U., Bozsaky, E., van Zogchel, L.M.J. et al. Sensitive detection of minimal residual disease and immunotherapy targets by multi-modal bone marrow analysis in high-risk neuroblastoma – a multi-center study. J Exp Clin Cancer Res 44, 224 (2025). https://doi.org/10.1186/s13046-025-03481-w
Rückfragen & Kontakt
St. Anna Kinderkrebsforschung
Lisa Huto
Telefon: +43 1 40470 4006
E-Mail: lisa.huto@ccri.at
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