- 04.09.2025, 10:00:35
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Molekularpathologie als Schlüssel für personalisierte Krebstherapie

Alljährlich erkranken in Österreich an die 45.000 Menschen neu an Krebs. Um ihnen eine personalisierte Medizin anbieten zu können, braucht es im Vorfeld die Molekularpathologie. Sie typisiert mit ihren verschiedenen Verfahren Krebserkrankungen und macht innovative molekulare Therapien erst möglich. Darüber und über weitere Fortschritte in der Pathologie geht es beim europäischen Kongress für Pathologie (ECP), der vom 6. bis 10. September im Austria Center Vienna stattfindet.
„Auch wenn die Wahrnehmung der Medien und Bevölkerung gelegentlich eine andere sein mag: nur 2 bis 3 % der Pathologie-Arbeit beschäftigt sich mit der Obduktion von Verstorbenen. Ganz überwiegend widmen wir uns der Versorgung von lebenden Menschen und genau hier spielen wir eine zentrale Rolle in der Diagnostik und wissenserzeugenden Medizin. So macht die Molekularpathologie mit ihren DNA-Untersuchungen und Proteinanalysen Personalisierte Medizin, wie sie bei Krebserkrankungen und anderen schweren Erkrankungen benötigt wird, überhaupt erst möglich“, so Prof. Dr. Peter Schirmacher, Präsident der European Society of Pathology (ESP) und Direktor des Pathologischen Instituts Heidelberg.
Krebs ist nicht gleich Krebs – Pathologie erkennt Unterschied
Alljährlich erkranken beispielsweise an die 1.000 Österreicherinnen und Österreicher neu an primären Leberkrebs, der aufgrund der schlechten Prognosen zu den dreizehn häufigsten Krebstodesursachen in Österreich zählt. Hinzu kommen aber mehrere Tausend Menschen im Jahr, die in Folge einer anderen Krebserkrankung Metastasen in der Leber entwickeln. „Um nun festzustellen, ob es sich um primären Leberkrebs handelt oder um die noch viel häufigeren Metastasen eines anderen Krebses, der sich in der Leber festgesetzt hat, führen wir an der Biopsie spezifische und genaue histologische, immunhistologische und molekularpathologische Untersuchungen durch. Anhand der Zellmuster, spezifischen Antikörper und DNA-Analysen können wir genau bestimmen, welcher Krebstyp sich in der Leber entwickelt hat“, erklärt Schirmacher. Die Ergebnisse zeigen auch, ob es sich beim primären Leberkrebs um einen hepatozellulären Leberkrebs handelt, der aus den Leberzellen entstanden ist, oder um ein Gallengangskarzinom, das sich aus den Gallengangsepithelzellen gebildet hat. Diese Krebstypisierung ist essenziell für die weitere, unterschiedliche Therapiewahl.
Molekulare Therapien im Einsatz gegen Krebs
„Beim Lungenkrebs, der an die 15 % aller primären Karzinome ausmacht, sind mittlerweile molekulare Therapien etabliert, die auf den Ergebnissen unserer molekularpathologischen Forschung und der von uns entwickelten und qualitätsgesichert eingesetzten molekularpathologischen Untersuchungen beruhen. Diese molekularen Therapien kommen vor allem beim fortgeschrittenen Lungenkarzinom zum Einsatz“, erklärt Schirmacher. Sie bieten hier einen signifikanten, teilweise längerfristigen Überlebensvorteil. „Weil diese zielgerichteten Therapien eine hohe Wirksamkeit haben, werden die molekularen Therapien auch zunehmend schon vor einer Operation für einen besseren Operationserfolg oder nach einer Operation eingesetzt, um ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern“, ergänzt Schirmacher. „Dadurch kann eine signifikante Steigerung der Heilungsrate erreicht werden und hier stehen wir erst am Anfang der Entwicklung. Nicht nur Lungenkrebspatienten profitieren von der Molekularpathologie und den entsprechenden molekularen Therapien. Mittlerweile werden sie bei fast allen Krebsarten, wie auch Brustkrebs, Darm- und Magenkrebs erfolgreich eingesetzt“.
Krebsprävention – die Tumorentwicklung stoppen
In 90 % der primären Lebertumoren sind Ursache und Entwicklungsweg sehr gut bekannt. „Chronische Lebererkrankungen wie Hepatitis B und C, Alkoholkonsum, Fettleber und verschiedene Stoffwechselerkrankungen bewirken ein großes Risiko. Diese Risikoerkrankungen helfen wir zu diagnostizieren und sie lassen sich – wie die Hepatitis B-Erkrankung durch Impfung – vermeiden oder können – wie die Hepatitis C-Erkrankung und viele Stoffwechselerkrankungen – erfolgreich behandelt werden“, betont Schirmacher. So kann die Leberkrebsentwicklung angehalten oder die Krankheit sehr früh erkannt werden. Auch hierbei spielt die Pathologie eine wesentliche Rolle.
Pathologie als treibende Innovationskraft in der Medizin
„Auch wenn wir eher ein kleineres Fachgebiet in der Medizin sind, sind wir ein medizinisches Kernfach und das Fach, das mit fast allen medizinischen Disziplinen täglich zusammenarbeitet; zudem sehe ich die Pathologie als das medizinische Fach mit dem größten Innovationspotenzial. Wir entwickeln ständig neue Biomarker, verbessern unsere molekularpathologischen Verfahren und haben mit verschiedenen Proteinanalyse-Methoden dadurch mächtige Werkzeuge an der Hand, die es uns erlauben, Tumorgewebe genauestens zu charakterisieren und gleichzeitig eine große Anzahl an Patienten umfassend zu untersuchen. Hinzu kommt, dass wir stark auf Digitalisierung setzen und damit ständig neue, teilweise auch AI-unterstützte Verfahren entwickeln. Das alles führt zu einer immer besseren und verfeinerten Diagnostik, welche die Basis für jede Therapie ist“, betont Schirmacher.
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