• 04.09.2025, 10:00:32
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Industrie kämpft weiterhin mit Fachkräftemangel – HTL-Absolvent:innen dringend gesucht

Bis 2030 fehlen bis zu 16.000 Fachkräfte in der Industrie

Wien (OTS) - 

Die heute veröffentlichte Studie „HTL-Qualifikationen für die österreichische Industrie“, beauftragt vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI), dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und der Industriellenvereinigung (IV), zeigt eine zentrale Schwachstelle des heimischen Arbeitsmarkts: den eklatanten Mangel an HTL-Absolvent:innen. Die Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zeigt nicht nur das Ausmaß der derzeit bestehenden Lücke, sondern gibt auch einen Ausblick auf den sich verschärfenden Mangel an Fachkräften mit HTL-Hintergrund bis 2030. Die Studienergebnisse unterstreichen die strategische Bedeutung der Ausbildungsform Höhere Technische Lehranstalt als Rückgrat der technisch-industriellen Qualifikation in Österreich.

„Die Innovationskraft unserer Mitgliedsbetriebe basiert unter anderem auf den gut ausgebildeten HTL-Absolvent:innen. Ein weiterer Rückgang bei der Zahl der Abschlüsse würde unseren Standort noch weiter schwächen. Die Politik ist jetzt gefordert, die nötigen Ressourcen – vor allem auch ausreichend qualifizierte Lehrkräfte – bereitzustellen. Nur mit genügend gut ausgebildeten Fachkräften können Unternehmen ihre Innovationskraft erhalten und damit den Wohlstand sichern“, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie.

Im Rahmen der Studie wurden das bestehende HTL-Ausbildungsangebot in Österreich sowie der Fachkräftebedarf in der Industrie auf regionaler Ebene untersucht: Wie gut passen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zusammen und wo bestehen Potenziale für den Ausbau. Ergänzend flossen Interviews mit Personalverantwortlichen ein, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen aus betrieblicher Sicht zu beleuchten.

Kernbereiche besonders betroffen

Derzeit fehlen der Industrie österreichweit rund 10.000 HTL-Absolvent:innen – bis 2030 könnte dieser Mangel auf bis zu 16.000 anwachsen. Besonders betroffen sind jeweils die Kernbereiche der untersuchten Branchen: In der Elektro- und Elektronikindustrie fehlen aktuell insgesamt 3.400 HTL-Absolvent:innen. Davon entfallen rund 38 Prozent, das sind etwa 1.300 Fachkräfte, auf die Kompetenzfelder Elektronik und Elektrotechnik im engeren Sinn. In der Metalltechnischen Industrie fehlen insgesamt 3.600 HTL-Absolvent:innen, davon entfällt rund ein Drittel (etwa 1.200 Personen) auf die Kompetenzfelder Metalltechnik und Elektrotechnik. Hinzu kommt in beiden Industriesparten ein wachsender Bedarf an IT-Fachkräften mit HTL-Background – aktuell fehlen hier rund 900 Fachkräfte –, der durch den digitalen Wandel zusätzlich befeuert wird.

Fachkräftemangel bleibt hochaktuell – trotz Konjunkturschwäche

„Die Ergebnisse der Studie bestätigen, was unsere Mitgliedsbetriebe seit Jahren erleben: Der Fachkräftemangel ist längst Realität. Es fehlt an entscheidenden Kompetenzen zur Aufrechterhaltung des industriellen Kerngeschäfts – und damit an der Fähigkeit, die heimische Marktposition zu sichern. Auch wenn derzeit in einzelnen Branchen Stellen abgebaut werden, bleibt der Fachkräftemangel hochaktuell. Die Studie belegt: Wir müssen jetzt handeln, damit wir den Bedarf auch in Zukunft decken können, denn Ausbildungen brauchen Zeit“, sagt Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie.

„Qualifizierte Fachkräfte sind eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaft und einen starken Wirtschaftsstandort. Die HTL-Ausbildung nimmt hier eine besonders wichtige Rolle ein. Wir müssen daher in die Zukunft investieren und diese Ausbildungsform weiter stärken“, bekräftigt auch OVE-Präsident Gerhard Fida.

HTL-Ausbildung als Rückgrat der Industrie

Die Studie zeigt deutlich, dass die HTL-Ausbildung ein unverzichtbarer Bestandteil des technisch-qualifizierenden Ausbildungssystems in Österreich ist. Große Bedeutung wird der Kombination aus Theorie- und Praxisbezug im Technikbereich zugeschrieben, stark gefragt sind auch überfachliche Kompetenzen wie Englischkenntnisse, Projektmanagement-Skills und Teamfähigkeit. Gleichzeitig ist die HTL-Ausbildung ein Schlüssel zur Innovationskraft der Industrie: Sie bringt nicht nur dringend benötigte Fachkräfte hervor, sondern schafft auch die Grundlage für die technologische Weiterentwicklung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Regionale Unterschiede

Aktuell bleibt österreichweit jede vierte Stelle in diesem Bereich unbesetzt. Der Mangel an HTL-Fachkräften ist in allen Bundesländern gegeben, jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt. In Wien fehlen in absoluten Zahlen aktuell rund 2.400 HTL-Absolvent:innen – das ist der höchste Bedarf im gesamten Bundesgebiet, dahinter folgen Oberösterreich (1.950) und die Steiermark (1.500). Gleichzeitig sind die westlichen Bundesländer wie Tirol und Vorarlberg mit einem stärkeren relativen Mangel von bis zu 26 Prozent konfrontiert – also dem Anteil an offenen Stellen, den Unternehmen trotz intensiver Bemühungen nicht besetzen können. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird: Bis 2030 werden voraussichtlich bereits rund 40 Prozent der benötigten Fachkräfte mit fundierter HTL-Ausbildung fehlen.

Ost-West-Gefälle auch bei Ausbildung

Nicht nur beim Fachkräftebedarf, sondern auch hinsichtlich der Verfügbarkeit passender HTL-Ausbildungen zeigt sich ein Ost-West-Gefälle. Hotspots mit besonders relevanten HTL-Ausbildungen und spezifischen Schwerpunkten für die Industrie finden sich vorrangig im Nordosten und Süden Österreichs – Wien und Mödling stechen als zentrale Regionen hervor. Im Westen hingegen fehlen spezialisierte HTL-Standorte, was das bestehende Ost-West-Gefälle künftig weiter verschärft. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg werden gemeinsam und in Summe nur 15 Prozent des gesamten HTL-Fachkräftepools ausgebildet.

„Mit der HTL verfügt Österreich über ein Standortasset der Extraklasse, um das wir auf der ganzen Welt beneidet werden. Eine Schule, deren Absolventinnen und Absolventen von der Industrie mit Bestnoten beurteilt werden und in manchen Tätigkeitsbereichen klar mit den Hochschulen mithalten können. Wir befinden uns heute im Technologiezeitalter, Technik und Innovation sind die Währung der Zukunft. Als `Technikschule der Zukunft` müssen wir die HTL daher im Rahmen einer umfassenden Fachkräftestrategie stärken und im Sinne des +20% MINT-Zieles der Bundesregierung entlang einer Roadmap ausbauen“, so Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung.

Studie verdeutlicht Handlungsbedarf

Der demographische Wandel und der zunehmende Wettbewerb zwischen den Branchen verschärfen die Lage zusätzlich. Unternehmen können diese Herausforderungen nicht allein bewältigen. Es braucht gezielte politische und bildungspolitische Maßnahmen zur Stärkung und zum Ausbau der HTL, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch gut ausgebildete Fachkräfte zu sichern.

Über den FMTI – Fachverband Metalltechnische Industrie

Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche und bildet das Rückgrat der heimischen Industrie. Sie erwirtschaftet einen Produktionswert von rund 45,2 Milliarden Euro (2024), beschäftigt direkt rund 135.000 Menschen und sichert damit indirekt bis zu 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienunternehmen und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich.
Insgesamt sind im Fachverband Metalltechnische Industrie über 1.100 Unternehmen vertreten, die unter anderem in den Bereichen Maschinenbau, Metallwaren, Anlagenbau, Stahlbau und Gießerei tätig sind. Rund 800 davon haben ihren Produktionsschwerpunkt in der Metalltechnischen Industrie und wenden den Kollektivvertrag der MTI an.
Der Fachverband Metalltechnische Industrie ist einer der größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Österreichs und eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.
www.metalltechnischeindustrie.at/
Obmann: Mag. Christian Knill
Geschäftsführerin: Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Rückfragen: Mag. Harald Rankl, T +43/5/90900–3479, rankl@fmti.at

Über den FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt in Österreich die Interessen des drittgrößten Industriezweigs mit rund 300 Unternehmen, rund 72.500 Beschäftigten und einem Produktionswert von 23,4 Milliarden Euro (Stand 2024). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, UFH, die Plattform Industrie 4.0, Forum Mobilkommunikation (FMK), der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) und der Verband der Bahnindustrie – ist es das oberste Ziel des FEEI, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit geführten Standortwettbewerb zu stärken.
www.feei.at
Obmann: Ing. Wolfgang Hesoun
Geschäftsführerin: Mag. Marion Mitsch
Rückfragen: MMag. Katrin Prüller-Nußbaumer, T +43/1/588 39-63, M +43/664/619 2509, prueller-nussbaumer@feei.at

Über den OVE

Der OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik gestaltet als unabhängige Branchenplattform die Zukunft der Elektrotechnik und Informationstechnik aktiv mit. Der OVE vernetzt Industrie und Gewerbe, Energiewirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie Anwender:innen und fördert mit zahlreichen Weiterbildungsangeboten und Nachwuchsinitiativen den Erfolg der Branche. Als elektrotechnische Normungsorganisation sowie mit seinen weiteren Kernbereichen Zertifizierung und Blitzforschung vertritt der Verband die österreichischen Interessen offiziell in internationalen Gremien. Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website
www.ove.at.
Präsident: Gerhard Fida
Generalsekretär: Dipl.-Ing. Peter Reichel
Rückfragen: Mag. Cornelia Schaupp, T +43/1/587 6373–534, M +43/664/968 04 76, c.schaupp@ove.at

Über die IV

Die Industriellenvereinigung (IV) ist die freiwillige und unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren. Als anerkannter Partner der Politik arbeitet sie an der positiven Weiterentwicklung Österreichs. Die IV vertritt die Anliegen ihrer aktuell mehr als 5.000 Mitglieder aus produzierendem Bereich, Kreditwirtschaft, Infrastruktur und industrienaher Dienstleistung in den Bundesländern, auf Bundesebene und in Europa als Mitglied des Arbeitgebersozialpartners Business Europe. Effizient aufgestellt ist die IV für ihre Mitglieder eine Plattform für die Mitgestaltung in industrie-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen.
www.iv.at
Präsident: Georg Knill
Generalsekretär: Mag. Christoph Neumayer
Rückfragen: Marlena Mayer, BA, T +43/1/711 35-2315, marlena.mayer@iv.at

Rückfragen & Kontakt

FMTI
E-Mail: rankl@fmti.at

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