• 03.09.2025, 11:34:36
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Teilzeit im Tourismus: vida kritisiert gelebte Praxis der Arbeitgeber

In der Tourismusbranche nutzen Unternehmen Teilzeit als flexibles Sparmodell – ein strukturelles Hindernis für Frauen, die mehr arbeiten wollen

Wien (OTS) - 

In der Hochsaison laufen Küche und Service auf Hochtouren: Tische sind voll, Hotels ausgebucht, der Sommer bringt den dringend benötigten Umsatz. Für die Beschäftigten bedeutet die harte Arbeit und lange Dienste. Doch kaum flaut die Saison ab, zeigt sich ein anderes Bild. Viele Arbeitgeber stellen ihre ganzjährig Beschäftigten nur in Teilzeit an oder kürzen Stunden nach Belieben. „Arbeitgeber drängen Beschäftigte von Vollzeit in die Teilzeit, weil die Sommersaison zu Ende geht“, kritisiert Eva Eberhart, Fachbereichsvorsitzene Tourismus in der Gewerkschaft vida und Betriebsrätin bei Nordsee. „Damit wälzen sie das Risiko ihres Geschäftsmodells auf die Arbeitnehmer:innen ab und schieben ihnen in der aktuellen Teilzeitdebatte auch noch den Schwarzen Peter zu.“

Besonders deutlich wird dieses Ungleichgewicht in wetterabhängigen Betrieben wie Bädern oder Ausflugslokalen. Wenn die Sonne nicht scheint, werden Mitarbeiter:innen kurzerhand nach Hause geschickt. Auch der Schulbeginn zeigt die strukturellen Barrieren für Frauen: Fehlt eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung, bleibt oft nur Teilzeit. „Ich spreche tagtäglich mit Beschäftigten in ganz Österreich. Viele Frauen wollen Vollzeit arbeiten, aber die Arbeitgeber verhindern das systematisch, weil Teilzeit für sie flexibler und billiger ist“, sagt Eberhart.

Überdurchschnittliche Teilzeitquoten

Die Zahlen bestätigen diese Erfahrung: Laut Statistik Austria lag die Teilzeitquote im Tourismus 2023 bei 39,2 Prozent, deutlich über dem Branchendurchschnitt von 31,6 Prozent. Besonders auffällig ist, dass auch Männer im Tourismus überdurchschnittlich oft Teilzeit arbeiten: 24,8 Prozent im Vergleich zu 12,9 Prozent in der Gesamtwirtschaft. Österreich gehört insgesamt zu den EU-Ländern mit der höchsten Teilzeitquote. Während europaweit knapp 29 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeiten, sind es in Österreich rund 50 Prozent. Männer liegen hierzulande bei 12 Prozent, im EU-Schnitt bei nur 8 Prozent. Durchschnittlich umfasst eine Teilzeitstelle in Österreich etwa 22 Wochenstunden – zu wenig, um damit langfristig ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.

Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber den Kollektivvertrag ignorieren. Wer regelmäßig 20 Prozent mehr arbeitet als vereinbart, hat Anspruch auf eine Stundenaufstockung. Doch dieser Rechtsanspruch wird in vielen Betrieben systematisch unterlaufen. „Mit dem Hotel- und Gastronomie-KV haben wir klare Regelungen geschaffen, um Vollzeit leichter erreichbar zu machen. Doch solange Arbeitgeber ihre Belegschaften bewusst in Teilzeit halten, nützt das den Beschäftigten wenig“, so Eberhart.

Mehr Respekt und Planbarkeit für Beschäftigte

Die vida fordert daher ein Ende dieser Praxis. Erstens braucht es die konsequente Durchsetzung der bestehenden Kollektivvertragsrechte. Zweitens sind bessere Betreuungseinrichtungen nötig, damit Familie und Beruf tatsächlich vereinbar sind. Drittens muss das stigmatisierende „faul“-Narrativ gegenüber Beschäftigten beendet werden. „Es ist respektlos, Menschen, die im Sommer für volle Restaurants und Hotels sorgen, im Herbst zu reduzieren und gleichzeitig als arbeitsscheu darzustellen“, betont Eberhart. Viertens verlangt die vida mehr Planbarkeit und Sicherheit für die Arbeitnehmer:innen – statt saisonaler Zumutungen und einseitiger Flexibilität zugunsten der Unternehmen.

„Die Beschäftigten im Tourismus arbeiten hart und halten die Branche am Laufen. Es ist höchste Zeit, dass sie die Stunden und die Anerkennung bekommen, die sie verdienen“, sagt Eberhart abschließend.

Rückfragen & Kontakt

Gewerkschaft vida
Cornelia Groiss
Telefon: +43 664 6145756
E-Mail: cornelia.groiss@vida.at
Website: https://www.vida.at/de

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