- 03.09.2025, 10:57:32
- /
- OTS0086
Kindheit in Gaza zerbricht unter Hunger und Gewalt
SOS-Kinderdorf leistet Überlebenshilfe
Die Hunger- und Mangelernährungskrise in Gaza hat den schlimmsten Stand seit Oktober 2023 erreicht. Trotz internationaler Bemühungen reicht die Menge an humanitärer Hilfe bei weitem nicht aus, um den immensen Bedarf zu decken. Besonders dramatisch ist die Lage der Kinder: Laut offiziellen Angaben haben bis zu 44.000 Kinder ihre Eltern verloren – darunter rund 19.000, die beide Elternteile verloren haben.
SOS-Kinderdorf im Einsatz für Kinder in Gaza
Seit Beginn des Krieges leistet SOS-Kinderdorf umfassende Nothilfe in Gaza und konnte bislang rund 53.000 Menschen erreichen. In Khan Younes wurde ein Camp errichtet, in dem derzeit 197 Menschen leben, darunter 65 Kinder. Die Mehrheit dieser Kinder ist unbegleitet oder von ihren Familien getrennt. Einige kommen zudem aus alternativer Betreuung aus dem ehemaligen, vollständig zerstörten SOS-Kinderdorf in Rafah. Trotz der schwierigen Bedingungen konnten bereits 45 unbegleitete Kinder wieder mit ihren Herkunftsfamilien vereint werden.
Psychosoziale Unterstützung und Hilfe zum Überleben
Neben der Versorgung mit dem Nötigsten liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf psychosozialer Unterstützung. Bis heute haben mehr als 30.000 Menschen Zugang zu Mental-Health- und psychosozialen Angeboten erhalten. Weitere 16.600 Menschen konnten durch Bargeldhilfen unterstützt werden, um ihre dringendsten Bedürfnisse nach Nahrung, Hygieneartikeln und Wasser zu decken. Auch Bildung bleibt ein entscheidender Faktor, denn 89% der Schulen wurden beschädigt oder zerstört: 1.300 Kinder nehmen an Bildungsangeboten teil, und 4.500 Lernmaterialien wurden verteilt. Insgesamt konnten so mehr als 31.000 Kinder von den Maßnahmen von SOS-Kinderdorf profitieren.
Stimmen aus Gaza
Reem Alreqeb, Programmleiterin von SOS-Kinderdorf in Gaza, beschreibt die Situation eindringlich:
„Leben im Camp bedeutet ständiger Kampf – um Wasser, Strom, Essen und so viele andere Dinge, die Kinder und Betreuer*innen dringend brauchen. Trotz dieser unvorstellbaren Herausforderungen arbeitet unser Team unermüdlich für das Wohl der Kinder.“
Viele Kinder, so Alreqeb, seien schwer traumatisiert. „Manche Kinder haben ihre Eltern verloren oder miterlebt, wie sie getötet wurden. Einige wissen nicht einmal mehr, woher sie stammen. Ihnen Hoffnung und Geborgenheit zu geben, ist unsere tägliche Aufgabe.“
Trotz der schwierigen Umstände schöpfen die Helfer*innen Mut aus den Kindern selbst. „Oft fühlen wir uns erschöpft und ohne Hoffnung. Doch wenn Kinder von ihren Träumen erzählen Ärzt*in, Krankenpfleger*in, Anwält*in zu werden, dann spüren wir, dass unsere Arbeit wichtig ist.“
Humanitärer Zugang dringend notwendig
Der Zugang für humanitäre Konvois nach Gaza bleibt weiterhin stark eingeschränkt. Nur acht Organisationen – darunter das Welternährungsprogramm (WFP) – dürfen derzeit Hilfsgüter in das Gebiet bringen. Gleichzeitig sind die Routen innerhalb des Gazastreifens hochriskant, was die Versorgung zusätzlich erschwert. SOS-Kinderdorf fordert daher dringend einen sicheren, ungehinderten und kontinuierlichen humanitären Zugang, um Kinder und Familien nachhaltig unterstützen zu können.
Österreichische Hilfsorganisationen vor dem Bundeskanzleramt: Regierung muss für konkrete Maßnahmen für die Menschen in Gaza eintreten
Vier österreichische Hilfsorganisationen, die in Gaza Hilfe leisten, rufen die österreichische Bundesregierung auf, Gaza erneut auf die Agenda zu setzen. Ärzte ohne Grenzen, Caritas, Diakonie und SOS-Kinderdorf fordern: Die Bundesregierung muss dringend ihre politischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten nutzen und für einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe sowie die sofortige Freilassung der Geiseln aktiv werden.
Die vier Organisationen überbrachten der Bundesregierung vor der heutigen Ministerratssitzung ein sichtbares Klemmbrett mit Tagesordnungspunkten zu Gaza. Die Regierung muss dringend aktiv werden und auf einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza hinwirken. Darüber hinaus braucht es umgehende und wirksame Maßnahmen gegen Hunger, für eine Aufhebung der Blockade von Hilfslieferungen und für die Beendigung des tödlichen Verteilsystems der Gaza Humanitarian Foundation. Schwer kranken oder verletzten Menschen, für die es in Gaza keine Behandlungen mehr gibt, müssen lebensrettende medizinische Evakuierungen ermöglicht werden. Über allem steht: Das humanitäre Völkerrecht muss unter allen Umständen gewahrt werden. Dazu zählt sowohl der Schutz von medizinischem Personal, Patient*innen und Gesundheitseinrichtungen, humanitären Helfer*innen und Zivilist*innen – insbesondere von Kindern – als auch die sofortige Freilassung von Geiseln und willkürlich Inhaftierten.
Weitere Infos unter: https://www.sos-kinderdorf.at/gaza
Rückfragen & Kontakt
SOS-Kinderdorf
Telefon: 0676 88144 243
E-Mail: theresia.verweyen@sos-kinderdorf.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | SOS