• 03.09.2025, 10:20:03
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Österreichische Hilfsorganisationen vor dem Bundeskanzleramt: Regierung muss für konkrete Maßnahmen für die Menschen in Gaza eintreten

Vier österreichische Hilfsorganisationen, Ärzte ohne Grenzen,
Caritas, Diakonie und SOS Kinderdorf, rufen die österreichische
Bundesregierung auf, Gaza erneut auf die Agenda zu setzen
Wien (OTS) - 

Der Krieg im Gazastreifen dauert nun schon beinahe zwei Jahre an. Die Situation für die Bevölkerung wird immer dramatischer: Es herrscht eklatanter Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Unterkünften und medizinischer Versorgung. Zivilist:innen, Helfer:innen und Journalist:innen werden in erschreckend hoher Zahl getötet. Die österreichische Bundesregierung hat die Einhaltung des humanitären Völkerrechts eingemahnt, setzt sich aber nicht für konkrete Aktivitäten zur Beendigung der humanitären Katastrophe in Gaza ein. Vier österreichische Hilfsorganisationen, die in Gaza Hilfe leisten, rufen die österreichische Bundesregierung auf, Gaza erneut auf die Agenda zu setzen. Ärzte ohne Grenzen, Caritas, Diakonie und SOS-Kinderdorf fordern: Die Bundesregierung muss dringend ihre politischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten nutzen und für einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe sowie die sofortige Freilassung der Geiseln aktiv werden.

Die vier Organisationen überbrachten der Bundesregierung vor der heutigen Ministerratssitzung ein sichtbares Klemmbrett mit Tagesordnungspunkten zu Gaza. Die Regierung muss dringend aktiv werden und auf einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza hinwirken. Darüber hinaus braucht es umgehende und wirksame Maßnahmen gegen Hunger, für eine Aufhebung der Blockade von Hilfslieferungen und für die Beendigung des tödlichen Verteilsystems der Gaza Humanitarian Foundation. Schwer kranken oder verletzten Menschen, für die es in Gaza keine Behandlungen mehr gibt, müssen lebensrettende medizinische Evakuierungen ermöglicht werden. Über allem steht: Das humanitäre Völkerrecht muss unter allen Umständen gewahrt werden. Dazu zählt sowohl der Schutz von medizinischem Personal, Patient:innen und Gesundheitseinrichtungen, humanitären Helfer:innen und Zivilist:innen – insbesondere von Kindern – als auch die sofortige Freilassung von Geiseln und willkürlich Inhaftierten.

Ärzte ohne Grenzen: Österreich kann Leben retten

„Hunderttausende Menschen in Gaza sind verletzt, krank, traumatisiert und mangelernährt. Das Gesundheitssystem liegt in Trümmern: Kein einziges Krankenhaus im Gazastreifen ist derzeit vollständig funktionsfähig. Nur mehr 18 von 36 Krankenhäusern können überhaupt noch Patient:innen versorgen. Und auch das nur mit großen Einschränkungen, da es an allem fehlt: an Medikamenten, medizinischer Ausstattung, und immer wieder auch an Energie für den Betrieb lebensrettender Geräte wie etwa Brutkästen. Ärzte ohne Grenzen unternimmt alles, um unter diesen Bedingungen medizinische Nothilfe zu leisten. Das ist angesichts der Lage aber nicht einmal der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Insbesondere die Versorgung chronisch kranker oder schwer verletzter Menschen ist kaum mehr möglich. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO warten etwa 15.600 Menschen, davon 4.500 Kinder, auf eine medizinische Evakuierung, damit sie dringend nötige – und meist auch lebensrettende – Behandlungen bekommen. Österreich hat hervorragende Krankenhäuser, die das leisten können. Mit entsprechendem politischem Willen können wir Leben retten“, sagt Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Caritas: Schweigen ist keine Option – die Politik muss jetzt handeln

„Nach zwei Jahren Gaza-Krieg zeigt sich uns folgendes Bild: Noch immer werden Geiseln unter unmenschlichen Bedingungen von der Terrororganisation Hamas festgehalten. Ausweitungen der Militäroffensive, die genozidale, massenhafte Tötung von Kindern und Familien sowie die wiederholte Vertreibung der Zivilbevölkerung durch das israelische Kriegskabinett sind an der Tagesordnung. Die Waffenstillstandsverhandlungen laufen erfolglos. Unter den Toten finden sich auch unzählige humanitäre Helferinnen und Helfer sowie Journalistinnen und Journalisten. Ausländische Medien hatten bislang nur sehr begrenzten Zugang zum Gebiet. Die Lage ist unübersichtlich und untragbar. Wir erneuern unseren Appell: Stoppt die Angriffe auf die Spitäler, auf die Zivilbevölkerung, auf humanitäre Hilfeleistende und Medien! Wir fordern einen Waffenstillstand und die sofortige Freilassung aller Geiseln! Alle Grenzen müssen ohne bürokratischen Hürdenlauf für humanitäre Hilfe geöffnet werden. Humanitäre Hilfe zu blockieren, ist nicht nur für Kinder und viele Menschen lebensgefährlich, es ist schlicht und ergreifend völkerrechtswidrig! Überlebenswichtige Hilfsgüter dürfen nicht als militärisches Druckmittel gegen die hungernde Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Als Caritas fordern wir die nationale, europäische und internationale Politik auf, nun endlich konkrete Maßnahmen zu setzen, damit humanitäre Hilfe im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht durchgeführt werden kann und ein dauerhafter Waffenstillstand ermöglicht wird. Den Menschen in Gaza bleibt keine Zeit mehr, wir müssen handeln, und zwar sofort!“ so Alexander Bodmann, Vizepräsident von Caritas Österreich.

Diakonie: Umgehende Maßnahmen gegen Hunger

„Menschen hungern. Von Tag zu Tag werden es mehr, berichten unsere Partnerorganisationen vor Ort. Jeder Mensch, der hungert, ist einer zu viel. Es geht um Leben und Tod. Wir müssen handeln. Die Blockade der Hilfslieferungen muss umgehend beendet werden. Unabhängige humanitäre Organisationen stehen bereit und können wirksam helfen. Dafür braucht es einen dauerhaften Waffenstillstand“, fordert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Aktuell müsse man davon ausgehen, dass sich die Lage der Zivilbevölkerung aufgrund der Offensive auf Gaza-Stadt weiter verschlimmert: „Wie sollen Menschen, die schon jetzt hungern, inmitten noch heftigerer Kämpfe versorgt werden? Von einer Hungersnot geschwächte Menschen können unmöglich fliehen, es gibt auch keinen sicheren Ort in Gaza. Die Gewalt muss enden.“

Ende Mai hat die Gaza Humanitarian Foundation die Lebensmittelverteilung im Kriegsgebiet mit Unterstützung der USA und in Kooperation mit dem israelischen Militär übernommen. Ärzte ohne Grenzen hat einen Bericht veröffentlicht, der basierend auf medizinischen Daten, Aussagen von Patient:innen und medizinischen Beobachtungen aus erster Hand dokumentiert, dass an den vier GHF-Verteilstellen Gewalt gegen hungernde Palästinenser:innen verübt wird. Laut Koordinierungsbüro für humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) sind mehr als 2.000 Menschen auf der Suche nach Hilfe getötet worden.

SOS-Kinderdorf: Das Leben und die Zukunft von Kindern retten

„Wir fordern alle Akteur:innen mit größter Dringlichkeit auf, die von dem Konflikt betroffenen Kinder und Familien zu schützen und das humanitäre Völkerrecht einzuhalten. Jedes Kind hat ein Recht auf ein sicheres Leben! Bereits über hundert Kinder sind aufgrund von Hunger gestorben. Tausende weitere sind akut mangelernährt und in großer Gefahr. Die Mehrheit der Schulen in Gaza ist zerstört, sodass eine ganze Generation keinen Zugang mehr zu Bildung hat. Damit verlieren die Kinder nicht nur ihre Kindheit, sondern auch jede Hoffnung auf eine sichere Zukunft. Über eine Million von ihnen brauchen dringend Schutz und psychologische Unterstützung, um die tiefen Wunden dieser Erfahrungen zu bewältigen. Unsere Kolleg:innen setzen die Arbeit im Gazastreifen unter schwersten Bedingungen fort, um Kinder und Familien in dieser lebensbedrohlichen Situation weiterhin so gut wie möglich zu unterstützen“, so Christian Moser, Geschäftsführung SOS-Kinderdorf.

Kontakte für Medienanfragen

Ärzte ohne Grenzen: Werner Reiter
werner.reiter@vienna.msf.org
+43 660 5219632

Caritas Österreich: Claudia Vitt
claudia.vitt@caritas-austria.at
+43 664 8266920

Diakonie Österreich: Roberta Rastl-Kircher
presse@diakonie.at
+43 664 3149395

SOS-Kinderdorf: Theresia Verweyen
theresia.verweyen@sos-kinderdorf.at
Tel. +43 676 88144243

Rückfragen & Kontakt

Mag.a Claudia Vitt
Pressesprecherin
Caritas Österreich
Tel.: +43 664 82 66 920
claudia.vitt@caritas-austria.at
www.caritas.at

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