• 03.09.2025, 07:10:03
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Regierungsklausur: HV begrüßt Maßnahmen gegen Energiekosten & Österreich-Aufschlag. Kennzeichnungen müssen verursachergerecht ansetzen.

Kritik an fehlendem Strompreisbonus für den Handel. Shrinkflation-Kennzeichnungspflicht am Regal würde Geschäfte und Personal überfordern. Mehr Bürokratie wirkt preistreibend.

Wien (OTS) - 

Der österreichische Handelsverband begrüßt die gestern von der Bundesregierung angekündigte Strategie, die Inflation an der Wurzel anzupacken – bei den hohen Energiekosten. Allein seit Jahresbeginn sind die Strompreise um ein Drittel angestiegen, das verteuert sämtliche Inputfaktoren des Handels.

Top: Fokus auf zu hohe Energiekosten

"Österreich ist das Land der Indexierungen, je höher die Teuerung, desto stärker steigen auch die Gebühren und Abgaben. Daher ist die hohe Inflationsrate von 4,1% im August eine weitere Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort und erfordert sofortige Gegenmaßnahmen. Wir begrüßen, dass die Bundesregierung jetzt bei der Wurzel der Teuerung ansetzt und den Fokus auf die hohen Energiekosten richtet", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbands. "Bedauerlich ist jedoch, dass der Strompreisbonus 2025 und 2026 erneut nicht dem österreichischen Handel zugutekommt, obwohl dieser auch energieintensiv kühlt, liefert und so die Nahversorgung der Bevölkerung garantiert. Genau diese Benachteiligung wirkt unmittelbar auf die Endkundenpreise. Es braucht kein Monitoring, um das zu erkennen.“

Top: Kampf gegen Österreich-Aufschlag der globalen Markenartikelindustrie

Positiv bewertet der heimische Handel den Einsatz der Bundesregierung für ein rasches EU-weites Verbot territorialer Lieferbeschränkungen – also des „Österreich-Preisaufschlags“ der multinationalen Markenartikelindustrie. Diese langjährige Forderung des Handelsverbandes würde die europäischen Konsument:innen jährlich um rund 19 Milliarden Euro entlasten.

Top: Arbeitsmarktpaket & Attraktivierung von Vollzeitarbeit

Auch das für Herbst 2025 angekündigte Arbeitsmarktpaket sowie die Schaffung einer Task-Force, welche sich u.a. mit der Attraktivierung von Vollzeitarbeit beschäftigt, unterstützt der Handelsverband ausdrücklich. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die durchschnittlichen Personalkosten pro Kopf im heimischen Lebensmitteleinzelhandel bereits um 31% höher liegen als in Deutschland und um 59% über dem EU-Schnitt.

Flop: Kennzeichnungspflicht von Shrinkflation im Supermarkt

Kritisch sieht die gesamte Branche die geplante Shrinkflation-Kennzeichnungspflicht. Warum? Shrinkflation und Skimpflation liegen ganz klar in der Verantwortung der Hersteller. Die Lebensmittelhändler agieren als Anwälte der Kund:innen und versuchen seit vielen Jahren, steigende Preise bei schrumpfenden Verpackungen abzuwenden.

"Wir stehen für volle Transparenz. Es sind internationale Markenartikelhersteller, die Portionsgrößen reduzieren, Füllmengen schrumpfen und gleichzeitig die Preise erhöhen. Daher ist die Lebensmittelindustrie gefordert, auf Shrinkflation-Praktiken zu verzichten oder diese korrekt am Produkt auszuweisen. Eine Kennzeichnungspflicht am Regal wäre nicht verursachungsgerecht und würde die Mitarbeiter:innen in den Geschäften stark belasten, was letztlich Mehrkosten im Handel zur Folge hätte", stellt Will klar.

In Deutschland hat die Verbraucherzentrale Hamburg übrigens erst Anfang dieser Woche eine Klage gegen den Lebensmittelgiganten Mondelez beim Landgericht Bremen eingereicht. Der Vorwurf: Unlauterer Wettbewerb durch eine "Mogelpackung" bei der Schokomarke Milka.

Flop: Preiskommission und Preisbeobachtung von Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette

Bedenklich und potenziell preistreibend wäre es, eine Datenbank entlang der Wertschöpfungskette zur Preisbeobachtung von Lebensmitteln bei der Statistik Austria einzurichten sowie die bestehende Preiskommission neu aufzustellen – verbunden mit aufwendigen Berichtspflichten auf Händlerseite.

"Die Bundeswettbewerbsbehörde hat in ihrer Branchenuntersuchung nachgewiesen, dass sich der heimische Handel in der Teuerungskrise nie ein Körberlgeld verdient hat. Staatliche Preiskommissionen und zusätzliche Berichtspflichten erhöhen den administrativen und bürokratischen Aufwand und damit potenziell auch die Endkundenpreise, daher sollten hier praktikablere Lösungen angestrebt werden", so Rainer Will, der Sprecher des österreichischen Handels.

Fazit: Österreich braucht keinesfalls noch mehr Bürokratie, sondern weniger!

Fakt ist: Der heimische Lebensmittelhandel nimmt sinkende bzw. stagnierende Umsätze (real -3,2% in 2022; -1% in 2023; +1,7% in 2024) bei einer sehr geringen tatsächlichen Rentabilität von durchschnittlich 1% des Umsatzes hin, um die hohe Inflation abzudämpfen. Daher sollte die Bundesregierung bei den 99% ansetzen, nicht bei dem 1%.

Fakt ist: Im Vorjahr lag Österreich mit einer allgemeinen Inflationsrate von 2,9% deutlich über dem Schnitt der Eurozone sowie deutlich über dem Niveau von Deutschland oder Spanien. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln lag hierzulande mit +2,6% allerdings nicht nur unter der allgemeinen Inflation, sondern auch deutlich unter dem europäischen Schnitt – besonders der Vergleich mit den vermeintlichen Musterschülern Spanien und Deutschland geht hier klar zu unseren Gunsten aus.

Transparenz ist ausdrücklich zu begrüßen, sie muss aber in den vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette ansetzen, nicht erst am Ende. Die Treiber der hohen Inflation liegen im Energiesektor, in der Produktion und auf dem Weltmarkt. Noch mehr Bürokratie für den Handel wird die Teuerung um keinen einzigen Cent reduzieren, stattdessen wäre eine massive Entbürokratisierung das Gebot der Stunde. Der Handelsverband freut sich auf den weiteren Einbezug, um praktikable Lösungen zu finden, die der österreichischen Bevölkerung zugutekommen.

Rückfragen & Kontakt

Handelsverband
Mag. Gerald Kühberger, MA
Pressesprecher
Telefon: +43 (1) 406 22 36 77
E-Mail: gerald.kuehberger@handelsverband.at

Mag. Manuel Friedl
Senior Communications Manager
Telefon: +43 (1) 406 22 36 80
E-Mail: manuel.friedl@handelsverband.at

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