- 01.09.2025, 13:07:05
- /
- OTS0125
Totschnig/Schmiedtbauer/Mayer: Waldverjüngung ist Schlüssel für zukunftsfitten Wald
Bereits mehr als 26 Mio. Jungbäume gefördert

Mit einem Waldanteil von rund 48 Prozent zählt Österreich zu den waldreichsten Ländern Europas. Der Wald erfüllt zentrale Funktionen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft: Er schützt vor Naturgefahren, bindet CO2 aus der Luft und speichert es im Holz, bietet den Menschen Erholung, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, stellt den nachwachsenden Rohstoff und Energieträger Holz bereit und sichert wichtige Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Österreich.
Im Rahmen einer Pressekonferenz gaben Forstminister Norbert Totschnig, die steirische Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft Simone Schmiedtbauer und der Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), Peter Mayer einen Überblick über den aktuellen Zustand des Waldes in Österreich sowie Maßnahmen zur Klimawandelanpassung und zum Umgang mit Wildschäden.
Forstminister Norbert Totschnig: „Der Wald ist mit seinen vielen wichtigen Funktionen ein wahrer Schatz für Österreich – und er ist ein zentraler Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Umso wichtiger ist es, dass wir ihn pflegen und zum Wald der Zukunft weiterentwickeln. Bei der Waldbewirtschaftung geht es um langfristiges Denken. Unser Ziel muss es sein, den Wald auf die nächsten 100 Jahre vorzubereiten. Dafür ist eine aktive Waldbewirtschaftung mit einer laufenden Waldverjüngung wichtig.“
Landesrätin Simone Schmiedtbauer: „Die klimafitte Verjüngung unserer Wälder ist eine Generationenaufgabe. Mit Projekten wie der dynamischen Waldtypisierung in der Steiermark nutzen wir Digitalisierung und Forschung, um Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern konkrete Entscheidungshilfen für standortgerechte Baumarten zu geben. So machen wir unsere Wälder widerstandsfähig gegen die Herausforderungen des Klimawandels und sorgen für Wertschöpfung im ländlichen Raum.“
Grundlage für die Bewertung des Waldzustands ist die Österreichische Waldinventur, die seit 1961 vom BFW wissenschaftlich durchgeführt wird. Die langjährigen Erhebungen erfolgen österreichweit auf über 11.000 Probeflächen und ermöglichen Rückschlüsse auf die Entwicklung des Waldes.
Positive Entwicklung trotz Herausforderungen
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass sich die nachhaltige Waldbewirtschaftung auszahlt: Seit 1961 – dem ersten Jahr der Messungen – ist die Waldfläche um rund 330.000 Hektar auf über 4 Millionen Hektar gestiegen. Der Zuwachs entspricht einer Fläche, die größer ist als Vorarlberg und Wien zusammen. Auch die zweite wesentliche Messgröße – der Holzvorrat – hat von 780 Millionen Kubikmeter im ersten Untersuchungszeitraum 1961/70 auf 1.174 Mio. Vfm in der im aktuellen Untersuchungszeitraum 2018/23 zugenommen.
Gleichzeitig steht der Wald aufgrund des Klimawandels vor großen Herausforderungen. So treten vermehrt klimabedingte Schadereignisse wie längere Trockenperioden, vermehrter Borkenkäferbefall, oder Extremwetterereignisse wie Stürme und Schnee auf. Diese Belastungen spiegeln sich in den Zahlen wider: Beispielsweise lag der Schadholzanteil 2024 mit rund 11 Millionen m³ um 22,2 Prozent über dem Vorjahr. Auch im mehrjährigen Durchschnitt zeigt sich dieser Trend: Der Schadholzanfall im Jahr 2024 lag um 30,36 % über dem 5-Ø (8,45 Mio. m³) und um 32,43 % über dem 10-Ø (8,32 Mio. m³).
Eine weitere Herausforderung sind die Schäden an den vor allem jungen Bäumen durch beispielsweise Wildeinfluss. Dabei handelt es sich in erster Linie um Schäden an Bäumen, die das Wild durch Schälen der Baumrinde und Verbiss von Bäumen verursacht. Das BMLUK veröffentlicht dazu jährlich einen Wildschadensbericht, der heuer überarbeitet wurde. Neu ist, dass der Wildschadensbericht 2024 nicht nur die Gesamtsituation, sondern auch konkrete Maßnahmen abbildet. Außerdem hat das BMLUK die neue Broschüre „Erfolgsmodelle ausgeglichener Wald-Wild-Verhältnisse“ veröffentlicht, in der Best-Practice-Beispiele der Zusammenarbeit von Forst und Jagd gezeigt werden, damit diese weiter ausgerollt werden können.
DI Dr. Peter Mayer, Leiter des BFW: „Der Wildschadensbericht 2024 legt einen Schwerpunkt auf die Maßnahmen und Initiativen zur Verbesserung der Wildschadenssituation. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass es noch weitere Anstrengungen braucht, um ausgeglichene Wald-Wild-Verhältnisse zu schaffen. Beispielsweise sind die Schälschäden im Wirtschaftswald zurückgegangen. Im Schutzwald hingegen kam es zu einem leichten Anstieg der Schälschäden.“
Waldverjüngung als zentrale Gegenmaßnahme
Die Verjüngung der Waldbestände ist bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels die wichtigste Gegenmaßnahme, denn Waldbestände zwischen 41 und 60 Jahren binden am meisten Kohlenstoff. Bei älteren Beständen nimmt diese Fähigkeit wieder ab. Eine aktive Waldbewirtschaftung, bei der die Baumbestände laufend verjüngt werden, leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Bei den Neupflanzungen und Wiederbewaldungen ist wichtig, den Wald möglichst gut auf die künftigen Klimabedingungen vorzubereiten, was durch Mischbestände mit geeigneten Baumarten erzielt wird. Vor allem Laubbäume wie Buche, Eiche und Ahorn werden besonders häufig gepflanzt.
Der Bund unterstützt diese Neupflanzungen über den Waldfonds: So wurde im Zeitraum vom Start des Waldfonds 2021 bis August 2025 mit einem Volumen von 68,9 Mio. Euro die Pflanzung von rund 26,3 Mio. klimafitte Forstpflanzen gefördert. Auch in den kommenden Jahren stehen dafür und für die Waldpflege Mittel in der Höhe von rund 29 Mio. Euro zur Verfügung.
In der Steiermark steht mit der dynamischen Waldtypisierung bereits ein Online-Tool zur Verfügung, das Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern unkompliziert und kostenlos maßgeschneiderte Empfehlungen bietet. Dabei fließen Prognosen zu Temperaturentwicklungen, Niederschlägen und weiteren Klimaveränderungen ein, um konkrete Maßnahmen für ihre Wälder ableiten zu können.
Ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Waldverjüngung ist auch die Begrenzung von Wildschäden. Der Wildschadensbericht 2024 liefert dafür konkrete Empfehlungen und zeigt Beispiele auf. Pilotregionen werden mit dem Ziel, optimale Wald-Wild-Verhältnisse zu schaffen, ausgewählt und dann mittels Begleitmaßnahmen unterstützt. In einer neuen Broschüre werden Erfolgsmodelle wie beispielsweise das „Integrale Wald-Wildmanagement“ oder Jagdkonzepte vor den Vorhang geholt. Zur Umsetzung arbeitet das Land- und Forstwirtschaftsministerium eng mit den Ländern und der Jägerschaft zusammen. In den vergangenen zwei Jahren haben sechs Bundesländer ihre Jagdgesetze angepasst, darunter auch die Steiermark. Zusätzlich werden vom BMLUK gezielte Fördermaßnahmen – etwa für Einzäunungen junger Bäume – bereitgestellt, um sie vor Wildverbiss zu schützen.
Waldmonitoring bleibt zentrale Entscheidungsgrundlage
Totschnig: „Das professionelle Monitoring unseres Waldes im Rahmen der Waldinventur ist die Grundlage für eine vorausschauende Forstpolitik. Nur so können wir fundierte Entscheidungen treffen, Maßnahmen wie zur Waldverjüngung setzen und damit sicherstellen, dass unser Wald auch in Zukunft seine wichtigen Funktionen erfüllen kann. Mein Dank gilt den vielen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, der Jägerschaft, dem Forstpersonal und allen anderen, die sich für eine gesunde, nachhaltige Entwicklung des Waldes in Österreich einsetzen.“
Schmiedtbauer: „Unsere Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind die wichtigsten Verbündeten, wenn es darum geht, die Wälder klimafit zu gestalten. Sie tragen die Verantwortung Tag für Tag vor Ort und brauchen dafür klare Empfehlungen, verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung. Nur gemeinsam mit ihnen gelingt uns der Waldumbau.“
Link zum Wildschadensbericht 2024
Link zur Broschüre Erfolgsmodelle ausgeglichener Wald-Wild-Verhältnisse
Rückfragen & Kontakt
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und
Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft
Telefon: +43 1 71100 DW 606747
E-Mail: presse@bmluk.gv.at
Website: https://www.bmluk.gv.at/
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MLA