• 28.08.2025, 08:00:36
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Fortführung des Wiener Jugendcollege soll beschlossen werden

3.120 junge Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte nahmen bisher daran teil – Systematische Vorbereitung auf Ausbildung und Arbeitsmarkt

Wien (OTS) - 

Im Wiener Gemeinderat soll am 24. September 2025 die Fortführungen des Bildungsangebots für junge Asylberechtigte und Subsidiär Schutzberechtigte in Wien für ein weiteres Jahr beschlossen werden. Der Antrag dafür liegt nun im Wiener Sozialausschuss und wird kommende Woche behandelt. Das Jugendcollege Wien richtet sich gezielt an Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchtgeschichte und ermöglicht ihnen eine systematische Vorbereitung auf Ausbildung und Arbeitsmarkt. Mit einer Verlängerung wird ein einzigartiges Angebot gesichert, das weit über klassische Deutschkurse oder einfache Beschäftigungsmaßnahmen hinausgeht. Im ablaufenden Förderjahr nahmen bzw. nehmen 3.120 junge Menschen mit Fluchthintergrund am Jugendcollege teil. Die Kosten belaufen sich auf rund 38 Mio. Euro für das kommende Förderjahr. 86 Prozent der für eine Pflichtschulabschluss und 59 Prozent der für eine Deutschprüfung angemeldeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestanden bisher die Prüfungen.

„Das Jugendcollege ist ein Erfolg. Die Teilnehmer- und Erfolgsquote ist deutlich höher als in anderen Bildungsangeboten. Für viele war es die erste Prüfung in ihrem Leben. Kein anderes Programm vereint Spracherwerb, Basisqualifizierung und eine konsequente Orientierung am Arbeitsmarkt in dieser Form“, betont Stadtrat Peter Hacker. „Um junge Geflüchtete dabei zu begleiten, gesuchte Arbeitskräfte zu werden, braucht es ein breites Unterstützungsangebot: Durch Spracherwerb, durch Basisbildung in Mathematik, Englisch und Digitalisierung, durch individuelle weiterführende Bildungsangebote und durch Unterstützung bei der Jobsuche schafft das Jugendcollege die Grundlagen für eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration“, betonte Winfried Göschl, Geschäftsführer des AMS Wien.

Junge Menschen, die ohne das Jugendcollege dauerhaft auf Leistungen der Wiener Mindestsicherung angewiesen wären, werden durch diese Maßnahme schrittweise in Ausbildungen und Berufe begleitet, die langfristige Perspektiven und finanzielle Unabhängigkeit bieten. Das Jugendcollege ist damit nicht nur ein Bildungsprojekt, sondern ein gesellschaftliches Zukunftsmodell: Es verhindert Abhängigkeit, reduziert Kosten für Sozialleistungen und schafft neue Chancen für eine ganze Generation junger Menschen. Das Jugendcollege zeichnet sich durch seinen schulähnlichen Charakter und ein modulares System aus. Diese Struktur erlaubt es, individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen einzugehen: Sprachförderung, Grundlagenwissen und berufliche Orientierung greifen ineinander. Während normale Sprachkurse oder reine Beschäftigungsprogramme oft isoliert wirken, bietet das Jugendcollege eine ganzheitliche Lösung, die Bildung, Qualifizierung und Integration verbindet. Indem es sich am schulischen Modell orientiert, bietet das Jugendcollege einen strukturierten Tagesablauf, klar geregelte Unterrichtseinheiten und eine pädagogische Betreuung, die Verbindlichkeit und Kontinuität schaffen. Die Ausbildung erfolgt in Gruppen und Workshops und umfasst 32 Wochenstunden.

Um gut abgestimmte Angebote für Kursteilnehmende anzubieten und Unterbrechungen bei dem Besuch von Kursmaßnahmen bestmöglich zu minimieren, haben sich das AMS Wien und die Abteilung Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht (MA 40) 2024 dazu entschieden das Angebot gemeinsam zu finanzieren und das bestehende Angebot an Plätzen im Jugendcollege um 3.120 Plätze aufzustocken. Mit Ende September endet die Finanzierungsperiode und AMS Wien und MA 40 haben vereinbart, das Angebot auf Grund der bisherigen sehr positiven Erfahrungen und Rückmeldungen der Teilnehmer*innen fortzuführen. Die Kosten für eine weitere Förderperiode von 12 Monaten dafür betragen 38,17 Mio. Euro und verteilen sich auf das AMS Wien mit 19,12 Mio. Euro (50,1 %) und die Stadt Wien mit 19,05 Mio. Euro (49,9 %).

Aktuell beziehen rund 7.200 Jugendliche und junge Erwachsene Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte Wiener Mindestsicherung. Zentrale Herausforderung ist, die Zielgruppe der Asyl- und Subsidiär Schutzberechtigten so rasch und nachhaltig wie möglich an den österreichischen Arbeitsmarkt heranzuführen und die Erwerbsintegration zu erreichen. Ein selbstfinanziertes und eigenständiges Leben ist dabei das maßgebliche Ziel. Um dies zu bewerkstelligen, bedarf es abgestimmter Angebote, die ausgewogen zwischen “Fördern und Fordern” der Teilnehmenden funktionieren.

„Wir wissen: Wer nur kurzfristig in prekäre Jobs vermittelt wird, hat keine Chance auf einen sicheren Lebensunterhalt. Mit dem Jugendcollege gelingt uns der Schritt von der Wiener Mindestsicherung in Ausbildung, Beruf und damit in eine selbstständige Zukunft. Jeder investierte Euro spart Kosten für die Allgemeinheit und lukriert Arbeitskräfte für die Wiener Wirtschaft. Das Jugendcollege ist ein wichtiger Beitrag zur Integration und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Hacker.

Nachhaltige Integration

Junge Erwachsene mit Fluchtgeschichte stehen in einer besonders schwierigen Lebenssituation. Viele von ihnen mussten ihre Bildungslaufbahn durch Flucht unterbrechen, bringen Erfahrungen aus völlig unterschiedlichen Bildungssystemen mit oder haben aufgrund von Traumata und familiären Belastungen zusätzliche Hürden zu bewältigen. Hinzu kommen Sprachbarrieren, die teilweise erst von Grund auf – einschließlich Lese- und Schreibkompetenz – überwunden werden müssen. Gelingt dieser Einstieg nicht, drohen prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse. Genau hier setzt das Jugendcollege an: Mit seinem schulähnlichen Aufbau bietet es Struktur und Verlässlichkeit, während der modulare Aufbau eine Anpassung an unterschiedliche Lernstände ermöglicht.

Das Jugendcollege bietet eine Kombination aus Sprachförderung, Basisqualifizierung und Berufsorientierung, und schafft damit die Voraussetzungen für echte Chancengleichheit. Jugendliche, die nur punktuell Deutsch-Sprachkurse besuchen oder kurzfristig beschäftigt werden, haben kaum Perspektiven, dauerhaft auf eigenen Beinen zu stehen. Ohne eine strukturierte Begleitung droht die Rückkehr in die Abhängigkeit von Sozialleistungen. Das Jugendcollege geht daher gezielt über reine Deutschkurse oder einfache Beschäftigungsprogramme hinaus: Es vereint schulische Grundbildung, berufliche Qualifizierung und praktische Erfahrungen in Workshops, Praktika und Projektarbeit. Begleitende sozialpädagogische Betreuung sorgt dafür, dass individuelle Hindernisse gezielt adressiert werden. Während herkömmliche Angebote oft isoliert wirken und nach kurzer Zeit enden, ermöglicht das Jugendcollege einen kontinuierlichen Lern- und Entwicklungsprozess über 9 bis 12 Monate.

Rückfragen & Kontakt

Mediensprecher Stadtrat Peter Hacker
Mag. Norbert Schnurrer
Telefon: +43 1 4000 81233
E-Mail: norbert.schnurrer@wien.gv.at

AMS Wien
Mag. Sebastian Paulick
Telefon: +43 (0)50904 900514
E-Mail: sebastian.paulick@ams.at
Website: https://www.ams.at/#wien

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