- 27.08.2025, 09:00:33
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Künstliche Intelligenz in Klassenzimmer und Lehrsaal: WKW-Forschungsprojekt belegt intensive KI-Nutzung im Bildungsbereich
Rund 1.600 Wiener Lernende wurden befragt. FH-Studierende führen beim KI-Einsatz: 32 Prozent nutzen sie täglich. Das Hauptmotiv ist Zeitersparnis. Lehrkräfte bevorzugen ChatGPT.
Künstliche Intelligenz ist in den Wiener Klassenzimmern und Lehrsälen angekommen. Das zeigt das Forschungsprojekt „KI in den Bildungseinrichtungen der WKW“, das die FHWien der WKW im Wintersemester 2024/25 für das Bildungsmanagement der Wirtschaftskammer Wien durchgeführt hat. Befragt wurden 1.537 Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende der Tourismusschulen MODUL, der Vienna Business School und der FHWien der WKW sowie 40 Teilnehmende von Kursen des WIFI Wien.
„Als größter privater Bildungsanbieter in Österreich ist es für die Wirtschaftskammer Wien Aufgabe, nicht nur mit der Zeit zu gehen, sondern voranzuschreiten. In unseren Bildungseinrichtungen haben wir daher digitale Elemente frühzeitig integriert. Denn die Digitalisierung hat in den letzten Jahren stark an Tempo gewonnen. Diese Entwicklung orten wir auch im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Nutzung von KI-Tools beschleunigt sich noch schneller als die Digitalisierung in ihrer Gesamtheit. Das zeigt auch das Forschungsprojekt unserer Fachhochschule. Damit setzen wir die Basis für die weitere Entwicklung unserer Bildungseinrichtungen“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Zu den konkreten Ergebnissen:
Die meisten Schüler und Studierenden nutzen KI mehrmals pro Woche
- 23 % der Schülerinnen und Schüler nutzen KI-Tools laut Befragung täglich, weitere 32 % verwenden sie zwei- bis dreimal pro Woche.
- 32 % der FH-Studierenden nutzen KI täglich und weitere 43 % zwei- bis dreimal pro Woche.
- 11 % der Schülerinnen und Schüler und 2 % der FH-Studierenden setzen digitale Hilfen wenig bis gar nicht ein.
Warum Lernende künstliche Intelligenz verwenden
- Für 41 % der FH-Studierenden und 39 % der Schülerinnen und Schüler ist Zeitersparnis das Hauptmotiv für den Griff zu ChatGPT, Gemini, Claude und Co.
- Weitere Beweggründe sind die Generierung von mehr Inhalt (Schüler: 24 %, Studierende: 22 %) sowie dessen Optimierung und Verschönerung (Schüler: 23 %, Studierende: 21 %).
- 14 % der Schülerinnen und Schüler sowie 9 % der Studierenden nutzen KI, weil sie deren Resultate als besser als die eigene Leistung einstufen.
KI-Programme dienen den Lernenden zum Zusammenfassen und Übersetzen von Texten, als Schreibhilfe und zur Ideenfindung. Während Studierende KI-Tools gern zur Textoptimierung einsetzen, schätzen Schülerinnen und Schüler sie eher als Lernassistenten. Einige Befragte äußerten auch Bedenken, sie könnten durch KI zu bequem werden und Denkprozesse verlernen.
Gute Noten für die eigene KI-Kompetenz
Bei der Einschätzung der eigenen Kompetenz im Umgang mit künstlicher Intelligenz zeigten sich die jungen Lernenden selbstbewusst:
- Mehr als 50 % der FH-Studierenden und knapp unter 50 % der Schülerinnen und Schüler attestieren sich Fortgeschrittenen- oder Expertenkompetenz.
- Unter den WIFI-Kursteilnehmenden verfügen laut Selbsteinschätzung nur ca. 15 % über Fortgeschrittenen- oder Expertenkompetenz.
- Umgekehrt bezeichnen nur ca. 4 % der Schülerinnen und Schüler und weniger als 1 % der Studierenden künstliche Intelligenz als Neuland, während es bei den Lernenden am WIFI ein Drittel ist.
Teamwork schlägt im Experiment die KI-Nutzung
In sechs Experimenten arbeiteten Lernende an komplexen Aufgaben – mit oder ohne KI. Das Ergebnis: Der Erfolg hing weniger vom KI-Einsatz ab als von klarer Kommunikation, Rollenverteilung und gegenseitiger Hilfe. So erzielte ein Team ohne KI-Einsatz bessere Resultate als ein anderes mit KI-Unterstützung, weil es gut organisiert war. Andererseits verhalf die künstliche Intelligenz Teams zu innovativen Ideen.
Für Projektleiterin Tilia Stingl de Vasconcelos Guedes „liefern solche Studien die Orientierung, um im Bildungsbereich rasch und zielgerichtet auf die Entwicklungen der generativen KI reagieren zu können.“ Laut der FH-Professorin an der FHWien der WKW wissen wir noch zu wenig über die langfristigen Auswirkungen von KI auf Menschen und Gesellschaft. Für sie steht aber außer Frage, „dass wir die Herausforderungen aktiv angehen sollen. Dafür braucht es motivierte Mitarbeitende und Lernende, die die Technologie so einsetzen, dass sie zur Lebensqualität beiträgt.“
Lehrkräfte und KI – große Potenziale, aber auch Unsicherheit
Auch Lehrende wurden zu ihrer KI-Nutzung befragt. Dies geschah in Fokusgruppen, an denen insgesamt 23 Personen teilnahmen.
- Je 60 % der Lehrenden an Schulen und FH gaben an, KI sehr oft oder oft zur Unterrichtsvorbereitung zu verwenden.
- Bei den Lehrenden des WIFI lag dieser Anteil nur bei 20 %.
- 54 % der Lehrenden nannten ChatGPT als bevorzugtes KI-Programm.
Die Lehrenden berichteten von Unsicherheit – etwa bei der Bewertung von Arbeiten, die mit KI-Unterstützung entstanden, beim Datenschutz oder bei der Korrektur von KI-generierten Antworten. Auch auf den Mangel an technischer Ausstattung wiesen sie hin. Zugleich kann KI aus ihrer Sicht den Unterricht effizienter und kreativer machen.
KI-Kompetenz im Beruf – mehr als gutes Prompting
Den Ausgangspunkt für das Projekt bildete eine Analyse des öffentlichen Diskurses zu KI-Kompetenzen in deutschsprachigen Onlinemedien, die in zwei zwölfmonatigen Zeiträumen 2023/24 und 2024/25 stattfand. Im Beobachtungszeitraum stieg die Bedeutung folgender Aspekte der beruflichen KI-Nutzung besonders stark:
- KI-Awareness – das Verständnis für Möglichkeiten und Grenzen von künstlicher Intelligenz
- KI-informierte Entscheidungsfindung – das reflektierte Einbinden von KI-Ergebnissen in berufliche Entscheidungen
- Datenschutz und rechtliche Rahmenbedingungen
Sieben Aufgaben für Bildungseinrichtungen
Für Barbara Kluger-Schieder, Leiterin des Bildungsmanagements der WKW, zeichnet das Forschungsprojekt ein differenziertes Bild der Herausforderungen, vor denen Schulen, Hochschulen und Kursanbieter beim Trendthema KI stehen: „Die Projektergebnisse zeigen, wie wichtig der menschliche Faktor beim Einsatz von KI ist. Analytisches Denken, Teamarbeit und ethisches Bewusstsein sind ebenso entscheidende Kompetenzen wie technische Kenntnisse. Dem tragen die Bildungseinrichtungen der Wirtschaftskammer Wien Rechnung – sowohl intern als auch in ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten.“
Um KI-Tools sinnvoll, effizient und rechtskonform einsetzen zu können, empfehlen die Forschenden den Bildungseinrichtungen, folgende Aufgaben in Angriff zu nehmen:
- Technische Infrastruktur ausbauen
- Rechtliche Rahmenbedingungen klären
- Lehrende praxisnah fortbilden
- Kritische Medienkompetenz fördern
- Didaktik weiterentwickeln
- Teamarbeit und soziale Dynamik stärken
- Best-Practice-Beispiele teilen
Bildmaterial:
KI-Tools werden in den Wiener Klassenzimmern und Lehrsälen bereits intensiv genutzt – von Lernenden und Lehrenden. Das zeigt ein Forschungsprojekt, das die FHWien der WKW im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien durchgeführt hat.
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Bild: KI-generierte Grafik von OpenAI Sora
Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojekts „KI in den Bildungseinrichtungen der WKW“ mit Moderator Bernhard Weingartner, Barbara Kluger-Schieder von der Wirtschaftskammer Wien und Tilia Stingl von der FHWien der WKW (v. l.).
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Bildrechte: Florian Wieser
FHWien der Wirtschaftskammer Wien (WKW)
Die FHWien der WKW ist Österreichs führende Fachhochschule für Management und Kommunikation. Ihre Bachelor- und Master-Studiengänge bieten rund 2.900 Studierenden eine praxisnahe akademische Ausbildung. Zwei Drittel der Lehrenden kommen direkt aus der Wirtschaft. Die enge Zusammenarbeit mit heimischen Unternehmen in Lehre und Forschung bereitet die Studierenden optimal auf ihre Karriere vor. Seit der Gründung 1994 hat die FHWien der WKW schon über 15.900 Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht.
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