- 26.08.2025, 08:48:02
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WIENWOCHE 2025 | „Breathe Again”: Durchatmen für den anti-imperialistischen Kampf
Vom Kaiserreich über die EU-Außengrenzen bis zur Bärenklau-Diplomatie und zurückzugegebenden Kunstschätzen: WIENWOCHE analysiert imperialistische Verhältnisse und untergräbt sie.
Download Bildmaterial & Info: wienwoche.org/de/2025/presse
Von 12. bis 21. September 2025 findet die vierzehnte Auflage des Festivals WIENWOCHE in Wien statt. Unter dem Titel „Breathe Again“ bohrt WIENWOCHE 2025 mit künstlerischen und aktivistischen Mitteln Lüftungsschächte in gesellschaftliche Zonen, die sich durch den Druck des Imperialismus so verfestigt haben, dass vielen Menschen buchstäblich die Luft zum Atmen ausgeht. Das Festivalprogramm und Informationen zu den einzelnen Projekten und Beiträgen finden sich auf der viersprachigen Festivalwebsite wienwoche.org.
Tief Luft holen heißt es beim Opening Event im Semperdepot (Atelierhaus / Prospekthof). Zumindest für jene, die dort gegen Imperialismus und (Neo)Kolonialismus ihre Stimme erheben. Unter ihnen die gefeierte französische Mezzosopranistin Katia Ledoux (aktuell „Carmen“ in der Wiener Volksoper), der Mercury-Prize-nominierte britische Musiker, Sound- und bildende Künstler Obaro Ejimiwe aka Ghostpoet und der in Slowenien geborene Choreograph Christian Guerematchi, dem mit der Performance „Blaq Tito“ eine international beachtete Bestandsaufnahme der Blockfreien-Bewegung gelang. Ebenfalls mit dabei: DJ und Künstler*in Soñ Gweha aka SOÑXSEED sowie die Poetin und Performerin Njidekah Iroh. Und weil harte Zeiten laut US-Autorin und Aktivistin Alice Walker rasendes Tanzen erfordern, steuert das Line-Up der WIENWOCHE Opening After Party im Celeste die nötigen Beats und Grooves bei.
Längst fällige Korrekturen des institutionellen Imperialismus
Wie und wo manifestiert sich Imperialismus heute? Welches widerständige Wissen, welche Praktiken werden dagegen in Stellung gebracht? Das Programm von WIENWOCHE 2025 gibt auf diese Fragen exemplarische Antworten. In den Blick geraten etwa die Habsburger-Monarchie und das deutsche Kaiserreich, insbesondere der Umgang mit dem verdrängten Erbe der Kolonialzeit. Dem berühmten, im Weltmuseum Wien ausgestellten aztekischen Federkopfschmuck „El Penacho“ ermöglicht der Festivalbeitrag „Etornos Retornos“ von Khadija von Zinnenburg Carroll und Verena Melgarejo Weinandt die bisher verweigerte Heimkehr nach Mexiko: Eine von führenden Wissenschaftler*innen entwickelte Transportkiste ermöglicht der Federkrone eine vibrationsarme und sichere Heimreise – und sie entlarvt die angeblichen Transportrisiken als Ausrede für die von Österreich verweigerte Rückgabe des Artefakts. Die Präsentation der Kiste im Rahmen einer Prozession durch Wiens City setzt den jahrelangen Bemühungen um die Heimholung „El Penachos“ die performative Krone auf.
Wie kein anderes Medium trug das österreichische Kino der Nachkriegsjahre zur identitätsstiftenden Wiederanknüpfung am imperialen Österreich bei. Stichwort „Sissi“. Die Videokünstlerin und Politologin Dina Yanni bearbeitet das Filmmaterial und legt in einem Screening dessen harmonisierende Aufgriffe der imperialen Gewaltgeschichte offen. Mit der deutsch-irakischen Künstlerin Nora Al-Badri und dem Designkollektiv Fantoplast wiederum organisiert WIENWOCHE eine symbolische Heim-Holung der weltbekannten Nofretete-Büste aus dem Neuen Museum Berlin: zwar nicht heim nach Ägypten, aber heim in unser aller Behausungen – als maßstabgetreue Nachbildung, beim Stand 129 am Viktor-Adler-Markt on demand aus eingeschmolzenen Plastikverschlüssen gefertigt. Für die Heimholung der Marmortafeln des einstigen „Istanbuler Tors“ in Belgrad macht sich eine Initiative stark. Sie lädt zum Besuch der Tafeln, die Feldherr Graf Laudon 1789 nach dem Sieg über die Osmanen abbauen und für sein Grabmal nach Wien bringen ließ.
Antikoloniale Erinnerungskulturen
Mehrere Projekte im Rahmen von WIENWOCHE 2025 nehmen aktuelle imperialistische Dispositive aufs Korn. Das „Laboratory for Anti-Imperial Solidarity“ des Künstler*innenduos doplgenger lässt sich von historischen antikolonialen Bündnissen wie der „Bewegung der Blockfreien“ inspirieren. Mit einer Ausstellung, Panels, Filmscreenings und Aktivismus adressiert es in der MUSA-Startgalerie des Wienmuseums umwelt- und ressourcenbezogenen Themen, insbesondere die rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen in „strategischen Partnerländern“ der EU. Das von Natalia Gurova initiierte Theater- und Performance-Projekt „Giant Hogweed“ erinnert am Wiener Ballhausplatz augenzwinkernd an eine folgenreiche diplomatische Geste. Zum Wiener Kongress, der die imperialistische Weltordnung des 19. Jahrhunderts besiegelte, schenkte der russische Zar dem Fürsten Metternich eine vermeintlich nutzbringende exotische Pflanze: den Großen Bärenklau, der heute die Flora Europas invasiv bedroht.
Das von Karin Watabe-Wolfger und Petar Rosandić aka Kid Pex betriebene Ausstellungsprojekt „SOS BALKANROUTE – CHALLENGING BORDERS“ rückt Menschen in den Mittelpunkt, die das EU-Grenzregime entlang der Balkanroute am Eintritt in den Schengenraum hindern will. Die Veranstaltungsreihe „Breathing Through Food“ (Yasmin Ahmad, Iulian Ganciu) analysiert, wie koloniale und imperiale Systeme die globale Lebensmittel-Landschaft geprägt haben und wie Ernährungssouveränität erkämpft werden kann. An den Widerstand gegen die Kolonialisierung des globalen Südens erinnert das BIPOC-Kunstprojekt „::weaving ancestral futures::“, geleitet von Nkeny Bakilam Nsangong. Kollektive Körperarbeit und Erinnerungsarbeit mit Textilien heilen transgenerationale (neo)koloniale Wunden. Wie FLINTA die Hip-Hop Kultur von ihren patriarchalen Strukturen befreien und sie als Werkzeug antikolonialen Empowerments, kulturellen Widerstands und künstlerischer Befreiung nutzen können, vermittelt das Kollektiv FEMME DMCAT in Workshops und beweist es beim WIENWOCHE-Schlussevent.
Weitere Kooperationen während des Festivals
Das Museum für angewandte Kunst (MAK) lässt Juli Krah und Susanna Delali die eigene Sammlung einer „dekolonialen“ Aufarbeitung unterziehen, u. a. mit Fokus auf Textilien, Mode, Handwerkskunst und Handelsrouten. Ein „Minute Museum of Resistance“ eröffnen das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) und WIENWOCHE am Otto-Wagner-Areal. Es widmet sich im Dialog mit dem Belgrader Muzej Jugoslavije der musealen Arbeit mit Objekten des Widerstands und der Verfolgung – sowie deren Rezeption. Unter dem Motto „25 Jahre Störenfried“ präsentieren die IG Flex und die IG Social eine Rückschau auf ihre Tätigkeit als Teile der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Eine Ausstellung im ÖGB-Katamaran dokumentiert die kreative Arbeit im Interesse atypisch und prekär Beschäftigter, (unfreiwilliger) Selbstständiger bzw. von Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen.
Das Kinderprogramm zu „Breathe Again“ steuert die Schwarze Frauen Community (AFC) bei. Die „Großen Atemkraftreisen“ unter der Leitung von David Schabasser-Diaby verhelfen den Sechs- bis Zehnjährigen und ihren erwachsenen Bezugspersonen zu mehr Mut, Kraft und innerer Ruhe. Weitere Kooperationspartner von WIENWOCHE 2025 sind: Akademie der bildenden Künste Wien, Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB), Sendeschluss, Gewächshaus, Film Archiv Austria, Friends of the Congo, Kulturhaus Brotfabrik, AFRI-EUROTEXT Österreich, Celeste, Netty Exotic, Art Beats Production, >:eSeL.at) sowie Radio ORANGE 94.0.
Die Stadt Wien unterstützt die WIENWOCHE mit einem jährlichen Förderbetrag von 480.000 Euro.
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Save the Date: (Hybride) Pressekonferenz WIENWOCHE 2025 | Programmpräsentation
Das künstlerische Leitungsteam des Wiener Kunst- und Aktivismus-Festivals WIENWOCHE präsentiert das Programm von WIENWOCHE 2025, das von 12. bis 21. September 2025 in Wien über die Bühne geht.
Datum: 04.09.2025, 09:30 Uhr
Art: Pressetermine
Ort: Initiative AFRI-EUROTEXT
Lassallestraße 20
1020 Wien
Österreich
URL: https://bit.ly/PK_WIENWOCHE_250904
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