- 25.08.2025, 08:04:34
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Einschüchterungsversuch: TU Wien rät von eigenem Studium ab
Die TU Wien versucht erneut Interessierte vom Masterstudium Architektur abzuschrecken und droht mit Nichtbearbeitung des Antrags auf Zulassung innerhalb der Zulassungsfrist.
“Aus heutiger Sicht ist es nicht möglich, Ihren Antrag rechtzeitig vor Beginn des Studienjahres am 1. Oktober 2025 abschließend zu bearbeiten.”, so das Rektorat der TU Wien in einer E-Mail, welche Anfang Juli an alle Bewerbenden des Masterstudiums Architektur an der TU Wien ausgesendet wurde. In dieser wird eine Nichtbearbeitung des Studienantrags auf Inskription suggeriert und ein Zurückziehen des Antrags angeregt. Zusätzlich wurde darin geraten, “sich rechtzeitig über alternative Studienoptionen Gedanken zu machen”. Zeitgleich ist ein ähnlich lautender Text auf der Website der TU Wien erschienen.
Dieses Vorgehen wurde seitens des Rektorats der Studierendenvertretung nicht kommuniziert. Die Hochschüler_innenschaft an der TU Wien (HTU Wien) und Studienvertretung Architektur verurteilt diese Vorgehensweise.
“Die TU Wien ist gesetzlich verpflichtet, alle Zulassungsanträge zu bearbeiten und allen Bewerber_innen ein faires Zulassungsverfahren zu ermöglichen. Mit solchen E-Mails möchte die TU Wien Studierende abschrecken, die den Bachelor nicht an der TU Wien gemacht haben. Wir verurteilen diese Vorgangsweise und haben dazu bereits eine Rechtsauskunft beim Ministerium angefragt. Wir möchten auch alle Bewerber_innen dazu aufrufen, ihre Anträge nicht zurückzuziehen!”
, so Astrid Albrecht-Kramreiter aus dem Vorsitzteam der HTU Wien.
Diese E-Mail sowie die Information auf der Website der TU Wien sind die neuesten Versuche des Rektorats, die Zulassung externer Inskriptionen zum Masterstudium Architektur zu erschweren. Bereits im Sommer 2023 wurde seitens des Studiendekanats Architektur eine ähnliche E-Mail ausgesendet, in der Studienbewerber_innen angehalten wurden, sich an anderen Universitäten zu inskribieren.
Seitdem gab es mehrere Versuche seitens des Rektorats Studienplatzbeschränkungen für dieses Masterstudium zu erwirken. Schon damals wurde von Seiten der HTU Wien und der Studienvertretung Architektur der Austausch diesbezüglich gesucht, allerdings hat sich die Lage nur verschärft: Das Rektorat hat mit der Fakultät Architektur und Raumplanung im Wintersemester 2024 eine qualitative Zulassungsvoraussetzung für externe Bewerbende eingeführt - ohne Zustimmung des Senats oder der Studienkommission. Ohne Abwarten, ob diese an sich schon fragwürdige Maßnahme die Zulassungszahlen beeinflusst, lobbyiert das Rektorat weiter für Zugangsbeschränkungen beim Ministerium.
Argumentationsgrundlage für diese Vorgangsweise seitens der TU Wien ist ein Anstieg der Inskriptionen für das Masterstudium Architektur vor allem in den Jahren 2021 bis 2023. Diesen temporären Anstieg führt die Studierendenvertretung vor allem auf das Zusammenkommen mehrerer Einzelereignisse zurück: 2021 haben vor Inkrafttreten einer Änderung im Studienplan vermehrt Architekturstudierende ihr Bachelorstudium abgeschlossen und daraufhin das Masterstudium begonnen. Zusätzlich haben sich nach einem Covid-bedingten Aufschub wieder mehr externe Studierende an der TU Wien inskribiert. In den darauffolgenden Semestern haben sich die Inskriptionszahlen aber bereits wieder stabilisiert.
"Unserer Einschätzung nach wird dieser Umstand als Vorwand dafür genutzt, Zugangsbeschränkungen einzuführen mit der Argumentation, dass nur diese Maßnahme ein qualitativ hochwertiges Studium sichern kann. Dabei wurde die Fakultät Architektur und Raumplanung als unliebsamer Teil der TU Wien jahrzehntelang kaputt gespart, es wurde nicht auf Bedürfnisse eingegangen oder in notwendige Infrastruktur investiert. Und jetzt will man sie um jeden Preis verkleinern."
meint Jonathan Muhr, Studienvertretung Architektur.
Schon in der Vergangenheit wurde der Austausch mit dem Studiendekanat sowie dem Rektorat gesucht - doch auf die Vorschläge der Studierendenvertretung wurde nicht eingegangen. Anstatt sich für eine adäquate Finanzierung durch das Ministerium einzusetzen oder die Gelder innerhalb der Universität fair zu verteilen, konstruiert die TU Wien ein Problem rund um Architekturstudierende ohne TU Wien Bachelor.
Diese Haltung steht auch dem eigentlichen Ziel einer diverseren und internationaleren Universität entgegen, welche die TU Wien in anderen Kontexten als zentral ansieht.
Es wird dabei ausgeblendet, dass die Fakultät für Architektur und Raumplanung in ihrer jetzigen Breite von großer Bedeutung für den Umgang mit den multiplen Krisen unserer Zeit wie Klimafragen oder Wohnraumversorgung ist. Diese inhaltliche Vielfalt ist einzigartig und wird von Lehrenden und Studierenden sehr geschätzt. Dem steht ein erneutes künstliches Verkleinern des Architekturstudiums an der TU Wien entgegen.
"In einer Zukunft, in der die Baubranche nicht mehr weitermachen kann wie bisher, muss die Architektur komplexe Aspekte vereinen: ökologische, ökonomische, kulturelle, technische, rechtliche, soziale wie politische. Dafür ist eine große Anzahl von umfassend gebildeten Absolvent_innen der Architektur essenziell - und sollte als Chance für die TU Wien gesehen werden!"
, betont Ioana Anastasia Muntianu, Studienvertretung Architektur.
"Als gesetzliche Studienvertretung stellen wir uns grundsätzlich gegen jegliche Form von Zugangsbeschränkungen, die erwiesenermaßen sozial selektiv wirken und die Durchmischung im jeweiligen Studium verschlechtern. So ist z.B. seit der Einführung des MedAT der Anteil an “first generation” Studierenden in der Humanmedizin stark gesunken. Als HTU Wien und Studienvertretung Architektur ist es für uns essenziell, Fragen zu Studienbedingungen und der Finanzierung von Studienrichtungen umfassend zu behandeln, das bedeutet auch die demokratisch gewählten Vertreter_innen miteinzubeziehen. Wir nehmen solche Abschreckungsmaßnahmen und kurz gedachte Zugangsbeschränkungen nicht als die einzige Lösung hin. Auch an der TU Wien setzen wir uns weiter für den freien und offenen Hochschulzugang ein!"
, betont Marvin Kleinlehner aus dem Vorsitzteam der HTU Wien.
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