• 25.08.2025, 08:03:03
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Kühlbedarf in Österreich wird sich bis 2050 mehr als verdoppeln

Wien (OTS) - 

Eine Studie der BOKU University gemeinsam mit Forschungspartnern zum Urbanen Kältebedarf in Österreich 2030/2050 liefert erstmals eine umfassende und geografisch detaillierte Analyse des künftigen Kühlbedarfs von Gebäuden in Österreich. Die Ergebnisse sind ein Weckruf für Politik, Städteplaner*innen und Energieversorger: Bis 2050 könnte sich die Anzahl der sogenannten Kühlgradtage – der entscheidende klimatische Faktor für den Kältebedarf – österreichweit um über 40% gegenüber dem aktuellen Sand (2021) erhöhen. Dabei weisen die alpin geprägten Bundesländer eine deutlich stärkere relative Zunahme auf als der Osten Österreichs, denn künftig werden sich auch die höher gelegenen Regionen stärker als bisher erwärmen.

Von 2,5 auf 6,3 TWh: Energiehunger für Kühlung wächst rasant

Die Hitze wird zur Herausforderung insbesondere für Städte. Der steigende Kühlbedarf wird getrieben durch Klimawandel, räumliche Dynamik und Urbanisierung sowie wachsenden Wohlstand und den damit verbundenen höheren Komfortansprüchen. „Besonders stark betroffen sind Ostösterreich bzw. die größeren Städte unseres Landes“, betont Lore Abart vom Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der BOKU. „Je nach Szenario wird für das Jahr 2050 ein absoluter Kältebedarf von bis zu 6,3 Terawattstunden prognostiziert – verglichen mit dem aktuellen Kältebedarf von 2,5 Terawattstunden (2021) ist dies ein erheblicher Anstieg, der sowohl ökologische als auch ökonomische Konsequenzen hat“. Wohnungen sind dabei für etwa zwei Drittel des absoluten Kältebedarfs verantwortlich, Büros für ein Drittel.

Ein Blick auf ausgewählte Details

Für einen Vergleich unter den Bundesländern bzw. Gemeinden lohnt sich ein Blick auf den spezifischen Kältebedarf, d.h. auf den Kältebedarf pro Quadratmeter Bruttogrundfläche im Jahr 2050. Dabei spielt auch die Ausstattung der Gemeinden mit Bürogebäuden eine große Rolle, denn Büros weisen einen rund drei Mal so hohen spezifischen Kältebedarf auf wie Wohnungen.

Der Kältebedarf unterliegt starken jahreszeitlichen Schwankungen: Die Monate mit den höchsten Kältebedarfen sind Juli und August mit einem Anteil von jeweils 34-35% an den jährlichen Kältebedarfen insgesamt.

Der Anstieg des Kältebedarfs äußert sich auch in einer Zunahme der Kälteleistung: Für das Jahr 2050 wird österreichweit – je nach Szenario – eine maximale absolute Kälteleistung von bis zu 18,6 Gigawatt prognostiziert (zum Vergleich: 2021 beträgt die Kälteleistung rd. 12,6 Gigawatt). Dabei entfallen rund drei Viertel der Kälteleistung auf Wohnungen, ein Viertel ist den Büros zuzuordnen.

Gebäudequalität ist Schlüsselfaktor

Neben dem Klima und dem Ausmaß an Wohn- und Büroflächen beeinflussen vor allem Fensterqualität und Sonnenschutz, Glasanteil der Fassade sowie Wärmedämmung der Außenwand den Kühlbedarf. Weiters hat das angestrebte Komfortniveau in Innenräumen einen erheblichen Einfluss. Auch die Gebäudenutzung spielt eine große Rolle – etwa im Hinblick auf innere Wärmelasten aus Geräten oder Personenbelegung, die in Bürogebäuden erheblich höher sind als in Wohngebäuden.

Die Studie betont, dass nachhaltige, passive Kühlmaßnahmen wie Verschattung, Möglichkeiten der Lüftung oder Sonnenschutzverglasung immer Vorrang vor aktiver Kühlung haben sollten. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kommen energieintensivere Systeme wie Kompressionskältemaschinen oder Fernkälte in Betracht.

Kältematrix als Werkzeug für Politik und Wirtschaft

Mit einer eigens entwickelten Kältematrix, die der Bestimmung des Kältebedarfs und der Kälteleistung verschiedener Gebäudetypen in Abhängigkeit von den Kühlgradtagen dient, und dank umfangreichem Kartenmaterial zu Kältebedarf und Kälteleistung aller österreichischen Städte und Gemeinden liefert die Studie konkrete Entscheidungsgrundlagen für:

  • Klimaschutzmaßnahmen und Klimawandelanpassungsstrategien
  • Städteplanung und Bauvorschriften
  • Energieversorger und Technologiehersteller

Kluge Kühltechnologien als Schlüssel für Klimaschutz und Kostenersparnis

„Die Sommer in Österreich werden heißer – und insbesondere unsere Städte müssen darauf vorbereitet sein. Wer jetzt in Gebäudestandards, Stadtplanung und kluge Kühltechnologien investiert, kann Kosten sparen, den Energieverbrauch senken und den Klimaschutz voranbringen“, so Lore Abart. „Dabei ist angesichts der räumlichen Verteilung von Kältebedarf und Kälteleistung innerhalb Österreichs die Problemlage differenziert zu beurteilen und erscheint für die Formulierung strategischer Überlegungen zum Umgang mit dem Kältebedarf eine räumlich differenzierte Herangehensweise zielführend“.

Die Untersuchung wurde im Rahmen eines umfassenden Forschungsprojekts erstellt und analysiert Szenarien bis 2050, bewertet Technologien und erprobt Maßnahmen in fünf repräsentativen Stadtquartieren. Projektleitung: Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH; Projekt- bzw. Kooperationspartner*innen: BOKU Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung, BOKU Institut für Verfahrens- und Energietechnik, Vasko + Partner ZT-GmbH.

Weitere Informationen und Grafiken zur Studie „Urbaner Kältebedarf in Österreich 2030/2050“ – und über 30 weitere Projekte von BOKU-Forscher*innen über vorbeugende Hitzemaßnahmen finden Sie auf der BOKU-Website „Heat and the City“ https://boku.ac.at/oeffentlichkeitsarbeit/hitze-in-der-stadt.

Rückfragen & Kontakt

BOKU University
Mag.a Astrid Kleber-Klinger
Telefon: 0664 8858 6533
E-Mail: astrid.kleber@boku.ac.at

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