• 22.08.2025, 14:53:32
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Hungersnot in Teilen von Gaza: Caritas fordert sofortiges Handeln

Organisation IPC sieht Hungersnot in Teilen des Gazastreifens - Caritas-Österreich-Vize Bodmann erneuert Forderung nach Waffenstillstand und ungehindertem Zugang humanitärer Hilfe

Wien/Jerusalem/Genf (OTS) - 

In Teilen des Gazastreifens herrscht laut einer Analyse der internationalen Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC) eine Hungersnot. Nach den am Freitag veröffentlichten Daten ist der Regierungsbezirk der Stadt Gaza betroffen. Die katastrophale Lage dort werde sich bis Ende September voraussichtlich auf die Provinzen Deir al-Balah und Khan Yunis ausweiten, so die IPC-Experten. Die Hungersnot in Gaza sei jetzt "traurige Realität", reagierte Caritas-Österreich-Vizepräsident Alexander Bodmann auf die IPC-Mitteilung. "Menschen kämpfen ums Überleben, Familien hungern, Kinder sterben. Wir müssen sofort handeln!", appellierte Bodmann in einer Aussendung in Wien.

"Wenn eine Hungersnot ausgerufen wird, ist die Lage in einem Land bereits katastrophal: 20 Prozent der Haushalte haben nicht ausreichend Lebensmittel, 30 Prozent der Kinder sind akut mangelernährt. Täglich sterben Erwachsene und Kinder an Hunger und Krankheit", erklärte der Caritas-Vizepräsident. Bodmann sprach von einer für den Nahen Osten beispiellosen Situation. In den vergangenen 15 Jahren sei weltweit nur viermal zuvor eine Hungersnot erklärt worden. Die österreichische Bundesregierung müsse sich öffentlich und unmissverständlich für einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen und ungehinderten humanitären Zugang einsetzen.

Die Menschen in Gaza bräuchten endlich Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Hilfe, so Bodmann. Ein sofortiger, dauerhafter Waffenstillstand sowie ein Ende der Kampfhandlungen seien notwendig, um den ungehinderten Zugang für eine umfassende, koordinierte humanitäre Hilfe sicherzustellen. "Nur so können wir das Massensterben abwenden. Auch die noch immer in Geiselhaft befindlichen Menschen müssen endlich freigelassen werden", forderte der Caritas-Österreich-Vizepräsident.

IPC zeichnet verheerendes Bild

Nach einer fünfstufigen IPC-Skala herrscht dann eine Hungersnot, wenn mindestens jeder fünfte Haushalt unter extremer Nahrungsmittelknappheit leidet und es deshalb zu Todesfällen kommt. Dies ist den neuen Zahlen zufolge der Fall. Von der Hungersnot seien eine halbe Million Menschen betroffen, teilte die Organisation laut deutscher Katholischer Nachrichten-Agentur KNA mit. Weitere 54 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens (knapp 1,1 Millionen) befänden sich in einer Notsituation (Stufe 4), weitere knapp 400.000 Menschen in einer Krisensituation (Stufe 3).

Die Ernährungsunsicherheit werde in den nächsten Wochen weiter zunehmen, so die Prognose. Laut der IPC-Einschätzung ist davon auszugehen, dass bis Mitte 2026 etwa 132.000 Kinder im Alter von unter fünf Jahren vom Hungertod bedroht sind.

UN hält Zahlen für plausibel, Israel kritisiert "Fake-Kampagne"

Die zuständige israelische Koordinierungsstelle für die besetzten Gebiete (Cogat) wies die Angaben umgehend als "falsch und voreingenommen" zurück. Das zugrundeliegende Material basiere zu einem erheblichen Teil auf fragwürdigen Daten der Terrororganisation Hamas. Die gesamte IPC-Analyse weise überdies gravierende methodische Mängel auf. Die Anstrengungen Israels bei der humanitären Versorgung würden völlig ignoriert. Das israelische Außenministerium warf den Verantwortlichen der Studie vor, eine "maßgeschneiderte" Auswertung für die "Fake-Kampagne der Hamas" veröffentlicht zu haben.

Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Volker Türk, hingegen erklärte am Freitag: "Wir haben bereits Todesfälle aufgrund von Hunger und Unterernährung im gesamten Gazastreifen gesehen. Das israelische Militär hat wichtige zivile Infrastruktur und fast alle landwirtschaftlichen Flächen zerstört, das Fischen verboten und die Bevölkerung gewaltsam vertrieben - all das trägt zu dieser Hungersnot bei." Türk fügte hinzu: "Es ist ein Kriegsverbrechen, Hunger als Kriegsmittel einzusetzen." Die israelischen Behörden müssten unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um die Hungersnot im Gouvernement Gaza zu beenden und weitere Todesfälle zu verhindern.

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