- 22.08.2025, 10:19:33
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WIFO & HV Konjunkturreport: Konjunktur weiterhin schwach, Juni-Umsätze leichter Hoffnungsschimmer. Einzelhandel bleibt unter Druck.
Stimmung der Konsument:innen verbessert sich schrittweise. Hohe Energiekosten, steigende Insolvenzen und rückläufige Beschäftigung bleiben strukturell belastend.
Der vom WIFO im Auftrag des Handelsverbands erstellte Konjunkturreport Einzelhandel für das zweite Quartal 2025 zeigt ein weiterhin angespanntes Bild für den österreichischen Handel. Zwar konnte der Juni 2025 mit Umsatzsteigerungen positiv überraschen, insgesamt bleibt die Konsumdynamik jedoch schwach. Insgesamt wird deshalb weiterhin nur mit einem leichten preisbereinigten Wachstum gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Hohe Energiekosten, steigende Insolvenzen und die rückläufige Beschäftigung bleiben strukturell belastend.
Während die Juni-Zahlen kurzfristig positiv stimmen, mahnt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zur Vorsicht: "Die strukturellen Herausforderungen – von den steigenden Energie- und Personalkosten bis zu den hohen Rohstoffpreisen auf den Weltmärkten – sind nach wie vor ungelöst. Immerhin hat sich die Stimmung der heimischen Konsument:innen in den letzten Monaten schrittweise verbessert, die Konjunktur bleibt allerdings weiterhin schwach."
Energiepreise als größter Inflationstreiber
Sorgen bereitet auch die steigende Inflationsrate. Gemäß HVPI lag die Inflation im Juli in Österreich bei 3,7% und damit deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raumes von 2,0%. "Damit setzt sich der höhere Preisauftrieb in Österreich im internationalen Vergleich fort. Den stärksten Einfluss auf die Teuerung hatte die Ausgabengruppe Wohnen, Wasser und Energie", erklärt Jürgen Bierbaumer, WIFO-Ökonom und Mitautor des Reports.
Weitere Kernbefunde des Konjunkturreports:
Wirtschaftswachstum bleibt schwach: Die gesamtwirtschaftliche Leistung stieg im II. Quartal 2025 nur um +0,1% gegenüber dem Vorquartal.
Einzelhandelsumsätze steigen leicht: Im Juni legten die Umsätze (ohne Kfz) kalenderbereinigt um +3,6% real gegenüber dem Vorjahr zu. Damit belebte sich die Dynamik zuletzt (Mai: real +0,7%).
Branchen divergieren weniger: Während sich in den letzten Jahren die reale Nachfrage im Lebensmittelhandel etwas besser entwickelte als im Nichtnahrungsmittelsektor, gleicht sich die Entwicklung langsam an. Deutlich rückläufige Umsätze gab es im Einzelhandel mit Sport- und Spielwaren sowie im Buch- und Zeitschriftenhandel.
Beschäftigung bleibt stabil: Im Juli waren im Einzelhandel 333.000 unselbstständig Beschäftigte tätig – ein Rückgang von -2% im Jahresvergleich. Gleichzeitig verzeichnet die Branche aktuell rund 11.000 offene Stellen, darunter mehr als 9.000 Vollzeit-Jobs.
Insolvenzzahlen klettern rapide nach oben: Im II. Quartal wurden 185 Insolvenzen im Handel eröffnet, ein Plus von 6,9% gegenüber dem Vorjahr oder mehr als 2 Insolvenzen pro Tag.
Nahrungsmittelpreise steigen langsamer als in Deutschland: Während die allgemeine Inflation bei mittelfristiger Betrachtung in Österreich weit über jener in Deutschland liegt, sind insbesondere die Nahrungsmittelpreise in Österreich deutlich weniger stark gestiegen als in Deutschland. Generell hat der heimische Lebensmittelhandel in den letzten 5 Jahren inflationsdämpfend agiert.
Stimmung verbessert sich minimal: Die Lageeinschätzung der Händler stagniert auf niedrigem Niveau, während die Konsument:innen zuletzt etwas optimistischer wurden. Das Verbrauchervertrauen erreichte im Juli den höchsten Wert seit neun Monaten, liegt aber weiterhin klar im pessimistischen Bereich.
Ausblick: Sparquote bleibt hoch. Vorsichtiger Optimismus für 2026.
"Im direkten Vergleich mit Deutschland sind die realen Nettoumsätze des österreichischen Handels etwas schwächer ausgefallen. Kräftige Steigerungen bei den Pkw-Neuzulassungen lassen allerdings zumindest auf eine gewisse Dynamik nach vielen Jahren der Flaute bei den langlebigen Konsumgütern schließen", bestätigt Rainer Will.
Das WIFO erwartet, dass die privaten Konsumausgaben 2025 real nur minimal wachsen werden (+0,4%), während die Sparquote hoch bleiben dürfte (10,8%). "Vor diesem Hintergrund wird die reale Wertschöpfung im Handel im Jahr 2025 voraussichtlich um -0,2% zurückgehen. Erst 2026 ist wieder mit einer höheren Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte auf breiterer Basis zu rechnen", prognostiziert Jürgen Bierbaumer.
"Der Konjunkturreport Einzelhandel zeigt klar, dass unsere Branche zurzeit mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat. Insbesondere die anhaltend hohe Inflation aufgrund des Preistreibers Energie sowie die Erosion der wirtschaftlichen Zuversicht bereiten uns Sorgen. Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung kleiner Handelsbetriebe und zur Schaffung eines Level Playing Fields im Onlinehandel dürfen daher nicht aufgeschoben werden, um das wirtschaftliche Comeback nach 3 Rezessionsjahren einzuleiten“, so Handelssprecher Rainer Will abschließend.
Den vollständigen Konjunkturreport Einzelhandel für das 2. Quartal 2025 finden Sie HIER.
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