- 21.08.2025, 12:38:02
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Automotive Zulieferindustrie unter Druck: Deutlicher Umsatzrückgang im Jahr 2024, Personalstand sank um 5.000 Stellen
9,2% Umsatzrückgang im Vergleich zu 2023, Industriestandort Österreich verliert massiv an Attraktivität
Der Branchenumsatz der Automotiven Zulieferindustrie betrug im Jahr 2024 28,41 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2023 (31,3 Milliarden Euro) entspricht das einem Rückgang von 9,2 %.
Ende 2024 lag die Zahl der Beschäftigten bei 76.900. Das sind inklusive Leiharbeitskräften rund 5.000 Stellen weniger als 2023.
Die Branche sichert indirekt 192.000 Arbeitsplätze und generiert eine heimische Wertschöpfung von knapp 15,8 Milliarden Euro.
Eine aktuelle Standortanalyse zeigt, dass Österreich im internationalen Vergleich von Standorten der Automobilwirtschaft weiterhin zurückfällt.
Potenziale sind vorhanden. Um diese zu nutzen, ist eine entschiedenere Wirtschaftspolitik erforderlich.
Die Automotive Zulieferindustrie zählt zu den stärksten Industriebranchen Österreichs. Doch die Branche gerät zunehmend unter Druck. Die Transformation der Mobilität, hohe Energie- und Rohstoffpreise, eine schwache Binnenkonjunktur sowie globale Handelskonflikte sorgen für Unsicherheit. Hinzu kommen hausgemachte Probleme am Standort Österreich. Diese Einflussfaktoren machen sich zunehmend in den Zahlen bemerkbar. So betrug der Umsatz in der Automobilzulieferindustrie im Jahr 2024 rund 28,4 Milliarden Euro. Das sind um 9,2 % weniger als im Jahr 2023. Die Beschäftigung ist erstmals seit vielen Jahren rückläufig: Im Jahr 2024 wurden rund 5.000 Stellen (inklusive Leiharbeitskräfte) abgebaut.
Dietmar Schäfer, der Vorsitzende der ARGE Automotive Zulieferindustrie, sagt dazu: „Die aktuellen Zahlen in unserer Branche sind ein lauter Weckruf an die Standortpolitik in Österreich. Denn auch im Jahr 2025 werden laufend Stellen abgebaut. Und es ist zu befürchten, dass dies nachhaltig ist. Unsere Branche trägt seit Jahrzehnten zum Wohlstand in Österreich bei. Die erzielten volkswirtschaftlichen Effekte sind bedeutend: Wir sichern rund 190.000 Arbeitsplätze und erwirtschaften 15,8 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Die Unternehmen befinden sich zwar in einer tiefgreifenden Transformation, sind aber weiterhin als Partner gefragt. Sie benötigen jedoch deutlich mehr Flankenschutz durch eine aktive Standortpolitik.“
In einem hochkompetitiven internationalen Umfeld wird die Verfügbarkeit attraktiver Standortbedingungen zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Eine fortlaufende Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zeigt erneut, wie dringend der Handlungsbedarf am Standort Österreich ist. Studienautor Herwig Schneider, Leiter des IWI, meint dazu: „Österreich überzeugt grundsätzlich mit hoher Produktqualität, Präzision in der maschinellen Fertigung, einer starken Forschungs- und Innovationsbasis sowie exzellenter Aus- und Weiterbildung. Diese Stärken gilt es gezielt auszubauen. Gleichzeitig aber sind wir in der „Standortfaktoren-Weltmeisterschaft“ – einem internationalen Benchmark zu 28 Indikatoren – deutlich zurückgefallen. Im Standortbarometer, das den Abstand zur Spitzengruppe misst, vergrößerte sich der Rückstand, und auch im EU-Vergleich sinken die Werte Österreichs. Dieser Trend spiegelt eine schleichende, aber stetige Verschlechterung der Wettbewerbsposition Österreichs wider.“
Als zentrale Schwächen des Standorts Österreich identifiziert die Studie eine Reihe hausgemachter Problemlagen: hohe Lohn- und Lohnnebenkosten, steigende Energiekosten und ein weiterhin zunehmender Fachkräftemangel – insbesondere bei hochqualifizierten Arbeitskräften. Viele Zielländer bieten niedrigere Gewinnsteuersätze, größere Arbeitskräftepools und günstigere Energiepreise. „Diese strukturellen Nachteile mindern die Investitionsbereitschaft am Standort Österreich und gefährden ganze Wertschöpfungsketten“, so Herwig Schneider.
Gleichzeitig bieten sich der Branche Chancen: Laut Umfragen der Außenwirtschaftsorganisation (ADVANTAGE AUSTRIA) wird in Indien, Mexiko, Brasilien, Schweden und Korea ein erhöhter Bedarf an (Vor-)Produkten und Dienstleistungen aus Österreich erwartet. Die wesentlichen Gründe, warum sich Zielländer grundsätzlich für Österreich entscheiden, sind die hohe Produktqualität und Präzision sowie oftmals die geografische Nähe. In mehreren Zielmärkten besteht eine verstärkte Nachfrage nach Komponenten für Elektromobilität, Leichtbau, Fahrassistenzsysteme und innovative Antriebstechnologien. Verkürzte Lieferketten und Nearshoring-Trends bieten Chancen für österreichische Anbieter, insbesondere was die kurzfristige Verfügbarkeit und Liefertreue betrifft.
„Trotz der schwierigen Umstände hat die Automotive Zulieferindustrie Potenzial. Um dieses zu heben, braucht es aber auch einen entsprechenden politischen Willen und vor allem entschiedenes politisches Handeln, das die Unternehmen dabei unterstützt. Die Druckpunkte sind klar: Eine zu hohe Steuerbelastung schränkt den Spielraum für Investitionen ein, die Energiekosten sind im Vergleich nach wie vor zu hoch und bürokratische Einschränkungen – siehe etwa das Verbrennerverbot, das Lieferkettengesetz oder die Vielzahl an Reportingpflichten – binden zu viele Ressourcen in den Unternehmen. Stattdessen wäre es gerade jetzt wichtig, Forschung und Entwicklung zu stärken, Technologiecluster weiter auszubauen und zusätzliche Weiterbildungsoffensiven zu starten“, so Dietmar Schäfer abschließend.
Weitere Informationen sowie die gesamte Studie „Internationaler Vergleich von Standorten der Automobilwirtschaft“ stehen unter https://www.arge-auto.at/publikationen/ zum Download bereit.
Über die ARGE Automotive
Die ARGE Automotive Zulieferindustrie ist die österreichweite Branchenvertretung für die rund 900 in der WKO vertretenen Unternehmen aus dem automotiven Wertschöpfungsbereich und vereinigt somit alle wesentlichen Player dieses Sektors unter ihrem Dach. Trägerorganisationen sind die WKO, vertreten durch die Bundessparte Industrie, und die AWOADVANTAGE AUSTRIA /Außenwirtschaft Österreich sowie sechs Industrie-Fachverbände (FV-NE-Metall, FV Bergwerke & Stahl, FV Metalltechnische Industrie FMTI, FV Chemische Industrie, FV Elektro- und Elektronikindustrie und FV Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie), die Kraftfahrzeugzulieferbetriebe zu ihren Mitgliedern zählen. Oberstes Ziel ist, eine verbesserte öffentliche Wahrnehmung der Autozulieferbetriebe zu schaffen, um die industriepolitischen Rahmenbedingungen zu optimieren. Durch die Integration in die WKO ist auch für eine optimale Koordination insbesondere mit dem Fachverband der Fahrzeugindustrie als Interessenvertretung der Herstellerseite bestens vorgesorgt.
Über das IWI (www.iwi.ac.at)
Das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) ist ein gemeinnütziger Verein und finanziert sich über nationale und internationale Grundlagen- und Auftragsforschung. Das Institut wurde 1986 gegründet und zeichnet sich durch einen integrierten und umfassenden Analyseansatz aus.
Rückfragen & Kontakt:
ARGE Automotive Zulieferindustrie
Vorsitzender Dipl.Ing. Dietmar Schäfer
GF Clemens Zinkl, MSc
A-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63
Telefon: +43 (0)5 90 900 3482
Email: autozulieferer@fmti.at
www.arge-auto.at
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E-Mail: autozulieferer@fmti.at
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