• 19.08.2025, 11:10:02
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Biodiversität und zügiger Windkraftausbau müssen Hand in Hand gehen

BirdLife Österreich nimmt Stellung zur vom Land Tirol beauftragten Vogelschutz-Studie

Wien (OTS) - 

Die Naturschutzorganisation BirdLife Österreich hat in den vergangenen Monaten mehrere vogelkundliche Sensibilitätsstudien betreffend Windkraft durchgeführt. Dabei wurden eine überblicksartige Sensibilitätskarte für das gesamte Bundesgebiet sowie zwei detaillierte Karten im Auftrag der Bundesländer Tirol und Kärnten erstellt. Das Ziel dieser Untersuchungen war, das relative Konfliktrisiko zwischen Windkraftanlagen und Vogelarten (Vorkommen sensibler Brutvogelarten und Vogelzug) für verschiedene Regionen zu ermitteln und dadurch räumliche Vergleiche zu ermöglichen. Sensibilitätskarten sind in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie „RED III“ der EU als Werkzeug vorgesehen, um geeignete Beschleunigungszonen auszuweisen. In solchen Beschleunigungszonen gelten erleichterte Genehmigungsvorschriften, zum Beispiel ein Entfall der Umweltverträglichkeitsprüfung. BirdLife Österreich weist darauf hin, dass die Sensibilitätskarte eine Orientierungshilfe ist, jedoch die eingehende Standortprüfung nicht ersetzen kann.

„Dass Gebiete mit einem hohen Konfliktpotential nicht als Beschleunigungszonen geeignet sind, sollte schlüssig sein“, sagt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich: „Das bedeutet jedoch nicht, dass Windkraft generell in sensibleren Gebieten kategorisch auszuschließen ist – jedenfalls aber die Erleichterung der Genehmigung. Für sinnvolle Einzelprojekte an solchen Standorten kann und soll die Behörde die gewohnte Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen.“

Verschiedentlich ist in den letzten Tagen der Eindruck entstanden, dass laut der Sensibilitätsstudie im Auftrag des Landes Tirol „überwiegend rote Zonen“ vorlägen oder „sehr große Beeinträchtigungen“ zu erwarten seien und Windkraft an den allermeisten Tiroler Standorten daher nicht möglich sei. Solche Schlüsse lassen die BirdLife-Berichte jedoch nicht zu. Im Gegenteil: BirdLife Österreich weist darauf hin, dass die Sensibilitätskarte eine Orientierungshilfe ist und die eingehende Standortprüfung nicht ersetzen kann.

„Viele Standorte in Tirol sind aus topografischen Gründen nicht für Windkraft geeignet. Umso wichtiger ist es, das verbleibende Potential zu nutzen und Konflikte möglichst zu vermeiden. Dazu soll die erstellte Sensibilitätskarte beitragen“, so Gábor Wichmann.

Zusammenfassend stellt BirdLife Österreich fest:

· Die Studie zur ornithologischen Sensibilitätskarte für Windkraftplanungen ist ein Fachgutachten für die Landesregierung(en), kein Plädoyer für oder gegen Windkraft.

· Sie dient als Grundlage für eine sachliche Standortprüfung und mögliche Maßnahmen zum Schutz der Vogelwelt.

· Die Studie nimmt keine abschließende Bewertung einzelner Standorte vor. BirdLife hat von den mitunter erwähnten 54 Windkraftprojekten kein einziges Projekt im Einzelfall geprüft. Die Überprüfung liegt allein in der Verantwortung der zuständigen Behörden.

· Die Sensibilitätskarte ersetzt keine Zonierung in einem Raumplanungsprozess, sondern stellt eine Grundlage für diese dar.

· BirdLife empfiehlt allerdings, in hoch oder sehr hoch sensiblen Regionen keine Beschleunigungsgebiete gemäß der RED-III-Richtlinie auszuweisen, da dies nicht richtlinienkonform wäre und eine zügige Projektumsetzung dort nicht zu erwarten ist.

· Ob Windkraft an einem Standort naturverträglich und damit genehmigungsfähig ist, muss durch detaillierte, standortbezogene Untersuchungen im Wege der Umweltverträglichkeitsprüfung geklärt werden. Die Sensibilitätskarte kann dabei helfen, Gebiete mit geringem Risiko für die Vogelwelt und höherer Planungssicherheit zu identifizieren, nimmt aber keine Einzelfallentscheidung vorweg.

Weitere Informationen:

https://www.birdlife.at/vogelschutz/naturschutzpolitik/erneuerbare-energien/

Rückfragen & Kontakt

BirdLife Österreich
Dr. Susanne Schreiner
Telefon: +43 (0) 699 181 555 65
E-Mail: susanne.schreiner@birdlife.at

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